Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
nicht.
Ebba wandte sich wieder an Kaj. »Habt ihr Tabletten gefunden? Oder leere Tablettenschachteln? Mir geht es natürlich in erster Linie um dieses Dexofen.«
»Ebba, wir liegen wirklich nicht auf der faulen Haut, aber den Müll haben wir noch nicht untersucht«, erwiderte Kaj gereizt.
Ebba ignorierte seinen Unmut und fuhr im selben Ton fort: »Dann suchen wir auch noch nach Spritzen, leeren Spritzen.«
»Keine bislang«, antwortete Kaj.
»Ich will, dass ihr alle Kamine, Komposthaufen und den Asche- und Müllplatz der Insel überprüft. Das ganze Haus muss ebenfalls durchsucht werden, auch wenn es im Augenblick vielleicht noch nichts ergibt. Aber wenn wir keine Verpackung finden, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie jemand bewusst beseitigt hat. Dann wissen wir, was Sache ist.«
»Okay.«
»Briefe, Zettel, Notizpapier … ?«
»Nichts, was du vermutlich suchst. Wir haben seinen Kalender, und der ist recht voll. Konzerte, Besprechungen, Aufträge, sowohl dieses Jahr als auch in fernerer Zukunft.«
»V ielbeschäftigt, der Gute«, meinte Jakob.
»Er hatte Arbeit, Geld, Karriere, war ein Star, hatte eine Ehefrau und offenbar auch eine Geliebte. Warum sollte er Selbstmord begehen?«, überlegte Ebba laut und wandte sich dann an Kaj. »Habt ihr einen Gegenstand gefunden, der die Kopfverletzung verursacht haben könnte?«
»Hast du ein Foto der Verletzung?«
»Ruf diesbezüglich Svante an und mach dich dann auf die Suche nach einem passenden Gegenstand. Wir wissen noch nicht, wo Raoul gestorben ist, und auch nicht, wie lange vor seinem Tod er sich diese Verletzungen zugezogen hat.«
»Das kann ja ein x-beliebiger Grund sein, Ebba.« Kaj bemühte sich, seinen Unwillen zu unterdrücken. »Aber wir schauen uns das näher an. Unsere Taucher suchen den Grund ab, dort wo die Leiche vermutlich trieb. Da liegt sicher eine Menge Müll. Alles, was die Leute in den letzten hundert Jahren ins Wasser geworfen haben. Wir können also nach der Nadel im Heuhaufen suchen, ohne zu wissen, ob das überhaupt sinnvoll ist.«
Ebba blies die Backen auf, ließ die Luft langsam entweichen und schüttelte dann den Kopf. »Ich verstehe, Kaj. Mal sehen, was sich gleich bei der großen Besprechung ergibt.«
»Ehrlich gesagt wirkt es etwas weit hergeholt, dass Raoul die Tabletten mit Wein runtergespült haben soll, um dann die Schachteln zu verstecken und zu sterben«, meinte Vendela. »Sein Leben kommt einem nicht verquer genug für eine solche Tat vor.«
»›Raoul hätte vermutlich nie den Suizid als Ausweg aus einer schwierigen Situation gewählt‹, hat Helena heute Vormittag über ihn gesagt«, meinte Ebba.
»Gab es denn eine schwierige Situation?«, wollte Jakob wissen.
»Diese Frage stelle ich mir auch«, antwortete Ebba.
Als sie sich gerade erheben wollte, klingelte Kajs Handy. Er blickte nachdenklich in die Runde und sagte dann: »Leg es in eine Plastiktüte und komm damit zum Boot.«
»W as gab’s?«, wollte Ebba wissen.
»Zwei Dinge. Man hat unweit des Ufers ein Handy gefunden, und zwar auf einem Felsabsatz unter der Wasseroberfläche, und außerdem den fehlenden linken Schuh des Opfers.«
»W o lag der Schuh?«
»Etwa dreißig Meter vom Steg entfernt.«
Ebba lehnte sich zurück und dachte nach.
»W ie ist er da hingeraten?«, fragte Jakob, erhielt aber keine Antwort. Ebba rührte zerstreut in ihrer Kaffeetasse.
»Darüber werde ich nachdenken«, sagte sie mehr an sich selbst als an ihre Kollege gewandt. Dann hellte sich ihre Miene auf, als hätte sie die Grübelei für eine Weile beiseitegeschoben. Sie fuhr fort: »Ich werde die letzten beiden Befragungen, von Jan und von Caroline, zusammen mit Vendela durchführen. Unterdessen stellt Jakob die offiziellen Angaben und die Fingerabdrücke aller Personen hier auf der Insel zusammen. Ich gehe davon aus, dass alle in die Entnahme von DNA -Proben einwilligen. Du kannst dir von jemandem aus Kajs Team helfen lassen.« Sie sah Kaj an, und dieser nickte. »Falls noch Zeit bleibt, kannst du mit Vendela überprüfen, was die auf der Insel Anwesenden zwischen Beendigung der Aufnahme und Eintreffen des Rettungshubschraubers gemacht haben. Aber erst versammeln wir uns alle im großen Haus. Ich will allen ein paar kurze Fragen stellen, die Antworten geben mir vielleicht einen Anhaltspunkt, wie ich mit der Ermittlung fortfahren kann.«
»W ie lange, glaubst du, werden wir noch auf der Insel bleiben?«, fragte Vendela.
»Das kann ich jetzt unmöglich schon sagen.
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