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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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von Sonne, Wind und Wetter gebräunte Gesicht. Norah wirkte so wunderbar zufrieden und glücklich.
    Richard lächelte. Er hättte stundenlang so sitzen und sie ansehen können. Und seit dieser Nacht durfte er das auch – hoffentlich ein ganzes Leben lang! Die Hände auf die Sessellehnen gestützt beugte er sich über sie und flüsterte ganz nah an ihrem Gesicht: „Ich liebe dich, Norah Casey.“
    Norah öffnete die Augen.
    In diesem Moment ertönte ein lautes Geräusch an der Eingangstür. Sofort richtete Norah sich auf und drückte Richard beiseite. „Was war das?“, flüsterte sie ängstlich.
    Richards Magen zog sich zusammen. Versuchte jemand gewaltsam in das Gästehaus einzudringen? Er ergriff Norah bei den Schultern. „Bleib bei den Mädchen“, bat er sie, lief in den Flur und schloss dabei die Zimmertür hinter sich.
    Bevor er die Eingangstür des Gästehauses aufriss, atmete er tief durch. Vor ihm stand Susans Pflegerin Sarah, und hinter ihr sah er eine aufgeregt von einem Bein auf das andere tretende Helena. Diese ihre Nervosität widerspiegelnde Eigenheit war ihm an der jungen Frau bisher noch nie aufgefallen.
    „Mr Martin, ich wollte nach Susan sehen.“ Sarah warf einen unsicheren Blick zu Helena.
    Auf Richards Stirn erschienen die ihm eigenen Querfalten, als er überlegte, was dieser seltsame Blick von Sarah wohl zu bedeuten hatte. Zudem war er sich unsicher darüber, wie er Helena begegnen sollte. Immerhin hatte er ihr unterschwellig zu verstehen gegeben, dass er ein gewisses Interesse an ihr hatte. Schuldbewusst fuhr er sich mit beiden Händen über das Kinn, sodass seine Bartstoppeln leise knisterten.
    „Mr Martin?“, sprach die Bedienstete ihn ein weiteres Mal an.
    „Ja, gehen Sie nur hinein, Sarah“, stammelte er und ließ die Frau an sich vorbei ins Haus eintreten.
    Unbeholfen verschränkte er dann die Hände hinter seinem Rücken und begrüßte Helena mit einer leicht steif wirkenden Verbeugung.
    Sie musterte ihn einen Moment aus ihren blauen Augen, bevor sie ihm ihr betörendes Lächeln schenkte. „Ich dachte, ich treffe Sie besser, bevor Mr Bokisch und Sie an die Arbeit gehen, Mr Martin“, begann Helena und trat näher zu ihm.
    Sie übersah großzügig seine noch vom Vorabend verschmutzte und zerknitterte Kleidung. „Gab es gestern Abend Schwierigkeiten?“, erkundigte sie sich leichthin und blickte an ihm vorbei in Richtung offen stehende Eingangstür. „Oder geht es dem armen Mädchen schlechter?“
    „Um ehrlich zu sein: Ja, es gab einige Probleme, Miss Andrews. Ihnen den ganzen Sachverhalt darzulegen würde zu weit führen. Aber es gibt gute Neuigkeiten: Miss Susan ist aufgewacht.“
    „Oh, das ist gut!“, erwiderte Helena.
    Richard wandte sich halb um und blickte ebenfalls in das Gästehaus hinein. Norah würde heute noch abreisen, und er hätte gern ein wenig mehr Zeit mit ihr verbracht.
    „Kann ich etwas für das Kind tun, Mr Martin?“, erkundigte sich Helena und forderte seine Aufmerksamkeit ein, indem sie ihre Hand auf seinen Arm legte.
    Richard strich sich erneut über das unrasierte Gesicht. Dann ging er an ihr vorbei ein paar Schritte in den Park hinein, in dem unzählige strahlendgelb blühende Forsythienbüsche die Wiesenfläche umgaben.
    Helena folgte ihm, und als sie ihn erreicht hatte, hakte sie sich bei ihm unter.
    „Sie könnten tatsächlich etwas tun, Miss Andrews“, sagte er schließlich. „Wir sollten Miss Susan und ihre Schwester, Miss Leah, schnellstens von hier fortbringen. Allerdings halte ich das bei Miss Susan nur für möglich, wenn sich zuvor Dr. Barkley nochmals ein Bild von ihr gemacht hat. Schließlich wollen wir durch einen überstürzten Transport der Verletzten nicht ihren Heilungsprozess gefährden.“
    „Entschuldigen Sie bitte meine Neugier, Mr Martin. Aber sind Sie in etwas Unehrenhaftes verstrickt worden?“
    Richard schloss für einen Moment die Augen und versuchte es dann mit einer direkten Flucht nach vorn: „Sie sollten nicht auch noch in Gefahr gebracht werden, Miss Andrews. Diese Mädchen haben ein paar schreckliche Tage hinter sich und müssen zu ihrem Schutz Belfast schnellstmöglich verlassen. Mehr Wissen darüber, was vorgefallen ist, möchte ich Ihnen ungern zumuten. Doch wenn Sie für Miss Susan noch einmal den Arzt kommen lassen und vielleicht für einen halbwegs gut gefederten Wagen sorgen könnten, wäre ich – und mit Sicherheit auch die beiden Mädchen – Ihnen sehr dankbar.“
    Helena drehte sich so geschickt,

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