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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Namen. Der Rest der etwa 25 Männer waren Heizer und Trimmer. Mit ihnen war das kieloben schwimmende Boot restlos überladen. Es war schwierig, es im Gleichgewicht und über Wasser zu halten, zumal einige der Schiffbrüchigen versuchten, es mithilfe von Brettern aus dem Trümmerfeld und von den im Wasser treibenden Menschen fortzurudern.
    Adam musste mit ansehen, wie ein Heizer gezielt nach hinten trat, als sich noch jemand auf das Boot hieven wollte. Ein schmerzhafter Stich jagte ihm bei diesem Anblick durchs Herz. Er hatte vorhin nichts anderes getan, um zu verhindern, dass er ins Wasser zurückgezogen wurde. Entsetzt über sich selbst und die aussichtslose Lage, in der sie sich befanden, schloss er die Augen.
    Wenn nur noch eine Person mehr auf das Boot kletterte, würden sie unweigerlich kentern und untergehen. Schon jetzt ragte der Rumpf nur noch teilweise über die Wasseroberfläche und viele von ihnen standen mit den Füßen im eisigen Nass.
    Doch wieder näherte sich ein um sein Leben schwimmender Mann dem halb unter Wasser liegenden Rumpf.
    „Kann ich hinauf?“, rief er zwischen klappernden Zähnen hindurch.
    „Wir gehen unter, wenn noch einer mehr kommt!“, wurde ihm geantwortet.
    Adam kniff die Augen noch fester zu, als wolle er alles um sich her ausblenden. Was nur sollten sie tun?
    „In Ordnung, Jungs“, rief die Stimme aus dem Wasser zu seiner Verwunderung und fügte hinzu: „Viel Glück und Gott segne euch 19 .“
    Die lauten Hilferufe der Schiffbrüchigen im Wasser hielten an. Adam hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Er ahnte, sollte er dieses Unglück überleben, würde er diese Schreie und die Verzweiflung, die sie widerspiegelten, wohl sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen können.
    Allmählich ebbten die Rufe ab. Die Stimmen erstarben nach und nach. Es mochten wohl 30 Minuten vergangen sein, bis auch der letzte Ruf in der unendlichen Weite des eisigen Atlantiks verhallte. Die danach eintretende Stille schmerzte Adam nicht weniger.
    Unvermutet durchbrach einer der Heizer neben Adam das erschütterte Schweigen und befragte die Männer nach ihrer Konfession. Es gab Katholiken, Methodisten und Presbyterianer. Also schlug der Mann vor, das einzige Gebet, das sie alle kannten, gemeinsam zu sprechen. Er begann das Vaterunser zu beten, und alle Männer auf dem Boot stimmten mit ein.

    Adam wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Lightoller sich an den zweiten Funker Bride wandte, der sich achtern von ihm befand, und ihn fragte, wer auf ihre noch von Bord der Titanic abgesandten Hilferufe reagiert hatte.
    Da sein linkes Bein schmerzhaft kribbelte, verlagerte Adam sein Gewicht, doch allein bei dieser minimalen Bewegung sackte das Boot unter ihm bedenklich ab. Also blieb er in seiner starren Haltung und lenkte sich damit ab, dass er der Aufzählung der sieben Schiffe zuhörte, die Bride dem Offizier nannte. Darunter war auch das Schwesterschiff der Titanic, die Olympic . Allerdings war sie – wie die meisten anderen Schiffe – weit entfernt. Nur die Carpathia der Cunard Line befand sich in der Nähe und hatte ein schnelles Kommen zugesagt. Der Funker rechnete gegen Morgen mit ihrem Eintreffen.
    Der Matrose bezweifelte allerdings, dass sie es so lange auf dem wankenden Rettungsboot aushalten konnten. Er fror erbärmlich, und den anderen ging es auch nicht besser, wie er an ihrem Stöhnen hörte und am heftigen Zittern seiner Nebenmänner spürte. Obwohl nicht einmal der kleinste Windhauch über den Atlantik strich, war die Luft beißend kalt.
    Einer der Heizer stimmte mit rauer Stimme einen Choral an. Es dauerte nicht lange, da fielen weitere Sänger mit ein. Adam sang gemeinsam mit den Trimmern, dem Offizier, den anderen Besatzungsmitgliedern und den Erste-Klasse-Passagieren gegen die Kälte und die Furcht an. Anschließend betete jemand und ein anderer Überlebender schlug ein neues Lied vor 20 . In den Gesangspausen war Adam damit beschäftigt, jede unbeholfene Bewegung zu vermeiden, nach Lichtern in der Ferne Ausschau zu halten oder sich und den Umstehenden Mut zuzusprechen. Seine Gedanken waren wie eingefroren und erlaubten ihm keinen Augenblick, sich an das eben Geschehene zu erinnern oder sich Sorgen um seine Familie, seine Freunde oder Kollegen zu machen. Selbst die entsetzlichen Rufe der Erfrierenden waren für den Moment aus seiner Erinnerung gelöscht.
    Aus den zäh verstreichenden Minuten wurden Stunden.
    Mehrmals ruderten sie vorsichtig in Richtung der

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