Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
ins Wasser geworfen!« Sie lachte und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel aus den Augen.
»W ann war das?«
Caroline dachte kurz nach. »Kurz nach der Aufnahme gestern Nachmittag.«
»W ann genau?«
»T ja, wie spät kann es da gewesen sein … « Sie sah Jan fragend an.
»Halb vier ungefähr«, antwortete er. Caroline nickte und sah Ebba wieder an.
»W arum hat er es ins Wasser geworfen?«, fragte Ebba.
»Er war es so leid, dass es dauernd klingelte. Er telefonierte ständig.«
»Hat er gesehen, wer ihn anrief?«
»Ich weiß es nicht, aber er wurde wütend und schmiss es ins Wasser, um sich nicht wieder unterbrechen zu lassen.«
»W obei?«
Carolines Blick irrte in Louises Richtung, prallte dort aber sofort ab. Der Kontakt war zu schmerzhaft. Sie schniefte und biss sich auf die Unterlippe.
»Also, wir standen da und unterhielten uns.«
»W o standen Sie?«
»Unten, vor der Sauna.«
Ebba nickte und wandte sich an die Übrigen. »W eiß jemand, ob Raoul Liebeskind irgendwelche Medikamente einnahm?«
Anna kam zu sich und öffnete den Mund, ohne dass sich ihre Miene verändert hätte. »Er hatte eine ausgeprägte Erdnussallergie.«
Helena machte Anstalten, etwas zu sagen, hielt dann aber inne.
»W elche Medikamente nahm er dagegen?«
»Spritzen. Er verwahrte sie in seiner Brieftasche«, sagte Anna und sah etwas unsicher in Helenas Richtung, aber Helena reagierte nicht.
»W ie kommt es, dass Sie davon wussten?«
Ebba sah Anna an. Nach einer gespannten Stille antwortete diese gedämpft: »Er hat es mir selbst erzählt.«
»In welchem Zusammenhang?«
Anna suchte nach den richtigen Worten und sah Helena ein weiteres Mal Hilfe suchend an. Dieses Mal konnte Helena sie nicht wieder ignorieren. Sie richtete sich etwas auf, ehe sie sagte: »Raoul erlitt hier auf der Insel einen Allergieschock. Nach der Behandlung legte sich dieser Schock wieder.«
»Und wie kam das?«
»Das war ein reiner Unglücksfall«, warf Louise ein. »Er nahm versehentlich Erdnussöl zu sich, als wir ein Hühnergericht aßen.«
»Und da spritzte er sich also ein Mittel?«
Die Luft im Raum schien sich plötzlich zu verdichten. Ebba merkte sofort, dass sie ein heikles Thema angeschnitten hatte. Louise übernahm die Initiative.
»Nein, das konnte er nicht selbst. Wir mussten eine Adrenalinspritze gegen Schlangenbisse verwenden, die sich im Medizinschrank befand.«
»Er konnte sich diese Injektion, die man sich, wenn ich das recht verstehe, in der Regel selbst verabreicht, nicht mehr geben?«, sagte Ebba. »W er hat ihm die Spritze dann gegeben?« Sie sah Helena an, und diese nickte. Selbstbewusst und distanziert, dachte Ebba, aber das ist schließlich auch ihr Beruf.
»Ja, ich habe das getan«, sagte Helena. »Ich sah sofort, dass es sich um einen allergischen Schock handelte, und schickte Caroline in Raouls Zimmer, um seine Medizin zu suchen.«
»Haben Sie diese Medizin gefunden, Caroline?«
Caroline schüttelte den Kopf.
»Ich verabreichte ihm das Adrenalin, und er wurde wieder munter«, meinte Helena.
»Sie konnten also nicht seine eigenen Spritzen verwenden?«
»Das hätten wir schon tun können, aber niemand wusste, wo er sie aufbewahrt. Er erzählte anschließend, dass sie in seiner Brieftasche liegen.«
»Sie haben das vorhin nicht erwähnt, als ich Sie fragte, ob Raoul irgendwelche Medikamente nahm. Wieso nicht?«
»Bei dieser Frage ging es ja wohl eher um Mittel, die er regelmäßig einnahm. Raoul musste diese Spritzen nur nehmen, wenn es zu einer allergischen Reaktion kam, ungefähr so, wie man gelegentlich Migränemittel oder Kopfschmerztabletten nimmt. Wenn Sie Ihre Frage anders formuliert hätten, hätte ich sie auch anders beantwortet.«
Ebba sah Helena unverwandt an. Diese blinzelte nicht einmal.
»W ie wirkte er nach dem allergischen Schock?«
»T ja, etwas zittrig, möglicherweise mit einer leichten Schwellung im Gesicht. Alles andere wäre auch ungewöhnlich gewesen. Tatsache ist, dass keinerlei Schäden zurückbleiben, wenn der Schockzustand rechtzeitig beendet wird.«
»Und wie haben Sie alle darauf reagiert?«
Helena sah die anderen an, um ihnen zu bedeuten, dass sie ihre Antwort gegeben hatte.
»Ich glaubte, er hätte einen Herzinfarkt erlitten«, begann Louise.
Anna räusperte sich. »Ich hatte solche Angst, dass er sterben würde … « Sie fasste sich an die Stirn und senkte den Blick. »Und dann ist er tatsächlich gestorben.«
Ebba wandte sich sofort an Anna: »Sie sagen tatsächlich
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