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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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sollte, über seine Arbeits-Kreditkarte abrechnete. Aber sie hatte vor dem Waschen in die Taschen seiner Arbeitsjeans gegriffen und war, neben ein paar Schrauben und Kleingeld, auf die zerknüllte Kreditkartenquittung gestoßen. Sie wusste, dass es seine Kreditkartennummer war. Sie wusste alles, was es über ihn zu wissen gab.
    Was sie nicht wusste, war, wem er die Blumen geschickt hatte.
    Laura McCarthy ging den Weg entlang zum Wald und ließ ihre Tränen ungehindert fließen. Der Hund rannte vor ihr her. Sie konnte nicht glauben, dass er es schon wieder getan hatte. Nach allem, was er gesagt hatte, nach all den Schwüren und Versprechungen. Sie hatte geglaubt, das alles läge hinter ihnen. Sie hatte dieses ängstliche, nervöse Gefühl der Unzulänglichkeit abgelegt, das Gefühl, irgendwie nicht genug für ihn zu sein, dass etwas an ihr fehlte, dass sie deshalb immer auf der Hut sein musste. Sie hatte aufgehört, jede gutaussehende Frau als potenzielle Konkurrentin zu betrachten.
    Närrin.
    Laura schnäuzte sich. Für die blühenden Hecken, die Narzissen und zarten blauen Glockenblumen hatte sie keine Augen. Ihr Magen war ein einziger nervöser Knoten, ihre Gedanken ein Chaos aus Wut und Schuldzuweisungen. Alles,
was sie sah, war Matts Gesicht, sein laszives Grinsen, das einer anderen galt … Nein! Das war der sichere Weg in den Wahnsinn, das hatte sie schon vor langer Zeit gelernt. Die Warnungen ihrer Mutter klangen ihr im Ohr, sie sei selbst schuld, wenn es schiefgehe; was müsse sie auch eine derart »unpassende« Verbindung eingehen. Sie sah sich selbst, in der Zukunft, wie sie die zahlreichen Seitensprünge ihres Mannes höflich ignorierte, bis er zu alt war, um weitere zu begehen.
    »Zur Hölle mit dir, Matt!«, brüllte sie.
    Was sollte sie bloß tun? Was konnte sie tun? Wo er doch alle Trümpfe in der Hand hielt? Wie konnte er ihr das antun, wo sie ihn doch so liebte, ihn vom ersten Augenblick immer nur geliebt hatte!
    Aber tief in ihrem Herzen hatte sie geahnt, dass etwas nicht stimmte. Er war zu gut gelaunt, zu abwesend. Seit drei Wochen hatte er nicht mehr mit ihr geschlafen, und bei Matt konnte das nur eines bedeuten, trotz aller Ausreden, er sei zu müde oder er wolle sich noch diesen oder jenen Spätfilm unbedingt ansehen.
    »Ach Gott …« Laura ließ sich schluchzend auf einen Baumstumpf sinken. Sie war eine starke Frau, aber heute war sie von einem kleinen Zettel besiegt worden. Ihre Ehe war ein Witz. Egal, was er auch sagte – dass es nichts mit ihr zu tun habe, dass er einfach so gestrickt sei. Selbst wenn er es abstritt. Sie liebte ihn, und es hatte keinen Zweck.
    »Entschuldigen Sie, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Laura riss ihren Kopf hoch. Fünfzig Meter von ihr entfernt stand ein Mann im Anzug. Etwas weiter hinter ihm stand sein Auto. Die Wagentür war offen, der Motor lief. Er beugte sich zur Seite, wie um sie besser sehen zu können, kam aber nicht näher. Ihr Hund Bernie saß zu seinen Füßen, als wolle er nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    Laura wischte sich erschrocken mit den Handrücken übers nasse Gesicht. »Mein Gott.« Mit hochroten Wangen sprang
sie auf. »Ich bin gleich weg.« Sie fand es entsetzlich, dass jemand sie in diesem Zustand sah. In diesen Wald kamen nur so selten Leute, dass sie sich vollkommen sicher gefühlt hatte.
    Fahrig suchte sie in ihren Taschen nach einem Taschentuch. Dabei hörte sie ihn näher kommen, und plötzlich tauchte ein Taschentuch in ihrem Gesichtsfeld auf. »Bitte«, sagte er, »nehmen Sie’s.«
    Zögernd nahm sie es und tupfte sich damit das nasse Gesicht ab. Niemand benutzt heutzutage noch Stofftaschentücher, dachte sie zerstreut. Aber irgendwie fühlte sie sich ein wenig wohler, als könne ein Mann mit altmodischen Stofftaschentüchern nichts Übles im Sinn haben.
    »Es tut mir leid«, stieß sie, bemüht beherrscht, hervor. »Sie haben mich in einem schlechten Moment erwischt.«
    »Kann ich … kann ich vielleicht was für Sie tun?«
    Sie hätte fast gelacht. Was für ein Gedanke! Als ob jetzt noch irgendwas getan werden konnte. »Ach … nein«, stammelte sie.
    Er wartete, während sie sich das Gesicht trocknete. Weinen war ihr so fremd.
    »Ich war nicht sicher, ob Sie mich gehört hatten. Ich wusste nicht, ob Sie nicht vielleicht diese …« Er deutete Ohrhörer an. »Leute, die ihre Hunde ausführen, haben heutzutage oft solche Dinger in den Ohren.«
    »Nein …« Sie schaute sich nach Bernie um, wollte dem Fremden dann das

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