Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Offenbar liegt Karl-Axel Nordfeldt nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus und braucht eine Vertretung. Ich habe so einen Posten schon mal in der City vertreten. Glücklicherweise konnte ich meine Beurlaubung noch etwas ausdehnen, denn das hier ist ein Job, den man nur ungern ablehnt.«
Ein Fausthieb in den Bauch hätte sie nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen können, aber äußerlich zog Ebba nur die Brauen hoch. Sie bemühte sich hinter ihrem Kaffeebecher um ein Lächeln. Sie trank von ihrem Kaffee und schluckte langsam, während diverse Konspirationstheorien durch ihren Kopf jagten.
»Gratuliere … wie schön für dich«, brachte sie endlich über die Lippen und verzog die Mundwinkel. Aber Pontus spürte, dass sich ihre bisher nicht recht geglückte Konversation einem heiklen Thema näherte, und lenkte das Gespräch ins Allgemeine.
»W ie geht es mit der Ermittlung? Du bist doch mit dem Mord an Raoul Liebeskind befasst?«
»Das stimmt. Du bist also schon halbwegs auf dem Laufenden.«
»Ich habe dich am Montag in den Nachrichten gesehen.«
Auch das noch, dachte Ebba, antwortete aber: »W ir sind schon ein Stück weit gekommen. Morgen ist die Beerdigung.«
»Ja, ich weiß. Die jüdische Kapelle auf dem Norra Begravningsplatsen. Ich gedenke hinzugehen, zumindest ein Weilchen. Wollen wir zusammen rausfahren?«
»Klar … einverstanden. Ich fahre ohnehin mit dem Auto und hole Vendela vorher von der U-Bahn ab.«
»Gut. Dann fahre ich mit dir, wenn du nichts dagegen hast«, erwiderte er und wartete auf Ebbas Bestätigung. Dann fuhr er fort: »Ich bin in der Adolf Fredriks Skola in dieselbe Klasse gegangen wie Louise Armstahl.«
»T refft ihr euch noch?«, fragte Ebba und rechnete rasch aus, dass er vier Jahre jünger war als sie.
»Nein, nein. Ich habe sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Gelegentlich im Konzert, wenn sie gespielt hat, dann haben wir uns begrüßt und ein paar Worte gewechselt, mehr nicht«, antwortete Pontus. »Raoul habe ich letzten Winter im Grünewaldsaal gehört.«
Das Konzert, nach dem Helena und Raoul den Abend in seinem Hotelzimmer verbrachten, dachte Ebba.
»Ich war auch dort.«
Pontus lächelte und meinte: »Ach? Dass wir einander übersehen konnten …« Ebba drohte zu erröten, da hörte sie Vendelas Stimme hinter sich.
»Pontus! Was machst du denn hier?«
Vendela ging auf Pontus zu und umarmte ihn ausgiebig.
»V endela, das ist wirklich lange her.«
»Pontus ist unser neuer Chef«, erklärte Ebba. »Er springt für Karl-Axel ein.«
Vendela konnte ihre Freude nicht verbergen. »Ach, ist das wahr? Wie nett! Dann arbeiten wir ja zusammen, super.« Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite und blinzelte ihm flirtend zu. Pontus lachte lange genug mit, damit sie sich bestätigt fühlte, aber dann verschränkte er die Arme, um deutlich zu machen, dass jetzt neue Zeiten angebrochen waren.
»Pontus war mein Mentor«, erklärte Vendela und warf ihm bewundernde Blicke von der Seite zu.
»Ach so«, meinte Ebba und hätte fast noch gesagt: »Und dein Vater.« Stattdessen sah sie Pontus an und sagte: »Und ich war seine Lehrerin. Großes Ehemaligentreffen.«
Indem sie ihre Brauen zwecks stillem Einvernehmen hob, versuchte sie die labile Stimmung zwischen ihnen zu peilen. Das wird einfach furchtbar, dachte Ebba. Eine Katastrophe, unerträglich.
»Ich würde gerne noch etwas über Raoul Liebeskind sprechen. Könntest du einen Moment in mein Büro kommen, Pontus?«, sagte sie dann und beeilte sich hinzuzufügen: »Du auch, Vendela.«
In ihrem eigenen Revier war ihr dann gleich viel wohler. Sie nahm an ihrem Schreibtisch Platz.
»Du kennst also Louise Armstahl? Und vielleicht auch Raoul?«
»Nur Louise«, antwortete er.
»W as hältst du von ihr? Kann man sich auf sie verlassen?«
»V erdächtigt ihr sie?«
»Logo«, antwortete Ebba. Logo?, dachte sie angewidert. Solche Worte gebrauche ich nie.
Pontus strich sich ernst über das Kinn. »Meine Güte. Das erstaunt mich jetzt doch.«
»Inwiefern?«
»Ich habe Louise nie für verlogen gehalten. Zumindest war sie das nicht, als ich sie kannte. Hingegen war sie immer schon etwas großspurig, vermutlich liegt das am Adel.«
»Hör mal … «, protestierte Vendela und ahmte seinen finnlandschwedischen Tonfall nach. Pontus stieß sie mit der Schulter an. In seinen Augenwinkeln ließ sich ein ironisches Lächeln ahnen.
»Spaß muss sein«, meinte Pontus.
»Du hast dich wirklich nicht verändert«, meinte Vendela und hob
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