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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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könnte noch auf meine alte Schule gehen. Und Mary. Vielleicht hätten wir sie ja gar nicht entlassen müssen, vielleicht hätte der Erlös für die Geige ja auch noch für sie gereicht.
    Ihre Mutter hatte irgendwas davon gefaselt, sie wolle jetzt doch Geigenunterricht erteilen, damit ein wenig Geld ins Haus käme. Sie habe bei den Vettern im Laden einen Zettel aufgehängt. Es würde schon nicht so schlimm werden. Das sagte sie so oft, dass Kitty wusste, wie sehr ihrer Mutter davor graute, diesen Schritt zu tun. Aber sie hatte kein Mitleid mit ihr. Oder auch nur irgendwelche Dankbarkeitsgefühle für sie. Denn das Gerede vom Unterrichten hatte sie nur wieder an diese Geige erinnert.
    »Liebst du uns?«, hatte sie irgendwann scharf gefragt.
    Ihre Mutter war entsetzt gewesen. »Wie kannst du bloß so etwas fragen? Natürlich liebe ich euch!« Sie war so erregt gewesen, dass selbst Kitty ein schlechtes Gewissen bekommen hatte. »Warum?«, hatte Isabel gefragt. »Warum fragst du das?«
    »Mehr als alles andere?«
    »Mehr als alles, was du dir vorstellen kannst«, hatte ihre Mutter erregt und von Gefühlen überwältigt geantwortet. Sie umarmte sie nach dem Essen, wie um ihr das noch einmal deutlich zu machen, aber Kitty hatte die Umarmung nicht wie sonst erwidern können. Denn es waren bloß Worte, leere Worte, oder? Was Mum am meisten liebte, war offensichtlich.
Kitty hätte die Geige am liebsten aus einem der oberen Fenster geworfen, wenn sie nicht ihre letzte Hoffnung auf ein wenig Geld gewesen wäre.
    An diesem Nachmittag ging sie mit Anthony nach Hause. Sie hatte den Schulbus versäumt und Anthony ebenso. Erst als sie schon fast daheim waren, kam es Kitty in den Sinn, dass er das vielleicht absichtlich getan haben könnte. Sie gingen zurzeit oft miteinander heim oder zur Schule, und sie war in seiner Gegenwart jetzt schon bedeutend weniger befangen. Man konnte gut mit ihm reden. Und wenn er bei ihr war, fühlte sie sich im Wald sicher. Alleine hatte sie ständig das Gefühl, von bösen Augen verfolgt zu werden.
    »Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass deine Eltern dich angelogen haben?«, fragte sie, während sie den Waldpfad entlangschlenderten. Nachmittags gingen sie immer ziemlich langsam, als ob es keiner von ihnen eilig hätte, nach Hause zu kommen.
    »Worüber?« Anthony hielt ihr einen Streifen Kaugummi hin, den sie annahm und beim Gehen auswickelte.
    Kitty war sich nicht sicher, ob sie ihm das verraten wollte. »Was Großes«, erklärte sie schließlich, »etwas, das die ganze Familie betrifft.«
    Anthony schnaubte. »Mein Vater lügt andauernd.«
    »Und du sagst nie was?«
    Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Das mit den Eltern ist so eine Sache«, erklärte er. »Du musst dich an ihre Regeln halten, aber sie sich nicht. Nicht an dieselben jedenfalls.«
    »So war mein Dad nicht«, sinnierte Kitty. Sie sprang auf einen umgestürzten Baumstamm und balancierte darauf entlang. »Er hat mit mir wie von Gleich zu Gleich geredet. Selbst, wenn er mit einem geschimpft hat, war das eher so, als würde er … einem was erklären.« Mehr konnte sie nicht sagen, sonst wären ihr die Tränen gekommen.

    Ein Auto kam den schmalen Weg entlanggeholpert; sie wichen zur Seite aus. Langsam rumpelte es an ihnen vorbei, und der Fahrer, ein Mann im Anzug, bedankte sich mit einem Winken.
    Anthony schaute ihm nach, dann trat er wieder in die Mitte des Wegs und rückte seine Schultasche auf seiner Schulter zurecht. »Mein Dad lügt jeden an, und er kommt immer damit durch«, sagte er bitter. Dann wechselte er das Thema. »Meine Kumpels und ich, wir wollen am Samstag ins Kino. Kannst mitkommen, wenn du magst.«
    Die Geige war vorübergehend vergessen.
    Kitty warf ihm unter ihrem Pony einen verstohlenen Blick zu.
    Er starrte geradeaus, als befände sich dort vorne etwas ungeheuer Wichtiges, das er nicht aus den Augen lassen durfte. »Nichts Besonderes. Bloß abhängen und so.«
    Der Kloß in Kittys Hals war auf einmal verschwunden. »Okay«, sagte sie.
     
    Nicholas Trent fuhr aus dem Wald hinaus und blinzelte ins blendende Sonnenlicht. Er setzte den Blinker und fuhr auf die Landstraße. Wenn man den langen Weg hier heraus bedachte und die ausführliche Lunchpause, die er soeben gemacht hatte, dann hätte er eigentlich sofort wie geplant die hiesigen Maklerbüros abklappern müssen. Stattdessen fuhr er zerstreut in Richtung Autobahn zurück. Sein Kopf war zu voll, seine Gedanken zu durcheinander.
    Aber diesmal hatte es

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