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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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dem Haus so schnell wie möglich den Rücken gekehrt, doch den Gedanken untersagte sie sich schnell.
    „Miss Violetta ist dort drüben, Miss“, erklärte der Mann und deutete auf eine junge blonde Frau mit sorgfältig hochgesteckten Locken und einem Kleid, das fast mehr Haut zeigte, als es verdeckte. Neben ihr saß ein Mann, der sich weit nach vorn beugte und den Anblick ihres Dekolletés genoss.
    „Könnten Sie sie fragen, ob sie für einen kleinen Augenblick mit mir spricht?“, bat Norah.
    Der Livrierte sah sich um. Vermutlich hielt er nach der älteren Hausdame Ausschau, doch Norah hatte eigens draußen gewartet, bis sie diese am Fenster in einem der oberen Zimmer entdeckt hatte. Die Gefahr, von ihr wiedererkannt zu werden, war für Norah einfach zu groß.
    Somit musste der Türsteher selbst entscheiden, ob er Violetta und ihren Verehrer stören konnte. Er bat die nasse Besucherin, einen Moment zu warten, und ging über den weichen Teppichboden zu der Prostituierten. Violetta warf einen misstrauischen Blick auf Norah, erhob sich nach einigem Zögern und kam durch das Foyer zu ihr herüber. Norah musterte die schlanke Gestalt und schätzte ihr Alter unwesentlich höher als das von Amy.
    „Was gibt es denn?“, fragte das Mädchen in fast ruppigem Tonfall.
    „Entschuldigen Sie bitte die Störung.“ Norah lächelte sie an. „Sie haben wunderschönes Haar“, stellte sie impulsiv fest und betrachtete die hoch aufgetürmte Lockenpracht.
    Ein zaghaftes Schmunzeln huschte über das junge Gesicht. „Was wollen Sie denn von mir? Ich habe zu arbeiten“, entgegnete Violetta nun ein wenig zugänglicher.
    „Susan und Leah sind doch hier, oder? Ich müsste dringend eine von ihnen sprechen“, erklärte Norah in der Hoffnung, Violetta würde ihr ihre Unsicherheit darüber, ob sich Leah tatsächlich in diesem Haus aufhielt, nicht anmerken.
    „Susan und Leah? Wer soll das sein?“ In Violettas Blick lag unverkennbar ein Hauch von Misstrauen.
    „Man hat mir diese Adresse gegeben, Miss Violetta“, erläuterte Norah vage und sah sich nervös um. Je länger sie sich in dieser offenen Eingangshalle aufhielt, umso größer wurde die Gefahr, von der älteren Frau gesehen zu werden, ganz abgesehen davon, dass sie dem Eigentümer des Hauses unter keinen Umständen wieder begegnen wollte.
    „Da waren zwei Mädchen. Oben unter dem Dach. Wir hatten schon befürchtet, Miss Aileen würde jetzt dunkelhaarige Mädchen bevorzugen.“
    „Sie sagten, es waren zwei Mädchen? Wissen Sie, wo sie jetzt sind?“, hakte Norah nach und konnte ihre Aufregung kaum unterdrücken.
    „Vielleicht ist eine der beiden noch in der Dachwohnung. Ryan war erst gestern nochmal oben. Und Miss Aileen auch.“
    Norah hatte genug gehört. Sie ließ das Mädchen einfach stehen und hastete ohne weiter nachzudenken zur Treppe.
    „Miss, Sie dürfen da nicht einfach hinauf“, zischte Violetta ihr aufgeregt zu, während sie ihr mit schnellen kleinen Schritten folgte.
    „Setzen Sie sich lieber wieder zu Ihrem Verehrer, Miss Violetta“, raunte Norah. „Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ärger bekommen.“
    Das Mädchen folgte ihrer Aufforderung umgehend. Norah hingegen sprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf in den ersten Stock. Oben angekommen hielt sie sich nicht auf, sondern betrat sogleich die Treppe, die unter das Dach führte. Allerdings war sie trotz allem nicht schnell genug gewesen, denn eine schrille Stimme rief: „Hallo? Was machen Sie denn da? Die Räume da oben sind privat.“
    Norah nahm die letzten Stufen mit großen Schritten und lief in den schmalen Flur hinein. In dem Dämmerlicht, das hier oben herrschte, konnte sie drei Holztüren erkennen. Steckte Leah hinter einer von ihnen?
    „Leah?“, rief sie halblaut und hielt dann den Atem an. Sie zitterte vor Furcht am ganzen Körper. Ihre Gedanken jagten wild durcheinander, während sie ängstlich auf jedes Geräusch innerhalb des Hauses lauschte. Wie schnell würde die Frau bei ihr sein? War dieser Zuhälter von ihr alarmiert worden? Schon näherten sich Schritte über die Treppe.
    „Norah? Bist du das?“, hörte sie eine zaghafte Stimme hinter der Tür links von ihr. Augenblicklich wirbelte sie herum und drückte die Klinke nach unten, doch die Tür ließ sich nicht bewegen. Hektisch tastete sie mit den Händen unterhalb der Türklinke entlang, aber es gab nicht einmal ein Schloss. Demnach musste die Tür durch einen Riegel verschlossen sein. Ungeduldig fuhr

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