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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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hier? Verfolgte er sie?
    Norah wandte sich ab und ging zügig weiter. Verwirrung und Angst saßen ihr mit einem unangenehmen Zwicken im Nacken. Warum sollte der Mann ihr folgen? Sein Auftrag war doch erledigt.
    Erneut drehte sie den Kopf, nur um festzustellen, dass Beckett noch immer von dem wütenden Mann aufgehalten wurde. Also nutzte sie die Chance, ihrem Verfolger zu entkommen, indem sie in eine andere Straße schlüpfte und dort sofort losrannte. Auch sie stieß gegen einen Mann, war aber schon auf und davon, bevor dieser überhaupt reagierte. Mit fliegenden Schritten überquerte sie die Straße und tauchte in das Dunkel einer der ersten unbeleuchteten schmaleren Gassen ein. Hier fühlte sie sich recht sicher, da sie jeden Winkel, jeden noch so kleinen Weg und fast alle versteckt zwischen den Häusern befindlichen winzigen Gärtchen kannte.
    Nach einem nicht unerheblichen Umweg erreichte sie schließlich wieder die bessere Gegend in der Nähe der Albert Memorial Clock und hastete zu ihrem Treffpunkt, wo sie von einer aufgelösten Chloe und einem besorgten Danny erwartet wurde.
    Der Journalist führte sie ins Wohnzimmer, wo die beiden Frauen sich nebeneinander auf die Couch fallen ließen, während Danny nervös vor ihnen auf und ab ging.
    „Die Polizei weiß offenbar sehr genau, wer Chloe ist und wo sie wohnt. Und sie kennt deinen Namen, Norah, und die Adresse deiner Eltern.“
    „Woher sollten die meinen Namen kennen? Und was wollen sie von mir?“, rief Norah bestürzt. Unruhig sprang sie auf die Füße, pellte sich aus ihrem Mantel und warf ihn über einen Stuhl. „Ich war gar nicht mehr dort, als …“
    „Die Polizei weiß, dass die beiden Ermordeten in einen Diebstahl verwickelt waren.“
    „Was? Woher?“, stieß Norah überrumpelt aus, wandte sich dann aber nach Chloe um. Diese vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Du hattest doch gesagt, der Mann könne dich eigentlich gar nicht richtig gesehen haben, und doch haben sie jetzt eine so genaue Beschreibung von dir und wissen bereits, wer du bist? Und sie wissen von mir, obwohl ich mit einer anderen Norah verwechselt wurde. Außerdem haben sie Wind von dem Diebesgut bekommen, das diese Norah an ihrem Komplizen vorbei verkauft hat oder noch verkaufen will? Wie kann das möglich sein?“
    Danny bewies seinen scharfen Verstand, indem er sofort sagte: „Diese detaillierten Informationen kann die Polizei nur von einer Person erfahren haben: nämlich von dem Auftraggeber und Mörder der beiden Männer. Er hat dich und Norah gesehen, weil er in der Victoria Street war und die beiden Männer erschoss! Nur er kennt den Hintergrund dieses Doppelmords!“
    „Aber das ist doch verrückt!“, stammelte Chloe in ihre Hände hinein. „Warum sollte er seine ganze Geschichte verraten?“
    „Vielleicht war das eine einfache Möglichkeit für ihn, den Verdacht von sich abzulenken“, vermutete Danny.
    „Bestand denn ein Verdacht gegen ihn?“, fragte Norah zweifelnd.
    „Das wissen wir nicht. Möglich wäre es. Schließlich wird die Polizei auf der Suche nach dem Diebesgut sein.“
    „Aber …“ Chloe wurde von einer aufgeregten Norah unterbrochen.
    „Er könnte im Prinzip sogar bei der Polizei arbeiten und so über den Ermittlungsstand bestens informiert sein, und nun sah er die Chance, seine Spuren zu verwischen, indem er die Schuld anderen in die Schuhe schiebt.“
    Geraume Zeit herrschte verblüfftes Schweigen in dem Raum. Schließlich nahm Danny Norahs Mantel und warf ihn ihr zu. Sie fing ihn geschickt auf und hob fragend die Augenbrauen.
    „Keine von euch beiden kann bei diesem Stand der Dinge nach Hause zurück. Wir werden sofort nach England abreisen. Von dort nehme ich euch beide mit nach New York.“
    „Aber … nein!“ Norah, mit einem Arm im Mantel, blieb wie erstarrt stehen. Sie wollte Belfast nicht verlassen. Ihre Familie lebte hier. Irland war ihre Heimat – zumindest so lange, bis Richard zurück war. Richard … Ob sie ihn überhaupt wiedersehen durfte? Norah kämpfte gegen einen Sturm in ihrem Herzen an, der ihr Innerstes durcheinanderwirbelte.
    „Vielleicht könnt ihr eines Tages zurückkehren, wenn sich die Wogen hier geglättet haben oder das Verbrechen aufgeklärt wurde. Aber im Augenblick seid ihr nur weit fort von hier einigermaßen sicher.“
    „Aber … meine Familie“, rief Norah aus.
    „Ich würde euch ja gern anbieten, dass ihr nach Hause gehen und ein paar eurer Sachen holen und euren Familien und Freunden Bescheid sagen

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