Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)
sie mit der Hand den Türrahmen hinauf. Da! Tatsächlich bekam sie einen schweren, stabilen Metallriegel zu fassen, den sie energisch zurückschob. Sie rüttelte an der Tür, die sich noch immer weigerte aufzuspringen. Hitze stieg in Norah auf. Das alles dauerte viel zu lange!
„Norah?“ Leahs Stimme klang jetzt ganz nah. Vermutlich stand sie direkt hinter der Tür. „Verschwinde, Norah, schnell! Dieser Ryan sucht dich, und er ist absolut skrupellos und brutal. Bitte, Norah, bring dich in Sicherheit!“, flehte Leah sie an.
„Nicht ohne dich“, flüsterte Norah mit zusammengebissenen Zähnen zurück und fuhr mit der Hand an der Tür entlang nach unten, bis sie einen zweiten Riegel ertastete.
Gerade als sie ihn aufschob, wurde sie von hinten an den Schultern gepackt.
„Bist du dir ganz sicher?“, fragte Connor laut gegen das Pfeifen des Windes an, wobei er einen zweifelnden Blick auf das graue Backsteinhaus warf.
Callum nickte heftig.
„Sie war schon einmal hier, erinnerst du dich?“ Connor kratzte sich mit der Hand in seinem ungepflegten, struppigen Bart. „Gleich am ersten Tag, nachdem wir den Auftrag bekamen, sie ihm Auge zu behalten.“
„Denkst du, sie hat hier …“
„Es könnte sein“, unterbrach Connor Callum und spuckte auf die Straße.
„Ich denke immer noch, sie hat es auf ihre Reise im letzten Jahr mitgenommen.“
„Blödsinn. Das hätten wir doch bemerkt“, fuhr Connor seinen Kumpanen an. Mit tastenden Schritten arbeitete er sich über die mit einer glitschigen Schlammschicht überzogene Straße.
Callum folgte ihm schnell. „Gehen wir rein?“, wollte er wissen, und ein erwartungsvolles Grinsen erhellte sein rundes Gesicht.
„Aber nicht zum Vergnügen“, bellte Connor ungehalten und blieb zögernd vor der Eingangstür stehen. „Das ist eines der besseren Häuser. Wir sehen nicht gerade so aus, als könnten wir uns die Mädels da drin leisten“, brummte er mit einem geringschätzigen Blick auf seinen Begleiter.
Callum sah an sich hinab und zog gleichgültig die Schultern in die Höhe.
Connor überlegte laut: „Irgendwie hängt dieser Deutsche auch mit in der Sache drin. Ich weiß nur noch nicht, wie. Aber unser Boss glaubt immer noch, das Ziel sei New York.“
„Gehen wir jetzt rein?“, brummte Callum ungeduldig.
„Verhalte dich möglichst unauffällig“, wies Connor ihn an, ehe er die Tür öffnete und sie gemeinsam in das vornehm eingerichtete, warme Gebäude traten.
Norah duckte sich reaktionsschnell und rammte ihrem Angreifer kräftig den Ellenbogen in den Leib. Eine Frau stöhnte laut auf und taumelte zur Seite. Für einen kurzen Moment empfand Norah fast Mitleid mit der älteren Dame, bis ihr die Erinnerung an Susans zerschundenen Körper vor Augen stand, und so griff sie, ohne sich weiter um die Gestürzte zu kümmern, nach der Klinke und riss die Tür auf.
Leah fiel ihr förmlich in die Arme. „Sternchen!“, schluchzte sie, bevor sie Norah brüsk von sich schob. „Du musst schnell hier verschwinden!“
„Aber nur mit dir!“ Norah ergriff Leah am Handgelenk und zog sie hinter sich her zur Treppe.
„Aber … Susan“, jammerte die junge Frau und sträubte sich gegen Norahs Griff. „Ich weiß nicht, ob Susan …“
„Sie ist in Sicherheit“, zischte Norah ihr zu, woraufhin ihr die Freundin endlich folgte, ohne dass sie sie hinter sich her zerren musste. Gemeinsam polterten sie die Holzstufen in den ersten Stock hinunter.
Norah warf einen forschenden Blick in den Flur und atmete erleichtert auf. Niemand war zu sehen. Allerdings drang von oben das hysterische Geschrei der Empfangsdame herunter: „Ryan, Ryan! Diese Norah hat Leah!“
„Schneller!“, trieb Norah Leah an.
Die Freundin konnte, geblendet vom Licht, kaum etwas sehen. Hand in Hand rannten sie die Stufen in die Halle hinunter. Noch bevor sie das Treppenende erreichten, vernahm Norah eilige Schritte hinter sich. Ruckartig wandte sie den Kopf. Wieder wurde sie von diesem großen Mann verfolgt, der mit gewaltigen Sätzen hinter ihnen her die Stufen hinuntersprang.
Norah warf sich herum, wobei sich ein paar Strähnen ihrer langen Locken an einem der im Treppenhaus hängenden Bilderrahmen verfing. Ungeachtet dessen rannte sie einfach weiter und riss das Gemälde von der Wand. Das Getöse des über die Stufen polternden Gemäldes war so laut, dass alle Anwesenden in dem vornehmen Eingangsbereich zu ihnen hinübersahen.
Endlich erreichten sie das Foyer, und Norah zog Leah unbarmherzig
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