Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
wissen Sie auch«, erwiderte Helena.
»Sie wissen, dass das nicht stimmt.« Ebba richtete sich auf und legte einen Arm auf die Lehne des Sofas. »Meines Erachtens hatten Sie alle gute Gründe, Raoul nach dem Leben zu trachten. Wie ich dem Staatsanwalt den Fall darlege, hängt ganz allein von Ihrer Kooperation ab. Denken Sie also noch einmal nach. Was geschieht, wenn der Falsche verurteilt wird? Wie ist es, wenn eine Schwester oder Kollegin unschuldig für einen Mord ins Gefängnis kommt?«
Mit einem bitteren Lächeln schüttelte Helena den Kopf. Sie holte tief Luft, um ihren Ärger im Zaum zu halten, und antwortete: »Es gelingt Ihnen nicht. Sie können nicht durch Einschüchterung ein Geständnis erzwingen. Was wäre das auch wert? Nichts.«
Sie stand auf und reichte ihrer Schwester die Hand. Caroline nahm sie und erhob sich, und so standen sie beide da, groß und schweigend, während Ebba sich ihren nächsten Schachzug zurechtlegte. Wenn sie sie jetzt fahren ließ, dann würde sie sie erst wieder in Stockholm konfrontieren können.
»Sie haben sich beide zum zeitlichen Verlauf geäußert. Ich werde Ihre Angaben genauestens prüfen. Falls mit diesen etwas nicht stimmen sollte, werde ich Sie wieder zum Verhör vorladen. Ich hoffe, Sie haben bis dahin noch alle Details im Kopf.«
Helena runzelte die Stirn. »W ollen Sie damit sagen, dass wir lügen? Soll ich das so deuten?«
»Das müssen Sie mit Ihrem Gewissen Raoul Liebeskind gegenüber ausmachen. Ständig stoßen wir auf Vorfälle und Fakten, die mehr oder minder freiwillig ausgelassen wurden, je nachdem, wen man fragt.«
Gleichmütig zuckte Helena mit den Achseln, als langweile sie die Unterhaltung ungemein. Ohne sich von ihrer zur Schau gestellten Überlegenheit provozieren zu lassen, fuhr Ebba fort: »Etwas würde ich Sie gerne fragen, Helena. Sie dürfen selbst entscheiden, ob Ihre Schwester anwesend sein soll, wenn wir darauf eingehen. Wie Sie sicher verstehen, geht es um Ihre Beziehung zu Raoul.«
Mit ihrer Arroganz hatte Helena ihre Gefühle in Schach gehalten, das war spürbar, da es ihr jetzt nicht mehr gelang, ihre Selbstbeherrschung zu bewahren. Je länger Helenas Antwort auf sich warten ließ, desto unbehaglicher wurde es Caroline. Ebba wartete ab, um die Positionen wenn möglich noch weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schließlich sagte Caroline: »W illst du, dass ich rausgehe, Helena? Willst du das? Kann es noch schlimmer werden, als es bereits ist?« Vorwurfsvoll sah sie ihre Schwester an. Dann nahm sie ihren Mantel und verließ fluchtartig das Boot. Halbherzig versuchte Helena, sie aufzuhalten, wusste aber, dass es bereits zu spät war. Der Luftzug von der Tür war nicht mehr zu spüren, als Helena zu sprechen begann. Ihre Züge waren immer noch starr, und eine Ader zeichnete sich an ihrer Schläfe ab.
»Danke, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, Caroline aus gewissen Teilen meiner Beziehung mit Raoul rauszuhalten«, sagte sie leise.
»Seien Sie sich nicht so sicher, dass ich das aus Rücksichtnahme getan habe«, erwiderte Ebba kühl.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die privaten Details durchsickern«, murmelte Helena und nahm wieder auf dem Sofa Platz.
Ebba verschränkte die Arme. »W ann haben Sie Raoul zum letzten Mal vor seinem Tod gesehen?«
Helena dachte nach. Ebba merkte, dass sich Helena bewusst war, dass jede weitere Verzögerung ihrer Glaubwürdigkeit schadete. Es stellte sich die Frage, wie lange sie dem Druck noch widerstehen konnte. Ebba beugte sich etwas vor.
»Helena, erzählen Sie. Letztes Mal sagten Sie, es sei direkt nach der Aufnahme gewesen, einige Stunden, bevor Sie ihn tot sahen.«
»Und jetzt behauptet jemand etwas anderes?«, fragte Helena vorsichtig, wobei sie vollkommen ungerührt wirkte.
Ebba antwortete nicht. Stattdessen schlug sie die Beine übereinander und fuhr fort: »W ie gut kennen Sie Peder, Helena?«
»Peder?« Wieder ließ sie sich mit der Antwort Zeit, um sich auf die neue Wendung einzustellen. »Peder habe ich im Verlauf der Jahre recht oft getroffen.«
»W oher wusste er von Ihrer Affäre mit Raoul?«
Helena verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. »Peder ist ein kleiner, neidischer Arsch, der punkten will, indem er sich in Sachen einmischt, die ihn einen Dreck angehen.«
»Erklären Sie mir das.«
Helena ließ die Schultern sinken und schüttelte bekümmert den Kopf. »Es gibt da nicht viel zu sagen. Peder gehörte immer zu Louises engstem Kreis. Ich habe ihn
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