Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
um es dann später für den Winter abzudecken.«
»Haben Sie das Boot vergessen, oder kamen Sie nur bis zu den Rudern?«, fragte Ebba.
Als sie sein erstarrtes Gesicht im Profil sah, schlug ihr Herz schneller. Sie hatte wieder das vertraute Gefühl, an einer entscheidenden Wende angelangt zu sein.
Peder starrte lange auf sein Boot und antwortete dann, immer noch, ohne sie anzusehen: »Glauben Sie wirklich, dass ich Raoul umgebracht habe? Nur weil er … « Ihm fehlten die Worte, und er fasste sich an die Stirn.
»Und? Haben Sie?«
»Nein! Das ist doch wohl klar.« Seine Stimme klang gekränkt und verzweifelt.
»W issen Sie, wer es war?«
Peder schüttelte ernst den Kopf, aber eher in seine eigenen Gedanken versunken denn als Antwort auf die Frage.
»Sie meinen also, dass es Mord war? Meine Güte! Was für ein Wahnsinn! Wer hätte Raoul ermorden sollen? Ich kann mir niemanden vorstellen, der ein Motiv gehabt hätte, das stark genug war. Wir sind schließlich keine Unmenschen.«
»W erden wir Spuren von Raouls Leiche in Ihrem Boot finden, Peder?« Ebbas Stimme war schärfer geworden.
»Das ist doch lächerlich!«, rief er. Er drehte sich zornig zu Ebba um. »W as soll das? Glauben Sie, ich gestehe etwas, was nur in Ihrer Fantasie existiert? Warum sollte es Spuren von Raouls Leiche in meinem Boot geben? Soweit ich weiß, hat er es nie betreten. Ich werde nicht akzeptieren, dass Sie mich in dieser Form verdächtigen.«
Er zog sein Handy aus seiner Seglerjacke und wählte mit dem linken Daumen eine Nummer. Ebba betrachtete ihn, als er darauf wartete, dass jemand am anderen Ende abhob.
»Hallo, ich bin das«, sagte er und baute sich vor Ebba auf, als wolle er zeigen, dass er nichts zu verbergen habe. Er hörte der Person am anderen Ende ungeduldig zu. »Nein … und mein Boot können wir nicht nehmen, weil die Polizei es beschlagnahmt hat. Offenbar bilden sie sich ein, dass es etwas mit Raouls Tod zu tun hat … ja, ich weiß … vollkommen unglaublich … wir müssen dein Boot nehmen … Sollen sie doch machen, was sie wollen. Wollen sie mit uns fahren, bitte, sonst müssen sie sehen, wie sie nach Hause kommen. Ich warte hier.«
Er beendete das Gespräch und verschränkte die Arme.
»Ich habe mit Louise gesprochen. Wir nehmen das Targa. Vorausgesetzt, Sie konfiszieren das nicht auch.«
Ebba lächelte ihn an, ohne sich von seinem Ärger anstecken zu lassen.
»Setzen Sie sich doch bitte noch mal«, sagte sie und deutete auf den Platz neben sich. Peder betrachtete die Bank. Er atmete angestrengt. Ehe er sich setzte, strich er hastig über das Holz der Bank. Dann betrachtete er scheu, fast unwillig seine Handfläche, ehe er sich die Hände mit einer hektischen Bewegung an der Hose abstreifte und neben Ebba Platz nahm. Was für eine Zimperlichkeit, dachte sie, ist seine Seglerjacke wirklich so kostbar?
»W arum sind Sie heute nach Svalskär gekommen, Peder?«
»Um Ihnen bei Ihren Ermittlungen zu helfen natürlich. Außerdem wollte ich für Louise da sein. Sie braucht meine Hilfe. Sie ist zwar stark, aber auch sie stößt an ihre Grenzen. Sie hat einige sehr schwere Tage hier auf Svalskär hinter sich.«
»Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht sonderlich begeistert war, als Sie gestern hier aufgetaucht sind?«
»W arum das nicht?«
»Ja, warum nicht, Peder? Ich glaube, das wissen Sie sehr wohl«, erwiderte Ebba und betrachtete ihn wieder von der Seite. Als er nicht antwortete, fuhr sie mit derselben ruhigen Stimme fort: »W orüber haben Raoul und Sie gestritten?«
»W ir haben uns doch nicht gestritten«, sagte Peder und strich sich mit seinem Zeigefinger das Kinn und die Lippen.
»Ich weiß, dass Sie gestritten haben. Dafür gibt es Zeugen.«
Peder antwortete nicht.
»Ein Streit, der eskaliert ist«, fuhr Ebba fort. »Nicht wahr?«
Peder starrte geradeaus. Seine Stirn lag in Falten und er schien die richtigen Worte zu suchen. Schließlich nickte er leicht und sagte leise: »Ich glaube … ich muss meinen Anwalt anrufen.«
»Ja«, erwiderte Ebba kühl. »Das ist vielleicht eine gute Idee.«
Ihre Gelassenheit provozierte ihn. Plötzlich sagte er heftig: »Ich sage überhaupt nichts mehr, ehe ich nicht mit meinem Anwalt gesprochen habe. Darf ich ihn selbst anrufen, oder ist das auch schon nicht mehr erlaubt?«
»Rufen Sie ihn nur an«, antwortete Ebba ungerührt. »Sie können gleich einen Termin morgen um eins im Dezernat vereinbaren.«
»Um halb eins wollte ich mit meiner Frau zu Mittag essen.
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