Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)
hörbar.
Während alle anderen den Atem anhielten, jubelte Chloe laut auf.
„Ich bin hier, Susan. Ich bin hier“, sagte Leah beruhigend und strich ihrer Schwester wieder und wieder übers Haar.
„Das ist gut“, flüsterte Susan und schlief augenblicklich wieder ein.
Norah lachte glücklich auf. Mit einer schnellen Bewegung drehte sie sich um und fiel dem Mann hinter ihr um den Hals. Sie stutzte. Etwas war anders. Das war nicht Adam, den sie da umarmte! Dennoch umfingen sie ein Paar starke Arme bereitwillig und drückten sie gegen einen männlichen Körper. Norah hob den Kopf und sah in Richards lächelndes Gesicht. In einem ersten Reflex wollte sie sich von ihm lösen, ließ es dann aber bleiben. Ihr Herz schlug zwar wilde Kapriolen, aber nur, weil es unsagbar schön war, in seinen Armen zu liegen!
Richard ließ sie nicht gleich wieder los, obwohl er sich der wachsenden Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden bewusst sein musste. Tatsächlich zog er sie sogar noch etwas fester an sich, und auch sein Blick hielt ihren gefangen.
Eine kräftige Hand landete schwer auf Richards Schulter. Dylan grinste sie beide breit an und spottete gutmütig: „Hey, ich muss dich wohl nicht extra bitten, ein bisschen auf meine drei Mädchen hier aufzupassen?“
„Nein, das musst du nicht“, gab Richard erstaunlich locker, aber mit deutlich brüchiger Stimme zurück. Leider entließ er Norah nun aus seinen Armen.
Dafür wurde sie von Chloe ungestüm umarmt. „Das hat Adam schon lange vermutet“, raunte sie ihr ins Ohr.
„So?“, gab Norah zurück und blickte über Chloes Schulter hinweg zu Richard, der Adam und Dylan an die Tür begleitete.
„Nur Dylan hat auf die schöne Helena gewettet.“
„Da läuft eine Wette?“ Norah schüttelte zwar den Kopf, konnte ein amüsiertes Lachen aber dennoch nicht unterdrücken.
„Daniel, Catherine, Ella, Mia, Ben und sogar Katie und Sean haben auf dich getippt. Adam und ich natürlich sowieso.“
„Und Eve?“
Chloes tiefes, volles Lachen hallte durch das Zimmer. „Die Arme! Sie wollte auf dich setzen, doch Dylan hat es ihr verboten.“
„Er hat sie gezwungen, auf Helena zu wetten?“, rief Norah entrüstet.
„Auf Helena? Nein! Auf dich und Dylan selbst!“ Chloe küsste sie beschwingt auf beide Wangen und drückte sich dann an Danny vorbei zur Tür hinaus.
Wenig später kehrte Richard in das Gästezimmer zurück. Er wirkte ein wenig hilflos, fast verlegen. Schließlich räusperte er sich und sagte an sie gewandt: „Adam hat mich gebeten, dich keinen Moment aus den Augen zu lassen.“
„So, hat er das?“, erwiderte Norah, die sich mit ihrem neu gewonnenen Wissen um die Wette sofort fragte, wie hoch der Einsatz ihres Bruders wohl ausgefallen war.
Richard schlug die Augen auf und sah sich im ersten Moment verwirrt um. Sein Sessel stand dem Fenster zugewandt, durch das tanzende Sonnenstrahlen herein drangen und auf dem hellen Teppich quadratische, durch die Sprossen unterteilte Muster bildeten. Er drehte sich um und sein Blick fiel auf das zerwühlte Bett.
In diesem lag Susan, eingerollt wie eine Katze, obwohl sie bisher immer so liegen geblieben war, wie der Arzt oder ihre Pflegerinnen sie gebettet hatten. Das war ein gutes Zeichen, fand Richard und lächelte. Zugleich entdeckte er neben ihr den ebenfalls dunklen, wirren Haarschopf von Leah. Das Mädchen war nach einem heißen Bad zu ihrer Schwester ins Bett geschlüpft.
Richard wandte den Kopf. In dem Sessel direkt neben seinem schlief Norah. In der vergangenen Nacht hatten sie noch lange miteinander gesprochen und sich ihre gegenseitige wachsende Zuneigung gestanden. Doch schließlich hatten die Aufregungen der letzten Tage ihren Tribut gefordert und Norah war während einer kleinen Gesprächspause eingeschlafen.
Sie hatte sich, seit sie gegen Morgen eingeschlafen war, ein wenig gedreht, sodass nun ihre schwarzen Haare weit über die Rückenlehne fielen. Behutsam, um keines der Mädchen zu wecken, erhob sich Richard und trat vor Norah. Er betrachtete sie mit klopfendem Herzen und einem belustigten Lächeln. Ihr war es doch tatsächlich gelungen, sich vollständig in den winzigen Sessel zu quetschen. In dieser Position schlief sie tief und fest.
Langsam ging er in die Hocke, ergriff ein paar Strähnen ihres weichen, schweren Haars und ließ sie spielerisch durch seine Finger gleiten. Lange Zeit betrachtete er ihre kindlich anmutenden Gesichtszüge, die geschlossenen Augen mit den langen dunklen Wimpern und das
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