Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
aber sehr schnell wieder ernst. „Ich habe Leah nicht gesehen. Dort drin sind nur blonde Frauen. Aber als ich nach einer Dunkelhaarigen gefragt habe, sagte dieser Papagei am Empfang, sie hätten zwar ein neues Mädchen, aber das sei noch nicht so weit. Anschließend hat sie mich praktisch rausgeworfen.“
    „Dann ist Leah da drin!“, rief eine aufgeregte Stimme hinter ihnen, und Adam fuhr erschrocken herum.

    Norah trat zu ihrem Bruder. Ihre leichte Jacke und der Rock trieften vor Nässe, und ihre schwarzen Haare hingen ihr, ebenfalls klatschnass, auf die Schultern. Sie zitterte im Wind, der eisig kalt durch die Straße pfiff.
    „Was machst du hier?“ Grob zog Adam Norah ein paar Schritte mit sich, weiter fort von dem grauen Backsteinhaus. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben.“
    „Da habe ich es aber nicht ausgehalten. Ich konnte nicht einfach untätig herumsitzen.“ Obwohl sie nun zumindest die beiden Männer begleiten und an ihren Plänen teilhaben konnte, spürte Nora noch immer eine quälende Unruhe in sich. Es war ihr schon in ihrer Kindheit schwergefallen, stillzusitzen, während andere etwas unternahmen oder arbeiteten. Sie besaß entschieden zu viel Energie, um zur Untätigkeit verurteilt zu sein.
    „Lieber läufst du nachts allein durch diese Straße?“, schimpfte nun auch Dylan, während er seine Jacke auszog und sie Norah um die Schultern legte.
    „Chloe, Catherine und Danny sind auch hier. Wir wollen nach Susan sehen“, erklärte Norah ruhig. Mit der Hand deutete sie zu den beiden anderen Frauen und dem Journalisten, der immer häufiger in Chloes Nähe anzutreffen war. Sie standen einige Meter entfernt unter dem Schutz eines Vordaches und sahen zu ihnen hinüber.
    „Diese Straße hier liegt nicht gerade auf dem Weg zu den Pirries.“ Adam ergriff Norah an den Schultern, doch sie wand sich aus seinen Armen und winkte ihre Freundinnen herbei. „Ich glaube, Leah ist wirklich da drin.“ Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das graue Haus. „Aber wie kommen wir an sie heran?“
    „Norah, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Leah dort ist. Und falls doch: Hast du vor, diesen Kerl noch weiter gegen dich aufzubringen? Willst du dich in noch größere Gefahr begeben?“ Adam, ansonsten der ruhende Pol der Casey-Familie, wurde zunehmend lauter.
    Seine Schwester ahnte, dass er kurz davor war, sie wieder nach Hause zu schicken. Sie atmete erst einmal tief durch und schlug dann, deutlich ruhiger, ihren Freundinnen vor: „Wir könnten die Polizei verständigen. Immerhin ist das ein Fall von Menschenraub.“
    Adam mischte sich schnell in das Gespräch ein. „Das ist doch Unsinn, und das weißt du auch. Die Polizei ist in diesen Fällen machtlos. Und sollte der Bordellbesitzer erfahren, wer ihm die Polizei ins Haus geschickt hat …“
    Norah fühlte sich schrecklich hilflos, und so ließ sie zu, dass Adam sie in seine Arme zog. „Du solltest hier verschwinden, Norah. Fahr nach Southampton. Oder besser noch: zurück ins Breisgau.“
    „Um als Stewardess auf dem Titisee zu arbeiten?“, rief sie, schon wieder aufgebracht.
    Adam stieß laut die Luft aus.
    „Hey, sie könnte Rick heiraten“, schlug Dylan vor.
    Norah hob abwehrend beide Hände. „Jetzt ist es aber genug!“ stieß sie erbost hervor und wandte sich von den beiden Männern ab.
    Ihr Herz schlug heftig, und der kalte Wind, der durch die Straßen wehte, tat ihrem erhitzten Gesicht gut. Warum nur brachten Dylans als Scherz gemeinte Worte über Richard sie so sehr durcheinander, dass sie nicht mehr imstande war, einen klaren Gedanken zu fassen? Bedeutete der Aufruhr ihrer Gefühle, dass sie den jungen Deutschen gern hatte; sogar mehr als das? Liebte sie ihn etwa?
    Leise seufzend fuhr sie sich mit ihren kalten Händen über das Gesicht. Sie musste der Tatsache ins Auge sehen: Ihr Herz schlug Kapriolen, wenn Richard sie mit seinen freundlichen Augen anschaute; jede Berührung von ihm brannte auf ihrer Haut und löste in ihrem Inneren einen regelrechten Sturm aus. Allerdings gab es da Helena, und Norah war ganz sicher nicht der Typ Mensch, der sich in bestehende oder sich anbahnende Beziehungen drängte.
    Also schob sie ihre Überlegungen und Empfindungen energisch beiseite, wandte sich zu den drei grinsenden Männern um und sagte forsch: „Ich besuche jetzt Susan. Und dann überlege ich, wie ich Leah helfen kann.“

Kapitel 20
    Norah drückte das schmiedeeiserne Tor auf und ließ ihre Freunde und Adam ein. Als sie es

Weitere Kostenlose Bücher