Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
eine unserer Damen. Caroline, Anna, Helena oder Louise. In diesem Kreis findet sich die Mörderin. Vielleicht nicht Caroline.«
Vendela schüttelte den Kopf.
»V endela«, begann Ebba vorsichtig. »V ersuche bitte … «
»Ich will nicht darüber sprechen«, fiel sie Ebba ins Wort und stand abrupt auf. Sie lächelte Ebba gezwungen an. »Brauchst du mich im Augenblick? Ich muss einige Anrufe erledigen.«
Ebba zögerte, aber antwortete dann: »Geh. Ich bleibe noch etwas.«
Auf der Schwelle drehte sich Vendela noch einmal um und sagte: »W irklich nett, das mit Pontus. Er wird der perfekte Chef. Er ist ganz anders als Karl-Axel.«
»V ergiss nur nicht, dass er im Augenblick dein Chef ist.«
»W as meinst du damit?«, erwiderte Vendela irritiert.
»Nichts, nichts … Sag Bescheid, wenn du mehr von Kjell und Jan weißt«, schloss Ebba. Vendela drehte sich auf dem Absatz um und ging.
Ebba wartete einige Sekunden, um sich sicher zu sein, dass sie ungestört sein würde. Nur wenige Male hatte sie unerlaubt die Datenbank der Sicherheitspolizei aufgerufen. Sie hatte von einem inzwischen pensionierten Kollegen den Code erhalten, als sie mit einem Fall befasst gewesen war, für den sie Informationen benötigte, die der Geheimhaltung unterlagen. Sie hatte versprochen, dieses Vertrauen nie zu missbrauchen, und das verstand sich eigentlich von selbst. Aber wo verlief die Grenze, und wer hatte das Recht, diese zu definieren? Es gab immer einen guten Grund, wenn sie sich großzügig gestattet hatte, das Archiv zurate zu ziehen. Zumindest fand sie das selbst. Was sie jetzt tat, konnte mit etwas gutem Willen als ein Grenzfall betrachtet werden. Auf der richtigen Seite der Grenze. Ihr Wagemut entzückte und erschreckte sie gleichermaßen. Außerdem schämte sie sich ein wenig.
Ganz richtig hatte ihre Intuition sie nicht getrogen. Da war er. Im Personalarchiv der Sicherheitspolizei. Pontus Harald Love Strindberg. Love. Hieß er wirklich mit drittem Namen Love? Ein Porträt tauchte automatisch auf dem Bildschirm auf. Verärgert klickte sie sofort auf minimieren und konzentrierte sich auf seinen Lebenslauf. Als sie sein Geburtsdatum las, stellte sie fest, dass er nicht vier, sondern fünf Jahre jünger war als sie. Er war also bereits mit sechs eingeschult worden, um dieselbe Klasse mit Louise Armstahl besuchen zu können. In Tokio geboren? Und wieso sprach er Finnlandschwedisch? Ein kurzer Bericht über seine bewegte Kindheit rund um den Globus bestätigte ihren Verdacht, dass er Diplomatensohn war, so mondän und so durch und durch unschwedisch. Mit zusammengekniffenen Augen las sie von seiner steilen Karriere. Dr. jur.! Meine Herren! Den Doktortitel hatten sie gemeinsam. Sie besaß jedoch einen in Psychologie. Er war auch schon zwei Jahre lang Bezirkspolizeichef auf Gotland gewesen. Wahrscheinlich war es ihm dann dort zu einsam geworden, und er hatte sich wieder einen Posten in der Metropole gesucht. Bei der Polizei Stockholm City war er in den vergangenen zwei Jahren stellvertretender Polizeichef gewesen, die letzten zwei Monate allerdings für ein Forschungsprojekt beurlaubt. Nach wie vor war er jedoch bei der Sicherheitspolizei angestellt. Dann kriegt Karl-Axel einen Herzinfarkt, und die großen Jungs schieben ihren Kronprinzen eine Sprosse die Karriereleiter hinauf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Karl-Axel seinen Dienst wieder antreten würde, war gleich null, und damit hatte Pontus beste Chancen, wenn die Stelle vermutlich um Weihnachten herum ausgeschrieben werden würde. Was hatte sich Karl-Axel eigentlich eingebildet? Dass sie einfach bei Göran reinstiefeln und ihn bitten konnte, sie zu befördern? Und was hatte sie sich selbst eingebildet? Ebba spürte, wie die Wut von ihr Besitz ergriff und sich ihr Puls beschleunigte. Sie schaute wieder auf Pontus’ Lebenslauf, und ihr Blick blieb an den Angaben zur Familie hängen. Personenstand: verheiratet mit Farah Strindberg, 29, geboren in Boston. Ja, ja, Vorliebe für junge Frauen, der gute Pontus. Kinder: Nicholas und Noor, vier Jahre alt, sowie Zoë, sieben Monate. Als sie auf den Namen der Frau klickte, tauchte das Foto einer Frau mit leicht morgenländischen Zügen und der Figur eines Fotomodells auf. Sie trug eine weiße Bluse und Jeans und lächelte entspannt und routiniert in die Kamera. Das lange dunkle Haar flatterte im Wind. Kein Zweifel, wer die Elternzeit nimmt, dachte Ebba und ließ das Foto wieder verschwinden. Dahinter verbarg sich Pontus’ Foto. Ebba
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