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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Blick auf Chloe, die nun Norahs Platz am Bett von Susan eingenommen hatte und der Patientin unaufhörlich Psalmworte ins Ohr flüsterte: „ Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet .“ 3
    Währenddessen berichtete Adam über seine Erlebnisse in dem Bordell, und Richards Gedanken schweiften zu Helena ab. Die junge Frau hatte ihn beeindruckt, indem sie bereitwillig mit ihm durch den Regen gestapft war. So etwas hätte er ihr gar nicht zugetraut. Sie hatten sich unterwegs über die Familien Andrews, Pirrie und Carlisle und deren weitläufige Verwandtschaft unterhalten.
    Nachdem der Arzt, den sie auf dem Grundstück der Pirries antrafen, fortgegangen war, hatte Richard Helena noch bis an die Treppe des Haupthauses begleitet, wo sie ihm auf sehr charmante, aber unmissverständliche Weise gezeigt hatte, dass sie mehr von ihrer Bekanntschaft erwartete als nur gelegentliche Spaziergänge im Regen. Er war sehr geschmeichelt gewesen, und die Aussicht, mit dieser wunderschönen Frau zusammen zu sein, hatte ihn in einen rauschähnlichen Zustand versetzt.
    Genau in diesem Moment war Norah in die Auffahrt getreten. Sie hatte mit ihren zerzausten schwarzen Haaren und dem nass an ihrem Körper klebenden Kostüm bewegungslos im Regen gestanden und zu ihnen hinaufgeblickt, bevor sie sich abgewandt hatte und zum Gästehaus gelaufen war. Dieser kurze Augenblick, in dem er Norah gesehen hatte, hatte ausgereicht, dass das Hochgefühl in ihm wie eine Seifenblase zerplatzte.
    Er empfand nicht mehr diese eigentümliche Leere, die er in letzter Zeit häufig verspürte, sondern ein starkes Gefühl der Sehnsucht. Am liebsten hätte er Helena einfach stehenlassen und wäre hinunter ins Gästehaus gelaufen – einfach nur, um in Norahs Nähe zu sein.
    Daraufhin hatte er sich etwas zu eilig und daher wohl auch unhöflich von Helena verabschiedet und war, nachdem er sein früheres Gästezimmer betreten hatte, über Norahs ernstes, leidendes Gesicht zutiefst erschrocken. Dieser Ausdruck von Schmerz in ihren Augen passte so gar nicht zu ihr und stach ihm regelrecht ins Herz. Er hatte ihr Trost spendend eine Hand auf ihre Schulter gelegt, sie jedoch sehr schnell zurückgezogen.
    Sie zu berühren schien ihm plötzlich nicht mehr möglich. Zu viele Empfindungen, angenehm und aufregend zugleich, vermischten sich miteinander und erschreckten ihn in ihrer Intensität. Über das in seinem Kopf und in seinem Herzen existierende Gefühlschaos musste er wohl erst einmal eine Weile nachdenken. Bei diesem Gedanken wandte er sich um, da er einen Blick auf Norah werfen wollte.
    „Adam?“, sagte er plötzlich sehr laut in die Stille hinein, und drei Köpfe wandten sich ihm erschrocken zu. „Wo ist Norah?“
    Adams Stuhl stürzte krachend nach hinten, als er aufsprang.
    Auch Dylan war blitzartig auf den Beinen und starrte Richard beunruhigt an. „Hey, wie lange ist die Kleine schon weg?“, fauchte der Heizer in seine Richtung, als sei er schuld an ihrem Verschwinden.
    „Eine halbe Stunde. Mindestens“, wusste Danny.
    Die wachen Augen des Reporters blickten erst zu Richard, dann zu Chloe. Ihm war das Unbehagen deutlich anzusehen, das er wohl bei dem Gedanken empfand, nichts zu Norahs Fortgehen gesagt zu haben.
    Richard spürte, wie eine gewaltige Welle des Zorns in ihm aufstieg. Er war nicht wütend auf Dylan und dessen verbalen Angriff auf ihn, ebenso wenig auf Danny, der Norah und ihre quirlige Art noch nicht lange genug kannte. Sein Zorn richtete sich auch nicht gegen Norah. Sie hatte vermutlich einfach nicht länger tatenlos herumsitzen wollen. Nein – er war wütend auf sich selbst, weil er ihr Verschwinden erst jetzt bemerkt hatte. Die Angst um die junge Frau, die wie kochend heißes Wasser in ihm hochquoll, ließ ihn die Hände zu Fäusten ballen.
    Chloe erhob sich schwerfällig. „Wo ist sie denn nur hin?“, fragte sie mit rauer Stimme, wobei ihr Tonfall verriet, dass sie die Antwort ahnte, noch während sie die Worte ausssprach. „Oh Gott, nein“, stammelte sie. „Nicht, Sternchen“, fügte sie hinzu und bedachte Richard mit einem flehenden Blick.
    „Bleibst du hier bei den Frauen?“, fragte er Danny.
    Der zögerte einen Moment. Sein journalistischer Spürsinn musste wohl erst abwägen, wo er dringender gebraucht wurde. Nach einem kurzen Seitenblick auf Chloe nickte er Richard zu.
    Adam, Dylan und Richard stürmten nach

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