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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Schließlich schüttelte sie zweifelnd und verunsichert den Kopf. „Er stand auf zwei der drei Listen. Die, die erwähnt werden, die müssen doch zu den Überlebenden gehören! Meine Güte, stell dir vor, es wären falsche Namen genannt und den Angehörigen damit trügerische Hoffnungen gemacht worden!“
    „Komm rein, Norah“, erwiderte Chloe nur und drehte sich um.
    Norah strich ihr leicht über den Rücken. Jetzt hatte Chloe ein schlechtes Gewissen, weil sie ihr Angst gemacht hatte, und dabei war Chloe eine Person, die zwar geradeheraus sagte, was sie dachte, aber jeden Menschen sofort ins Herz schloss. Ausgenommen Danny Fitzpatrick vielleicht, überlegte Norah, und für einen kleinen Augenblick zeigten sich die winzigen, sternförmigen Grübchen auf ihren Wangen.
    In diesem Moment wusste sie: Sie würde furchtbar leiden, sollten Richard und Dylan und vielleicht sogar Adam tot sein, aber eines Tages würde sie wieder nach vorne sehen und lachen können. Auch das war ein Grund zum Danken.

    Es war ein Glücksfall, dass er Norah Casey an der Kreuzung gesehen und erkannt hatte. Sofort ließ er die offene Kutsche anhalten und stieg aus. Er bezahlte eilig und wartete nicht einmal auf das Restgeld. In ein paar Tagen würde er über mehr Geld verfügen, als er jemals zu hoffen gewagt hatte. Da kam es auf das bisschen Kleingeld nicht mehr an.
    Im Abstand von mehreren Metern folgte er der die Straße entlanghastenden Frau, und zu seinem Erstaunen eilte sie schon wieder in Richtung Queen’s Square.
    Hatte sie sich denn noch nicht genug Ärger eingehandelt?
    Allerdings blieb Norah vor einem größeren, grau verputzten Haus außerhalb des eigentlichen Rotlichtbezirks stehen und wurde kurz darauf von dieser unattraktiven Dicken in die Arme geschlossen.
    Beckett lehnte sich mit dem Rücken gegen einen halbhohen, verwitterten Holzzaun, zog sich seinen Hut tief in die Stirn und wartete, bis die beiden im Haus verschwunden waren. Gleich darauf überquerte er die Straße und schlich sich durch den kleinen grasbewachsenen Vorgarten zum Haus, das er vorsichtig einmal umrundete. Es gab keine Hintertür. Demnach musste Norah das Gebäude zur Straße hin wieder verlassen. Mit einem zufriedenen Grinsen huschte er hinüber auf die andere Straßenseite, wo ihn ein struppiger Strauch notdürftig vor allzu neugierigen Blicken schützte.
    Hier würde er warten, bis Norah das Haus wieder verließ. Irgendwann würde sie allein und unbeobachtet sein. Dann konnte er zuschlagen.

    Zwei Stunden nachdem Norah bei Chloe eingetroffen war, klopfte es kräftig an der Eingangstür. Norah sprang sofort auf, doch diesmal war Chloe schneller und lief hastig zur Tür. Mit gerunzelter Stirn sah Norah ihr nach. Es kam selten einmal vor, dass es jemand in ihrem Umfeld eiliger hatte als sie.
    Danny stand draußen vor der Tür und drängte herein. Schnell und energisch schloss er die Tür ab und dirigierte Chloe vor sich her durch den Flur bis in den Wohnraum. „Hier, Norah, neue Listen. Ich muss mit Chloe allein sprechen“, sagte er nur, warf die Listen auf den niedrigen Couchtisch und zog Chloe an der Hand hinter sich her in die Küche.
    Innerlich aufgewühlt blickte Norah für geraume Zeit auf die geschlossene Küchentür. Was ging hier vor sich? War nun doch ein Verdacht auf Chloe gefallen? Wer würde ihnen glauben, wenn sie die wenigen Bruchstücke erzählten, die sie über den tatsächlichen Tathergang wussten?
    Chloe war ein einfaches Waisenkind aus dem Hafenviertel. Niemand würde sich darum kümmern, ob sie wegen eines Verbrechens ins Gefängnis kam, das sie gar nicht begangen hatte.
    Mechanisch griff Norah nach den zerknitterten Papieren auf dem Tisch und überflog ein weiteres Mal die erschreckend kurze Namensliste. Adam stand auch diesmal darauf, allerdings fand sie weder Dylans noch Richards Namen. Schwere Traurigkeit wollte sich auf ihr Herz legen, doch sie schrak hoch, als die Küchentür aufgerissen wurde. Chloes Gesicht wies eine seltsam rote Farbe auf. Hatte sie sich so sehr aufgeregt? War ihre Angst durch Dannys Bericht ins Unermessliche gestiegen?
    Da ihre Freundin am ganzen Körper zitterte, sprang Norah auf. „Was ist los, Chloe?“, flüsterte sie.
    „Du musst mit mir kommen, Sternchen.“
    „Mitkommen? Wohin?“
    Danny stürmte an ihnen vorbei, und Norah hörte, wie er hastig die Blätter der Liste einsammelte. „Schnell, bitte!“, mahnte er und stand schon wieder im Flur.
    „Was ist denn los?“, begehrte Norah auf, eine

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