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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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flüsterte Norah. Nach einem kurzen Moment, in dem sie ungewöhnlich in sich gekehrt wirkte, deutete sie in eine Seitenstraße, um Richard zu zeigen, wo ihr Weg nun hinführte.
    Während die beiden schweigend nebeneinander her gingen, betrachtete Richard die Häuser, die sie im Eilschritt passierten. Für ihn sahen sie alle gleich aus. Wie konnte Norah sich in dieser Gegend bloß zurechtfinden?
    „Wie geht es deiner Stirn? Hast du Kopfschmerzen?“, unterbrach Norah ihr Schweigen und sah ihn prüfend von der Seite an.
    „Nein. Erstaunlicherweise spüre ich gar nichts mehr.“
    „Sehen kann man die Beule allerdings noch ganz gut“, stellte sie fest und lächelte, als sie Richards wenig begeistertes Stirnrunzeln bemerkte.
    „Warum bist du um diese frühe Nachmittagszeit überhaupt schon unterwegs? Seid ihr mit der Reparatur der Instrumente fertig?“
    „Nein. Wir benötigen Ersatzteile aus Freiburg, ehe wir weiter an den Klavieren arbeiten können.“
    „Dann wirst du also noch ein paar Tage länger hier sein?“, schloss Norah aus seiner Antwort. „Wie schön.“
    Richard öffnete den Mund, doch Norah kam ihm erneut zuvor: „Ich finde es sehr aufmerksam von dir, dass du Bens Mantel zurückbringen wolltest, Richard. Aber bei deinem offenbar schlecht ausgeprägten Orientierungssinn innerhalb von Städten wäre es vielleicht besser, du würdest nicht mehr allein durch die Gassen ziehen.“
    „Was fällt dir denn noch alles ein, damit ich ja nicht zu meiner Frage komme, was du in dieser Gegend zu suchen hattest?“, unterbrach Richard sie schließlich ein wenig unwirsch. Sich um dieses Mädchen zu kümmern war eine beispiellose Herausforderung, vor allem, da sie die Gefahr, in der sie schwebte, offensichtlich nicht ernst nahm und seine Fragen sofort im Keim erstickte. Einen Moment lang fragte er sich, ob er sich für sie überhaupt zuständig fühlen sollte, doch er mochte sie zu gern, um sie ihrem Schicksal zu überlassen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er ihr schuldbewusstes Gesicht sehen, ehe sie den Kopf senkte.
    „Adam hat mir gestern Abend verboten, nach Leah zu suchen“, erklärte sie, während sie mit großen Schritten weitereilte.
    „Wer ist Leah?“, wollte Richard wissen.
    „Susans jüngere Schwester. Sie sind beide gleichzeitig verschwunden, und jemand hat sie hier in einem berüchtigten Etablissement am Queen’s gesehen. Wenn Susan so zugerichtet wurde …“
    „… musst du natürlich sofort da hin und dich ebenso zurichten lassen!?“ In Richards Stimme war das Unverständnis, das er verspürte, deutlich zu hören. Seine Sorge um sie ließ ihn abrupt stehen bleiben.
    Norah hielt ebenfalls inne und drehte sich langsam zu ihm um. Ihre dunklen Augen musterten ihn eindringlich, ehe sich das für sie so typische übermütige Lächeln auf ihr Gesicht legte.
    Richard, der schon wieder vor der Frage stand, ob er sie ausschimpfen oder lieber schützend in die Arme nehmen sollte, knurrte, über sich selbst verwirrt, ein paar unverständliche Worte und ging an ihr vorbei.
    „Was ist denn?“, fragte Norah und beeilte sich, ihn wieder einzuholen.
    „Wie kannst du nach so einer Situation nur lachen und …“
    „Das da eben in dem Pub war doch amüsant.“ Sie musste ihre Stimme heben, da das Heulen des Windes inzwischen so stark geworden war, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. „Und es ist ja auch nichts passiert. Wir konnten dem Mann doch entwischen.“
    „Es hätte aber auch anders ausgehen können – was auch immer dieser Riese im Sinn hatte.“
    „Ist es aber nicht. Warum soll ich mir also noch weiter den Kopf darüber zerbrechen?“
    Wütend stemmte er sich gegen eine heftige, deutlich nach Salzwasser und Tang riechende Windbö an, und Norah sah sich daraufhin veranlasst, den Mantel auszuziehen und ihm zu reichen.
    „Behalte ihn, das Tuch ist sicher nicht sehr hilfreich gegen die Kälte“, wies er ihr Angebot ab, woraufhin sie entschieden den Kopf schüttelte. „Du machst mich noch verrückt!“, stöhnte Richard und meinte dabei vor allem das Gefühlskarussell, in das Norah ihn stürzte.
    „Du machst dich selbst verrückt, und das wegen ungelegter Eier“, gab sie zurück und drückte den Mantel gegen seine Brust, damit er ihn endlich nahm.
    Richard gab es auf, ihr ins Gewissen reden zu wollen, und zog sich den Mantel über.
    Eine Zeit lang eilten die beiden schweigend nebeneinander her. Er bedauerte seine scharfen Worte. Es entsprach eben einfach Norahs Art,

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