Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
keine Kraft mehr.
»Ich weiß nicht … eigentlich nicht … «
Sie merkte selbst, wie wenig überzeugend das klang.
»W ir haben im Bett im Atelier Blutflecken gefunden«, fuhr Ebba fort. »Stammen sie von Ihnen?«
Angesichts der harmlosen Frage wirkte sie unverhältnismäßig nervös, insbesondere weil Ebba nicht geglaubt hatte, dass es sich um etwas anderes als eine Blutung beim Geschlechtsverkehr handelte. Bislang hatte Caroline nicht den Eindruck erweckt, sonderlich prüde zu sein. Ihre Zurückhaltung musste also andere Gründe haben. Ebba hielt inne und betrachtete die junge Frau.
»Das ist ganz einfach. Wir schicken das Laken ohnehin zur Analyse. Da Sie eine DNA -Probe abgegeben haben, werden wir es umgehend wissen. Ich gehe davon aus, dass Sie mit Raoul im Atelier geschlafen haben?«
Caroline schluckte. »Ja«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Das ist mein Blut.«
Ebba fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Nacken. Die Frage war nicht so simpel gewesen, wie sie geglaubt hatte. Die Antwort warf ein vollkommen neues Licht auf die Vernehmung.
Der Wind war schneidend, als Ebba auf die Freitreppe trat. Der Herbst hielt in den Schären schnell seinen Einzug. Die Bäume rauschten, und Laub wurde von den Birken geweht. Die Kiefern wogten vor dem Himmel. Das Tuckern des Bootsmotors war bis zum Haus hinauf zu hören. Kjell und Jan verstauten ihre schwarzen Kästen mit den Mikros, Kabeln und Stativen an Bord. Jakob sah zum Haupthaus hoch. Er winkte, als er Ebba entdeckte. Da drehten sich Jan und Kjell ebenfalls um und warteten mit trotzig erhobenem Kinn, bis sie auf dem Steg anlangte.
»Ohne meine Erlaubnis fahren Sie nirgendwohin«, sagte Ebba.
»W ir hätten natürlich noch Bescheid gesagt«, begann Jan verlegen. »Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden. Wir haben alles gesagt, was wir wissen.«
Ebba sah ihn an, bis er den Blick niederschlug. Dann deutete sie auf das Boot. »Bitte schön. Aber ich werde keine Sekunde zögern, Sie, wenn nötig, zu einem weiteren Verhör herbeizuzitieren. Egal, ob Sie sich in Ystad oder in Kalix aufhalten. Ich hoffe, dass Ihnen das klar ist.«
»W ir haben diesem jungen Mann alle Telefonnummern gegeben. Rufen Sie an, falls noch etwas ist.« Jan verzog den Mund zu einem beschwichtigenden Lächeln.
»Bis dann«, sagte Ebba, ohne das Lächeln zu erwidern. Kjell wollte gerade ablegen, als ein Ruf von weiter oben ertönte. Alle drehten sich um. Anna rannte mit ihrem Geigenkasten über der Schulter und einer schweren Tasche, die bei jedem Schritt gegen das rechte Bein knallte, auf sie zu. Hinter ihr war noch eine Gestalt zu erkennen. Helena. Verschwitzt und rot im Gesicht kletterte Anna an Bord. Helena wirkte wie immer kühl und gelassen. Kein Haar ihres perfekten Ponys war verrutscht. Als sie vor Ebba stand, stellte sie ihre Tasche ab und gab ihr die Hand.
»Mir ist klar, dass es Ihnen lieber gewesen wäre, wenn wir noch länger auf der Insel geblieben wären, aber ich habe bereits alles, was ich über diese fürchterliche Tragödie weiß, zu Protokoll gegeben. Natürlich bin ich gerne bereit, mich wieder mit Ihnen zu unterhalten, falls das eine Hilfe sein sollte.«
»Sie können sich schon mal darauf vorbereiten, sich im Laufe der Woche für ein weiteres Verhör bei uns einzufinden. Es handelt sich nicht um einen Unfall. Viele Indizien deuten auf einen unnatürlichen Tod hin. Falls Sie noch mehr zu sagen haben, sollten Sie das tun«, erwiderte Ebba und hielt dann inne. »Insbesondere, da Sie uns bewusst die Information vorenthalten haben, dass Sie eine Affäre mit Raoul Liebeskind hatten.«
Die Farbe wich aus Helenas Wangen, und sie schien etwas sagen zu wollen, aber kein Wort drang über ihre zusammengepressten Lippen.
»W ollen wir jetzt darüber reden, oder ist Ihnen ein Termin morgen früh im Dezernat lieber?«, fragte Ebba.
Helenas Augenlid zuckte. Sie dachte ein paar Sekunden nach. Entmutigt ließ sie dann die Schultern hängen. Sie hob ihre Tasche wieder hoch.
»Jetzt sofort. Ich rufe später ein Boottaxi.«
Ihre Stimme klang abgestumpft. Enttäuscht?, überlegte Ebba.
»Sie fahren also nicht zusammen mit Louise nach Hause?«
Helena schnaubte. »W ohl kaum.«
Ebba nickte und wollte sich gerade mit Helena zum Haus begeben, als sie hinter sich Annas Stimme vernahm.
»Aber … müssen Sie auch noch mit mir sprechen? Kann ich irgendwie behilflich sein?«
Sie klang sowohl verletzlich als auch eifrig. Trotzdem ärgerte sich Ebba über diese
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