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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Mädchen nach Limerick zu ihrer Schwester gezogen war.
    Einen Tag nach Amys und Mrs Doyles Abreise war jedoch plötzlich dieser große, breitschultrige Mann aufgetaucht und hatte Norah angegriffen und bedroht. Er wollte wissen, wo Amy steckte, und es war nur Dylans beherztem Eingreifen zu verdanken, dass ihr nichts Schlimmeres zugestoßen war. Eine Zeit lang hatte der Zuhälter nicht lockergelassen, und Norah konnte sich nur in Begleitung eines männlichen Beschützers in der Stadt bewegen.
    Aber seit sie mehrere Schiffspassagen hintereinander gefahren und über einen Zeitraum von zwei Wochen in Deutschland gewesen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Allerdings durfte sie den Vorfall in der Ravennaschlucht nicht vergessen, und es ärgerte sie noch heute, das Gesicht des Mannes nicht gesehen zu haben. Zu überraschend war er vor ihr aufgetaucht, und dann war alles so erschreckend schnell gegangen. Richards damalige Vermutung, ihr Angreifer habe irisch gesprochen, war nicht von der Hand zu weisen, zumal Norah nach dem Unfall jemanden vor dem Haus der Weltes gesehen hatte, der sie beobachtete. War es derselbe Mann gewesen und hatte er sie schon zuvor im Auge behalten?
    Die Erinnerung an diese Vorkommnisse steigerte Norahs Beunruhigung merklich. Ängstlich sah sie sich um. Graue Wolken bedeckten den Himmel und wurden von dem starken Wind über die Stadt hinweggetrieben. Die wenigen hier im Stadtkern gedeihenden Bäume beugten ihre knorrigen Äste unter den heftigen Böen, ein vergilbter Vorhang flatterte aus einem offen stehenden Fenster, und am Straßenrand stritten drei Möwen laut kreischend um etwas Fressbares.
    Um diese Tageszeit war rund um den Queen’s Square noch nicht viel los. Nur zwei junge Burschen mit tief in die Gesichter gezogenen Mützen stromerten herum, und aus einem Pub klang lautes Gelächter und die Misstöne eines eklatant verstimmten Klaviers, doch ansonsten machte die Gegend einen beinahe verlassenen Eindruck.
    Norah schritt weiter die Straße entlang und sah sich dabei immer wieder über die Schulter um. Ein paar der Häuser – Bordelle, in denen sie damals auf der Suche nach Amy gewesen war – waren inzwischen geschlossen und die Türen und Fenster verrammelt. Offenbar lohnte sich das Geschäft mit der käuflichen „Liebe“ nicht mehr.
    Norah ging um einen mitten auf der Straße liegenden zertrümmerten Stuhl herum. Wahrscheinlich war das Möbelstück im Zuge eines Handgemenges von einem Betrunkenen aus dem Fenster geworfen worden. Nur wenige Schritte vom Gehsteig entfernt blieb die junge Frau stehen und musterte die sorgfältig instand gesetzte Hausfront eines Gebäudes, in dem keinesfalls die einfachen Seeleute der im Hafen liegenden Schiffe verkehrten. Dieses Etablissement zog ein vornehmeres Klientel an, und hier hatte sie damals Amy gefunden. Der Besitzer des Bordells pflegte eine Vorliebe für sehr junge Mädchen, und Leah war erst 18. Norah hielt die Wahrscheinlichkeit, Susans Schwester hier zu finden, für sehr groß.
    Entschlossener, als sie sich fühlte, machte sie einen Schritt in Richtung des aus ungleichmäßig behauenen, grauen Steinen erbauten Gebäudes. Im gleichen Moment wurde die schwere Holztür von innen aufgestoßen.
    Norah zuckte zurück. Ein eiskalter Schreck durchfuhr sie: Vor ihr stand derselbe breitschultrige Mann, der sie schon früher angegriffen und bedroht hatte.

Kapitel 16
    Laut der Beschreibung einer älteren Dame, die Richard nach dem Weg gefragt hatte, musste er in die nächste Querstraße rechts einbiegen. Auch hier standen die Häuser dicht an dicht, doch sie wirkten nicht ganz so heruntergekommen wie die in der Gegend, die er zuvor passiert hatte. Guten Mutes ging er weiter. Jetzt konnte es doch nicht mehr weit bis zu der Straße sein, in der Norahs Familie wohnte.
    Sein Blick fiel auf eine rot gestrichene Tür, auf der ihm das handgemalte Porträt einer Frau entgegenprangte, die unanständig tief in ihren Ausschnitt sehen ließ. Peinlich berührt wandte er schnell seinen Blick wieder ab und eilte weiter. Erneut wurde ihm mulmig zumute. Ob er tatsächlich noch auf dem richtigen Weg war? An diese auffällige bemalte Tür hätte er sich doch sicherlich erinnert. Vielleicht war es doch besser, sich noch ein zweites Mal nach dem Weg zu erkundigen, wollte er heute noch bei den Caseys ankommen.
    Richard warf einen prüfenden Blick in die beinahe menschenleere Straße und entdeckte in einiger Entfernung eine Frau vor einem größeren Gebäude. Erleichtert

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