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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Darlehen bitten sollte, doch etwas in ihm schreckte davor zurück, diesem Mann noch mehr verpflichtet zu sein als ohnehin schon.
    »Was sollen wir bloß machen, altes Mädchen?« Er streichelte den Kopf der Colliehündin. »Ich bin zweiunddreißig, hab weder Frau noch Kinder und einen Job, bei dem ich nicht mal den Mindestlohn kriege. Und jetzt verliere ich auch noch das Dach überm Kopf.«
    Die Hündin schaute traurig zu ihm auf, als spüre auch sie die Ungewissheit ihrer Zukunft. Byron lächelte, gab sich einen Ruck und stand auf. Er versuchte, nicht an das zu denken, was er gerade gesagt hatte, oder daran, wie drückend die Stille im Haus war, seit er alleine dort wohnte. Er versuchte, nicht auf die Stimme zu hören, die seine Entschlossenheit mit Verzweiflung unterhöhlen wollte. Er wusste aus einer anderen Zeit, wie leicht es war, sich von solchen Stimmen niederdrücken zu lassen.
    Das Leben war nun mal nicht fair. Das wusste auch der kleine
Thierry dort unten, der eine viel härtere Lektion, und das in einem weit jüngeren Alter, lernen musste.
    Byron ging nach unten. Es wurde Zeit, den Jungen nach Hause zu bringen. Am Nachmittag erschien die Lokalzeitung. Vielleicht fand er dort ja was. Er schaute den Jungen an, sah, wie glücklich er mit den Hunden war, und war auf einmal froh um diese Ablenkung.
    »Komm«, sagte er munterer zu Thierry, als ihm zumute war, »wenn du brav bist, fragen wir deine Mum, ob du mit mir im Traktor sitzen darfst, wenn ich das untere Feld umpflüge.«
     
    Ein anerkennender Pfiff begrüßte Isabel, als sie die Treppe hinunterkam. Instinktiv griff sie sich an den Hals und hielt sich den Blusenkragen zu. Matt stand in der Diele und führte ein Kabel durch ein gähnendes Loch in einer Wand. Sein Werkzeuggürtel hing tief an seinen Hüften. Neben ihm standen zwei junge Burschen, die er schon ein paar Mal mitgebracht hatte. Er grinste Isabel an. »Sie sehen aber fesch aus, Mrs D. Haben Sie was Besonderes vor?«
    Isabel wurde rot und ärgerte sich darüber. »Ach … nein«, stotterte sie, »das ist bloß eine alte Bluse, die ich ausgegraben habe.«
    »Steht Ihnen«, bemerkte Matt. »Die Farbe sollten Sie öfter tragen.«
    Einer seiner Männer sagte etwas zu ihm, und er widmete sich wieder seinem Kabel. Dabei sang er leise vor sich hin. Isabel brauchte einen Moment, bis sie erkannte, was für ein Lied es war: » Hey there, lonely girl … lonely girl … «
    Sie musste sich zwingen, nicht umzukehren und wieder nach oben zu gehen. Stattdessen durchquerte sie die Diele und verschwand im Wohnzimmer, die Hand immer noch am Blusenkragen. Das war schon das dritte Mal diese Woche, dass Matt ihr ein Kompliment machte. Aber es fiel ihr schwer zu glauben, dass ihre Bluse ein solches verdiente. Es war eine
alte, marineblaue Leinenbluse, so ausgewaschen, dass der Stoff schon ganz weich und dünn war. Laurent hatte sie ihr vor vielen Jahren während eines Paris-Aufenthalts geschenkt. Diese Bluse gehörte zu einer ganzen Anzahl alter Kleidungsstücke, die ihr jetzt wieder passten. Die meisten Sachen waren ihr mittlerweile zu weit geworden und schlotterten an ihrem Körper. Seit Laurents Tod hatte sie kaum Appetit. Wenn die Kinder nicht gewesen wären, sie hätte sich ebenso gut von Obst und Keksen ernähren können. Es gab niemanden, mit dem sie über die Kinder hätte reden können, über Kittys miese Laune, über das hartnäckige Schweigen ihres Sohnes. Wahrscheinlich sprach sie mittlerweile mehr mit Matt als mit irgendeinem anderen lebenden Wesen.
    »Das Bad«, sagte er und tauchte im Türrahmen auf, »haben Sie noch mal darüber nachgedacht? Es zu verlegen? Es würde viel besser ins dritte Schlafzimmer passen.«
    Sie überlegte kurz, wovon er sprach. »Aber sagten Sie nicht, das würde mehr kosten?«
    »Na ja, ein bisschen mehr schon, aber dann hätten Sie Ihr großes Schlafzimmer mit direkt angeschlossenem Bad und ein Ankleidezimmer. Die Rohre umzulegen wäre keine große Sache. Und dort wäre es viel besser untergebracht als hinten in dieser Ecke.«
    Sie überlegte, doch dann schüttelte sie den Kopf. Seit die Zimmerdecke heruntergekommen war, fiel es ihr schwer, nicht bei jeder Unterhaltung alle paar Minuten zur Decke zu schauen. »Das geht nicht, Matt. Ich finde, wir sollten uns darauf konzentrieren, erst mal überhaupt ein gebrauchsfähiges Bad zu haben.«
    »Isabel, ich sag Ihnen, so wäre es viel besser! Es würde das Haus aufwerten, Sie hätten ein schönes, großes Bad und ein Ankleidezimmer

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