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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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fragte einer von Mias Söhnen in die Runde.
    „Ihr schaut nach Opa und Oma“, schlug Mia vor, und die vier Jungen liefen hinter den anderen hinaus ins stürmische Freie.
    Chloe nahm einen der nun verwaisten Stühle, drehte ihn um und ließ sich darauf nieder, ehe sie ihre Hände über ihrem Bauch faltete und fragend in die Runde blickte. „Nachdem ihr Susan gestern gefunden hattet, habe ich nochmal nachgeforscht. Sie haben fast alle ihre Sachen zurückgelassen. Für jemanden, der so wenig besitzt wie sie, ist das nicht normal, oder?“
    „Hast du …?“, begann Norah und wurde von Chloes heftigem Nicken unterbrochen.
    „Danny hat mir geholfen, ihre Kleidungsstücke und andere Kleinigkeiten zu mir zu bringen.“
    Richard warf dem kleinen Journalisten, der zwischen den beiden kräftigen Seeleuten fast wie ein Kind wirkte, einen aufmerksamen Blick zu. Die beleibte Chloe und der hagere Danny gaben ein ungewöhnliches Paar ab. Allerdings gewann Richard den Eindruck, dass Chloe den Mann zumeist schlichtweg ignorierte.
    „Du meinst also, die beiden sind nicht freiwillig in das Bordell gegangen?“, flüsterte Mia leise.
    „Nein“, schnaubte Norah, die noch immer zwischen dem Herd und der Tür auf und ab lief.
    Adam lehnte mit dem Rücken an der Wand und schien seit geraumer Zeit vor sich hin zu grübeln. Plötzlich ließ er einen seltsam bedrohlich klingenden Knurrlaut hören.
    „Der Riss in Bens Mantel …“, begann er, da ihm anscheinend allmählich ein Zusammenhang dämmerte. „Rick, du hast dich am Lagan 2 verlaufen, nicht? Und da bist du auf Norah gestoßen, die am Queen’s Square mal wieder in Schwierigkeiten geraten war?“
    „Also, hör mal, Adam …“, protestierte Norah.
    „Ich bin nicht unhöflich zu Rick“, wehrte der Angesprochene ruhig ab, ohne Norah eines Blickes zu würdigen. „Und ich kenne dich.“
    Richard blieb nur ein verlegenes Grinsen. Es war ihm unangenehm, im Mittelpunkt der kleinen verbalen Auseinandersetzung der Geschwister zu stehen. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er zu Norahs Schutz lieber sofort die ganze Wahrheit aussprechen sollte oder ob er sich – da er Norah ja deutlich länger kannte als Adam – mit ihr solidarisch zeigen sollte und besser schwieg.
    Adam stieß sich von der Wand ab und ging auf seine Schwester zu. „Ricks aufgelöster Zustand, der Riss in Bens Mantel und das schlechte Gewissen, das man dir deutlich ansieht, sagen mir alles. Offenbar hat Gott Ricks miserablen Orientierungssinn sehr sinnvoll gebraucht, um dir aus der Patsche zu helfen.“
    Richard unterließ den Einwand, er habe eigentlich nicht viel dazu beigetragen, dass Norah ihrem bulligen Verfolger entkommen konnte, da ihr dies ohnehin nicht helfen würde.
    „Du hast nur gesagt, ich solle gestern Nacht nicht mehr hingehen“, verteidigte sich Norah. „Und heute wollte ich mich in dem Viertel nur ein bisschen umschauen. Leider kam mir ausgerechnet der Bordellinhaber in die Quere, mit dem ich letztes Jahr schon Probleme hatte.“
    „Ich habe aber auch gesagt, wir überlegen gemeinsam, wie wir Leah finden können“, lautete Adams sehr gelassene Antwort.
    „Hey, was ist mit meinem Vorschlag?“, brachte Dylan sich wieder in Erinnerung.
    „Rick kennt Leah doch gar nicht – und umgekehrt. Außerdem hat zumindest dieser eine Kerl ihn jetzt wohl gesehen“, sagte Adam kopfschüttelnd, was in Richard einen Anflug von Erleichterung auslöste. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er ein solches Haus betreten und nach einem jungen Mädchen fragen sollte, mit dem er dann womöglich noch in eines der Zimmer gehen müsste. Allerdings, wenn es Norahs Freundin retten konnte …
    „Ben könnte gehen“, schlug Mia leise vor.
    „Nein!“, rief Norah von der Tür her. „Nein, Mia. Er darf sich nicht in Gefahr bringen. Denk an dich und eure Jungs.“
    „Aber du darfst dich auch nicht in Gefahr bringen … “, murmelte Adam, doch seine Worte waren aufgrund einer weiteren heftigen Windböe, die das Ofenrohr zum Jaulen brachte, kaum zu verstehen.
    Norah fuhr herum. „Ich habe niemanden, für den ich …“
    „Und was ist mit mir?“, fragte Dylan und fasste sich theatralisch ans Herz.
    „Ach, du!“, lachte Norah und winkte mit beiden Händen ab.
    Da auch er Norah keiner zusätzlichen Gefahr ausgesetzt wissen wollte, mischte sich Richard in die Unterhaltung ein. „Gesehen hat mich der Mann mit Sicherheit nicht richtig“, erklärte er schnell, ehe er vielleicht über seine Entscheidung

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