Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Jetzt nahm sie Carolines Hand.
»W arum hast du mich denn nicht angerufen?«
»Du findest mich doch nur anstrengend«, sagte Caroline verächtlich und zog ihre Hand an sich. »Dessen bin ich mir bewusst. In deiner Gesellschaft komme ich mir immer so wahnsinnig lächerlich vor. Ich bin ja bloß deine verrückte kleine Schwester. Du nimmst mich nie ernst.«
»Das ist nicht wahr«, flüsterte Helena. Sie warf Ebba einen diskreten Blick zu, um ihr zu bedeuten, dass sie nicht vorhatte, das Gespräch mit ihrer Schwester fortzusetzen. Es war etwas zu privat für eine polizeiliche Vernehmung.
»Sie wussten also nichts von dem Schwangerschaftsabbruch, Helena?«, fragte Ebba.
»T ja, was soll ich sagen … Ich dachte erst, sie hätte ihn durchgeführt. Ich hatte keine Ahnung, dass ich kein Mifegyne verschreiben darf. Mein Computer hat es weitergeleitet. Wie hätte ich ahnen sollen, dass man Caroline das Medikament nicht aushändigen würde? Mein Fachgebiet ist die innere Medizin, nicht die Gynäkologie. Außerdem hat Caroline nicht Einspruch erhoben, als Louise von der Schwangerschaft erzählte. Ich ging also davon aus, dass sie es sich anders überlegt hatte, was vielleicht nicht so … ganz abwegig ist, was meine Schwester betrifft.«
Sie warf Caroline einen Blick zu, aber diese reagierte nicht.
»Ich wusste also nichts von dem Schwangerschaftsabbruch«, schloss Helena an Ebba gewandt.
»W ann haben Sie Louise von dem Schwangerschaftsabbruch erzählt?«
Caroline sah Ebba an. In ihrem Kopf schienen sich Gedanken zu regen, die sie den anderen nicht anvertrauen wollte.
»Gar nicht«, murmelte sie.
»Nicht?«, meinte Ebba nachdenklich. »Aber Sie waren doch dabei, als Peder es mir erzählte. Irgendwie muss er es erfahren haben.«
»Peder!«, sagte Caroline verächtlich. »Ich hätte ihm das natürlich an den Kopf werfen sollen, als er mir im Salon Vorhaltungen machte. Verdammt, das wäre ein Genuss gewesen!« Sie senkte den Blick und bewegte nervös ihre Finger.
Ebba fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und beugte sich vor.
»W er außer Raoul wusste, dass Sie einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt hatten?«
Caroline schob das Kinn vor.
»Niemand.«
Ebba lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme. Sie schwieg eine Weile. Vendela nickte ihr diskret zu, und Ebba freute sich über deren Gabe, rasche Schlüsse zu ziehen.
»Dann besprechen wir jetzt etwas anderes, dem ich einige Bedeutung beimesse«, sagte Ebba wieder an Helena und Caroline gewandt, »und zwar dieses fatale Hühnergericht.«
»Das war einfach Pech, Ebba«, erwiderte Helena müde.
»Ich weiß, dass Sie ihm das Leben gerettet haben«, sagte Ebba, »aber ich hätte gerne gewusst, was vor diesem Vorfall geschah.«
Helena sah Caroline an, und diese sah aus dem Bullauge.
»Caroline?«, sagte Ebba ermahnend, woraufhin sie schon unter ihrem Pony hervorschaute.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie.
»W ar vorher etwas geschehen, was für böses Blut gesorgt haben könnte?«
Caroline blinzelte einige Male. Aber dann zuckte sie nur mit den Achseln.
»W arum war es Louise so wichtig, allen zu erzählen, dass Sie ein Kind erwarteten?«
»W eil sie das wollte.«
»Aber Sie nicht?«
Caroline versank immer tiefer im Sofa.
»Ich wollte nur sterben … «
Helena unterbrach sie und sah Ebba streng an. »Ebba, können wir vielleicht aufhören? Bedenken Sie, dass meine Schwester im Augenblick geschwächt ist. Ihr schlechtes Gewissen Louise gegenüber macht ihr zu schaffen. Was dieses Hühnergericht betrifft, so kann jede von uns dieses Erdnussöl verwendet haben.«
Ebba verzog keine Miene. »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Caroline«, sagte sie kühl. »W as passierte, bevor Sie sich zum Abendessen setzten? Hatte Louise einen Grund, eifersüchtig zu sein?«
»Hören Sie schon auf, auf Louise herumzuhacken«, antwortete Caroline etwas verärgert. »Ich war es, die eifersüchtig war.«
»Und warum?«
»W eil Raoul die ganze Zeit mit Anna rummachte. Können Sie sich vorstellen, wie es war, die beiden ständig eng umschlungen zu sehen? Ganz ungeniert vor meinen Augen!« Caroline nagte an ihrem Daumen. Ebba zog die Brauen hoch.
»W ir feierten, dass Anna Konzertmeisterin geworden war«, warf Helena mit angestrengt alltäglichem Ton ein. Caroline schaute angewidert zum Bullauge hinaus.
»Es muss wirklich belastend für Sie gewesen sein, Raoul und Anna zusammen zu sehen«, meinte Ebba. »W as taten Sie?«
Caroline legte die Hände vors
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