Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
sich vorstellen, welch ein Schock das für Louise war. Absolut haarsträubend. So was macht man einfach nicht. Man muss für seine Taten geradestehen, auch wenn es mal schwierig wird. Aber dieser Mann hatte Caroline den Kopf verdreht. Sie weigerte sich, auf irgendwelche Argumente zu hören. Da sah ich mich gezwungen, in dem ganzen Chaos einen rationalen Beschluss zu fassen. Ich bot Caroline meine Loyalität an. Da sie nun einmal mit meinem Kind schwanger war, sah ich es als meine Pflicht, ihr beizustehen und die Verantwortung für meinen Nachwuchs zu übernehmen, ganz gleichgültig, ob sie jetzt mit Louise zusammenbleiben wollte oder nicht.«
»Die Großmut in Person! Was bist du doch für ein Heuchler, Peder!«, fauchte Caroline.
»W ie meinen Sie das?«, warf Ebba mit ihrer ruhigen Vernehmungsstimme ein, die im Vergleich zu den erregten Angriffen der anderen fast bizarr wirkte. Caroline schien ihre Anwesenheit gar nicht mehr wahrzunehmen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf Peder gerichtet.
»Hörst du nicht, dass du immer nur von deinem Kind sprichst? Louise war nur das Alibi, um ein Kind mit mir zu zeugen. Ich erinnere mich noch, wie wütend sie auf dich wurde, als ich das sagte.«
Peder wurde hochrot im Gesicht.
»Liebe Caroline, das ist ein Missverständnis.«
Er versuchte zu lächeln, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. »W arum sollte ich Louise verraten? Und noch dazu Emily und meine vier Kinder?«
»Das ist doch wohl offensichtlich? Ich sehe doch, wie du mich anschaust, Peder. Hast du mich erst mal mit einem Kind in die Ecke gedrängt, dann hast du mich, wo du mich haben willst. Dann hast du schon mal die Hälfte. Du willst mich. Das wollen alle Typen. Du glaubst gar nicht, wie sehr mir alle Männer auf die Nerven gehen, die glauben, sie hätten ein Anrecht auf mich, bloß weil sie geil sind.«
Peder versuchte sie zu unterbrechen, aber Caroline wurde lauter. »Erzähl mir nicht, dass Raoul unzuverlässig war. Du hängst doch selbst die ganze Zeit dein Mäntelchen nach dem Wind.«
Peder holte ein paarmal tief Luft, um die Fassung zu bewahren. Obwohl er sich bemühte, nachsichtig zu lächeln, konnte er nicht verbergen, wie gekränkt er war.
»Caroline. Ich bin und bleibe dein Freund. Egal, wie wütend du im Augenblick auf mich bist. Aber ich liebe meine Frau sehr. Im Unterschied zu Raoul muss ich nicht dauernd bei neuen Frauen Bestätigung suchen. Eines ist sicher. Ich werde Emily nie deinetwegen verlassen, ganz gleichgültig, was du dir einbildest. Ich wollte Louise helfen, ein Kind zu bekommen. Als ich mich an eurem Familienprojekt beteiligt habe, tat ich das mit offenen Augen. Mir war klar, dass dieses Kind vielleicht eines Tages würde wissen wollen, wer sein Vater ist. Ich würde mein eigenes Fleisch und Blut nie verleugnen. Es war aber immer geplant, dass ihr beide die Eltern sein würdet. Du nennst mich unzuverlässig. Und wie soll ich dich nennen? Du hast Louise auf die schlimmste Art verraten. Wie konntest du der Person, die dich über alles liebt, nur so leichtfertig untreu werden? Nach allem, was sie für dich getan hat!«
Caroline schwieg und starrte zu Boden. Peder schüttelte enttäuscht den Kopf.
»Ich verstehe, dass du im Augenblick etwas labil bist«, fuhr er fort, »kein Wunder, schließlich ist Raoul tot. Du trauerst und kannst nicht klar denken. Du darfst mich gerne als Klagemauer verwenden. Ich kann damit umgehen, Caroline. Ich verzeihe dir.«
Die Stimme war leise und mitfühlend, und er wollte ihr mit einer zärtlichen Hand über die Wange streichen. Als seine Fingerspitzen ihre Haut berührten, sprang sie auf. Ihre Wut brach wieder hervor.
»Du warst verdammt noch mal eifersüchtig auf Raoul!«
»Jetzt ist aber mal gut.«
»Gib es zu! Gib zu, dass du ihn beseitigen wolltest, damit ich dein Kind zur Welt bringen kann.«
»Meine Güte! Was behauptest du denn da, Caroline?«
»Louise ist dir scheißegal. Du bist ja so verlogen.«
»Und das sagst ausgerechnet du? Obwohl du sie hintergangen und das Kind abgetrieben hast!«
Schlag auf Schlag waren die Antworten niedergegangen, bis sie den abrupten Wendepunkt erreicht hatten! Die nun eingetretene Stille stand in grellem Kontrast zu der Wut, die das Zimmer erfüllt hatte. Peder und Caroline standen da und starrten sich an, ermattet und überrumpelt von der Eskalation ihres Streits.
Kaum hörbar sagte sie: »W oher weißt du … «
»Stimmt es, Caroline?«
Caroline schluckte und wandte sich ab, als sie Ebbas Stimme
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