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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Du kannst Gott für die Änderung deiner Pläne danken! Ich weiß, für euch ist der Untergang des Schiffes sicher eine kleine Tragödie, weil es hier gebaut wurde und weil eure Familien an seinem Bau beteiligt waren, daher …“
    „Danny“, unterbrach Chloe ihn energisch. Sie ließ Norah los und winkte dem Reporter, ihr ein paar Schritte zur Seite zu folgen. Dennoch hörte Norah, wie sie ihm leise zuraunte: „Eves Verlobter ist als Heizer auf der Titanic mitgefahren , Norahs Bruder als Matrose und Rick – Norahs Richard – befindet sich ebenfalls mit an Bord.“
    Danny stöhnte betroffen auf, bevor er Chloe an den Oberarmen packte. „Du und Catherine, ihr kümmert euch um die beiden. Ich werde möglichst viele Informationen über die Titanic einholen. Wir treffen uns später in deinem Haus.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und eilte in Richtung Ausgang.
    Norah sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Dann senkte sie den Kopf und blickte auf ihre Hände hinunter. Die Titanic war gesunken?! Diese Information wollte einfach nicht in ihren Kopf hinein. Es war, als weigere sich jede Faser ihres Körpers, auch nur anzunehmen, dass Danny recht haben könnte. Sie hörte Eves leises Schluchzen und bekam mit, wie Catherine versuchte, sie zu trösten und ihr Hoffnung zu machen, Dylan könne vielleicht überlebt haben. Doch sie wussten alle, wie gering diese Chance war. Dylan war Heizer. Er hatte, wie alle seine Kollegen, seinen Schlafplatz ganz vorne im Bug. Wenn das Schiff einen Eisberg gerammt hatte, war der Bug der gefährlichste Platz, an dem man sich aufhalten konnte. Falls er zum Zeitpunkt der Kollision in einem der Maschinenräume gewesen war, konnte er eine kleine Chance auf eine Flucht vor dem eindringenden Wasser gehabt haben. Es sei denn, die Schotten hatten sich sofort geschlossen; damit wäre er unweigerlich im Rumpf eingesperrt gewesen.
    Norah zog ein bohrender Schmerz durch die Magengegend bei dem Gedanken daran, welche schrecklichen Szenen sich im Bauch der Titanic abgespielt haben mochten.
    Eves raue Stimme drang bis in ihre wirr dahinfliegenden und noch immer ungläubigen Gedanken durch: „Du weißt nicht, wie das abläuft, Catherine. Zuerst werden die Leute aus der ersten Klasse gerettet, dann die aus der zweiten und schließlich die aus der dritten. Erst dann kommt die Besatzung dran. In jedes Rettungsboot kommen noch ein paar Matrosen, die rudern, steuern und navigieren können. Was glaubst du, wann ein Heizer an der Reihe ist, in ein Rettungsboot steigen zu dürfen?“ Aus ihrem Schluchzen war ein aufgebrachter, verzweifelter Schrei geworden.
    Ein paar Damen in eleganten Kleidern und mit extravaganten Hüten auf dem Kopf starrten daraufhin neugierig zu der kleinen Gruppe einfach gekleideter Frauen hinüber.
    Norah ignorierte ihre Blicke und gab sich ihren eigenen Überlegungen hin.
    Adam!
    Sie hob den Kopf und sah in Chloes tränenüberströmtes rundes Gesicht.
    Richard!
    Norah flüsterte den Namen des Mannes, den sie liebte. Schließlich ließ sie sich mit einem Aufschluchzen gegen Chloe fallen. Ihre Freundin nahm sie fest in die Arme, und sie weinten gemeinsam.
    Doch bereits Sekunden später schreckte Norah hoch. Ihr Vater hatte mit Sicherheit in der Werft von dem Unglück gehört. Er und ihre Mutter wähnten ihre beiden Kinder auf der Titanic . Sie konnten ja nicht wissen, dass Norah in Queenstown von Bord gegangen war und sich mittlerweile schon wieder in Belfast befand.
    „Meine Eltern …“, stieß sie aus und schob sich von Chloe weg, um auf die Füße zu springen. „Sie wissen nicht, dass ich gar nicht an Bord war.“
    „Wir bringen dich nach Hause und gehen dann zu Ella“, sagte Chloe und berührte ganz sanft Eves Schulter.
    Catherine half der zierlichen Frau auf, und gemeinsam strebten sie dem Ausgang entgegen. Die vier Frauen beachteten den an der Rezeption wartenden Mann nicht. Er hatte Chloe und Norah schon seit ein paar Minuten nicht aus den Augen gelassen und ihre Gesichtszüge immer wieder mit der Beschreibung verglichen, die er von einem Augenzeugen erhalten hatte. Nun drehte er sich um und bat den älteren Herrn hinter der Rezeption, seine Kollegen bei der Polizei zu verständigen.

    Die Freundinnen traten auf die Straße, und prompt brüllte ein Zeitungsjunge ihnen mit sich überschlagender Stimme entgegen: „Das sicherste Schiff der Welt gesunken. Die Titanic reißt Tausende mit in den Tod!“
    „Blödsinn“, sagte Norah laut, und ihr Ausruf

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