Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)
Englisch, dann auf Deutsch.
Doch die Frauen sahen ihn in ihrer hilflosen Panik nicht einmal an. Sie liefen in den Korridor, aus dem er gekommen war. Er hörte sie aufschreien. Das donnernde Brausen kam näher. Weiße, brodelnde Gischt schoss durch den Gang auf Richard zu. Sie kletterte zischend an den Wänden hinauf und umfing die Lampen. Dann riss ihm das aufgewühlte Wasser die Füße weg.
Kapitel 38
Ein erleichterter Laut entrang sich Ellas Kehle. Einer der beiden Polizisten, die im Türrahmen standen, hatte Katie auf dem Arm!
Die junge Mutter stürmte an Chloe vorbei und drückte ihre Tochter an sich. Kinderarme schlangen sich um Ellas Hals, und eine Flut aus roten Locken bedeckte ihre bebende Schulter.
„Katie!“, flüsterte Chloe und lachte glücklich auf. Sie ließ sich auf die Knie fallen und dankte ihrem Gott für die Befreiung und sichere Heimkehr des Mädchens, wobei ihr unaufhörlich die Tränen über die vollen Wangen rollten.
Sean kam ebenfalls herbei, und zum ersten Mal sah Chloe, wie die beiden Geschwister sich in den Armen lagen. Ella umarmte ihre beiden Kinder und ihr glückliches Lächeln galt Chloe. Diese erhob sich und lief zur Tür. Die beiden Polizisten entfernten sich bereits und drohten von der Nebelbank verschluckt zu werden. Laut rief sie ihnen nach, dass sie noch ein paar Fragen an sie hätte, gewann aber den Eindruck, als warteten sie nur sehr widerwillig, bis sie sie erreichte.
„Wo ist Mr Beckett? Ist er bei Norah? Wissen Sie etwas über Norah?“, fragte sie und drückte dabei ihre zitternden Hände nervös gegen ihren Bauch.
„Mr Beckett war bei dem Einsatz nur am Rande als Beobachter beteiligt. Wir wissen nicht, wo er sich im Moment aufhält“, antwortete einer der beiden und sah sich dabei unbehaglich um. Ihm war deutlich anzumerken, wie unwohl er sich in dieser Gegend fühlte.
„Was wissen Sie über Miss Casey?“, hakte Chloe noch einmal nach.
„Nichts. Der Name sagt mir rein gar nichts“, erwiderte der Polizist, wandte sich um und stapfte weiter.
Chloe lief ihm nach. „Aber ihr Einsatz am Queen’s Square gehörte doch zu dem Plan! Sie sollte schon lange zurück sein.“
„Wir hatten den Auftrag, dieses Kind aus dem Haus zu holen und den Butler zu verhaften.“
„Aber was ist mit Ryan Cowen?“ Chloes Stimme wurde vor Verwirrung und Entsetzen ganz schrill.
Der Polizist zog die Schultern in die Höhe und wandte sich erneut ab. Diesmal hielt Chloe ihn energisch am Arm zurück. Unwillig blickte der Mann auf ihre Hand hinunter und verzog angewidert das Gesicht.
In Chloe stieg Wut auf. Sie war nicht schmutzig. Eines der ersten Dinge, die sie ihren Schülern in den Hafengassen beibrachte, war die Wichtigkeit von Körperhygiene, soweit es in diesem Umfeld möglich war. Und auch vorhin hatte sie sich von Schmutz und Blut gereinigt! „Da stimmt aber doch etwas nicht. Ein paar Ihrer Kollegen müssen in dem Bordell gewesen sein und …“
„Davon weiß ich nichts.“
Chloe wich taumelnd zurück. Heiße Furcht ergriff sie. Die Polizei wusste nichts von Norah? Sie hätte diesem Beckett nicht trauen sollen! Sie hatte gleich so ein ungutes Gefühl gehabt. „Würden Sie dann bitte mit mir kommen? Derselbe Mann, der das Mädchen entführt hat, hat jetzt meine Freundin in seiner Gewalt“, stieß sie mühsam hervor, da die Angst um ihre junge Freundin sie kurzatmig werden ließ.
„Unser Auftrag lautete, den Butler zu verhaften, das Mädchen zu befreien und es zu seiner Mutter zu bringen. Das haben wir getan, und damit ist die Sache erledigt!“, lautete die schonungslose, deutliche Absage des Polizisten.
Chloe ließ die beiden Männer gehen. Es war sinnlos; sie hatte von ihnen keine Hilfe zu erwarten. Was aber sollte sie jetzt tun? Was war mit Norah geschehen?
Chloe blieb allein in der kleinen Gasse zurück. Sie fühlte sich nicht nur sehr einsam, sondern auch gedemütigt, und das ließ sie ungewohnt mutlos werden. Doch der Gedanke an Norah, die mittlerweile bemerkt haben musste, dass sie in einen Hinterhalt getappt war, riss sie aus ihrer Apathie. Sie musste ihrer jungen Freundin zu Hilfe kommen – dringend!
Chloe atmete tief durch, straffte die Schultern und eilte mit großen Schritten zurück zu Ellas Haus, wo sie die drei MacConmaras auf dem Boden sitzend vorfand, eng aneinandergeschmiegt, während Katie leise von ihren Erlebnissen berichtete.
Als das Kind Chloe sah, sprang es auf und warf sich ihr in die Arme. Chloe drückte die Kleine fest an sich und
Weitere Kostenlose Bücher