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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Eichenholzkübeln, Buchsbäume und Topfrosen herbeigekarrt worden waren.
    Sie deutete auf eine große Gruppe Schauerleute 4 , die Kisten und Säcke die Gangway hinaufschleppten. „Das sind über eintausend Säcke Kartoffeln, mehrere Waggonladungen frisches Obst und Gemüse, tonnenweise Mehl und Zucker, ganze Rinderhälften und Hunderte Kisten mit Bier, Wein, Mineralwasser und dazu Dutzende Fässer mit Schalentieren und Austern.“
    „Damit könnte man eine ganze Stadt versorgen“, erwiderte Richard und hatte dabei nur zu deutlich die federleichte, viel zu dünne Katie vor Augen.
    „Eine gute Idee. Wir sollten uns das alles schnappen und nach Belfast tragen“, lachte Norah, die seine Gedanken zu erraten schien.
    „Komm doch“, forderte sie ihn auf, als er stehenblieb und den Lastwagen betrachtete, der gerade am Pier eingetroffen war. Von der in Southampton ansässigen Charles George Hibbert & Co.- Brauerei wurden 15.000 Flaschen Bier in Holzkisten geliefert.
    Richards Blick wanderte zu Norah. Sie trug bereits die Uniform und die Insignien, die sie als Erste-Klasse-Stewardess der White Star Line auswiesen.
    Ihre Wangen waren gerötet und ihre dunklen Augen blitzten übermütig. Richard reagierte nicht auf ihr Ziehen an seiner Hand, sondern schob sie zwischen zwei eng nebeneinander abgestellte Pflanzenkarren und versperrte ihr mit seinem Körper den Weg. Das sie umgebende Grün erweckte den Eindruck, als befänden sie sich nicht auf einem Pier mit seinen praktischen, aber nicht gerade hübschen Hafengebäuden, sondern inmitten eines botanischen Gartens.
    „Ich habe dich vermisst“, flüsterte er ihr in seiner Muttersprache ins Ohr und zog sie an sich.
    Norah lachte leise und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Wir haben uns doch nur zwei Tage nicht gesehen, Richard“, erwiderte sie, ebenfalls auf Deutsch.
    Sie schmiegte sich in seine Arme, und er schloss genießerisch die Augen. Er würde sein Leben lang nie genug davon bekommen zu hören, wie sie mit ihrem zauberhaften Akzent seinen Namen aussprach.
    Geschützt zwischen den Palmwedeln, den üppig blühenden Rosensträuchern und kunstvoll getrimmten Buchsbäumen küssten sie sich.
    „He, entweder ihr verschwindet oder ihr helft beim Abladen“, rief jemand laut hinter Richard.
    Norah trat einen Schritt zurück und zeigte ihr freches Grinsen. „Du bist doch froh über den Job, oder, Jamie?“, rief sie zu dem Arbeiter hinauf, der hinter Richard auf dem Karren stand und die Hände mit seinen groben Arbeitshandschuhen erbost in die Hüfte stemmte. „Weshalb willst du ihn denn an uns beide abtreten?“
    „Du bist das?“, entfuhr es Jamie erstaunt, dann hörte Richard ihn über seinen Kopf hinweg lauthals rufen: „Hey, Leute, Norah hat gerade einen Mann geküsst!“
    Lautes Johlen und Beifall war die Antwort.
    Richard schüttelte den Kopf. „Kennst du eigentlich jeden?“
    „Nein“, kicherte Norah und zog ihn an der Hand zwischen den Pflanzenwagen hervor. „Aber die meisten hier interessiert es gar nicht, ob sie mich kennen oder nicht. Sie haben ihren Spaß daran, dass Jamie uns erwischt hat. Lassen wir ihnen doch ihre Freude – sie haben so einen schweren, manchmal sehr eintönigen und schlecht bezahlten Job.“
    Wieder zog sie ihn hinter sich her, und diesmal folgte er ihr gern im Laufschritt durch das laute, geschäftige Durcheinander auf dem Pier, denn so kam er zumindest schnell von diesem Jamie und den breit grinsenden Schauerleuten fort. Eilig liefen sie über die leicht schwankende Gangway und Richard betrat hinter Norah das erste Mal die RMS Titanic.

    Norah war so flott in den großen Räumen und den langen, endlos erscheinenden Fluren unterwegs, dass Richard sich kaum richtig umsehen konnte. Dennoch reichte ihm dieser flüchtige Eindruck, um den herausragenden Luxus und Komfort des Ozeanriesen zu erkennen – und um die Orientierung zu verlieren.
    Schließlich erreichten sie über eine Treppe das A-Deck, und Norah führte ihn, erstaunlich zielsicher, in die im Stil von Louis XV. eingerichtete Erste-Klasse-Lounge. Richard sah sich staunend um. Der exquisit eingerichtete Raum, in dem er sich befand, hätte sich ebenso gut in einem Schloss befinden können. Seine Schuhe versanken förmlich in dem dunkelgrünen Teppichboden, als er auf Thomas Andrews zuging, der mit einigen Männern gerade einen nach innen gewölbten Bücherschrank an der hinteren Stirnwand der Lounge einräumte.
    „Mr Martin!“, begrüßte er ihn und reichte die Empfehlung des

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