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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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teilhaben lässt.« Zufrieden stellte sie fest, dass seine Miene erstarrt war. Es gelang ihm nicht zu entscheiden, ob sie sich über ihn lustig machte oder es ernst meinte.
    »W ie ist der Wein?«, fragte er stattdessen. »Sauer?« Er nahm ihr Glas aus der Hand und trank mit leicht angewiderter Miene eine größere Menge. »Furchtbares Gesöff«, meinte er.
    »Chardonnay, Raoul, Chardonnay. Dein Geschmackserlebnis könnte auch mit der Symbiose zu tun haben, die du mit dem Wein eingehst. Vielleicht hast du heute ganz einfach einen zu niedrigen pH -Wert.«
    Er sah sie unsicher an, seine Verärgerung nahm zu.
    »W er ist hier sauer, Helena?«
    »Ich bin eigentlich eher enttäuscht.«
    »Ich weiß, was du brauchst.«
    »Das bezweifle ich. Wenn du das im Laufe der Jahre wirklich verstanden hättest, dann würden wir jetzt nicht hier stehen und uns zanken.« Sie hatten die Stimmen gesenkt und sich von den anderen in der Küche abgewandt, um sie nicht an ihrer Unterhaltung zu beteiligen, die zu privat wurde.
    »W ieder PMS , oder was?«, flüsterte er boshaft.
    »Das ist natürlich die einzige logische Erklärung, wenn sich Frauen so … anstrengend verhalten«, antwortete sie gleichmütig.
    »Du wirkst im Augenblick wirklich anstrengend.«
    Es erstaunte sie selbst, dass sie ihm direkt in die Augen schauen konnte.
    »Ich habe meine Gründe«, erwiderte sie und drehte sich dann zu Louise um, die mit einem Glas Rotwein für Raoul auf sie zukam.
    »Bitte schön«, sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und worüber redet ihr gerade?«
    Raoul zögerte. Helena kam ihm mit der Antwort zuvor: »W ir diskutieren Geschmackskombinationen. Raoul fand den Wein eine Spur sauer, und ich habe darauf hingewiesen, dass das wahrscheinlich darauf beruht, wie unterschiedliche Geschmäcker … « Sie schielte langsam zu ihm hinüber. »… sich miteinander vermählen.«
    »Der Wein ist ausgewählt, um zum Essen zu passen«, meinte Louise.
    »Natürlich«, meinte Helena beschwichtigend. »W as gibt es denn?«
    »Fischsuppe!«, rief Anna vom Herd.
    »Fischsuppe«, wiederholte Helena und sah Louise amüsiert an. »Und wir freuen uns alle, dass Anna und nicht Caroline am Herd steht.«
    »Das habe ich gehört, Melkersson«, gab Caroline zurück, ohne sich umzudrehen.
    Louise lachte, ging zu Caroline zurück und nahm sie in den Arm. Caroline lehnte ihren Kopf an Louises. Dann nahm Louise am Tisch Platz. Ihr Blick ruhte bewundernd auf der großen, dunkellockigen Frau mit der schmalen Taille.
    Helena drehte sich zu Raoul um und fuhr mit leiser Stimme fort: »Dann hätte es nämlich eine Lesbenspezialität gegeben.« Er sah sie über sein Glas hinweg an.
    »Kann richtig lecker sein«, erwiderte er.
    »Die sind doch wohl nichts für dich, Raoul«, meinte Helena vorwurfsvoll.
    »Auch die können den Appetit anregen.«
    »Du bist doch eher für ein blutiges Steak. Aber bei unserer letzten Begegnung schien dir der Sinn mehr nach Lammfleisch zu stehen.«
    Raoul kniff die Augen zusammen, als versuche er in ihren Schädel einzudringen und herauszufinden, in welche Richtung sich ihre Unterhaltung bewegte.
    »Manchmal gehst du mir wirklich auf die Nerven, Helena.« Er verschränkte die Arme und schaute zu den anderen hinüber.
    »Das versteht sich«, erwiderte Helena. »Das ist im Übrigen gegenseitig. Ich wünschte mir, ich müsste jetzt nicht hier sein. Persönlich wäre es mir lieber gewesen, nicht mit dir zu arbeiten. Missversteh mich nicht, du spielst wie ein Gott. Aber das weißt du schon, und du bist auch gar nicht interessiert daran, das von mir zu hören. Du erntest auch so schon genug weibliche Bewunderung.«
    Raoul spürte, wie seine Frustration zunahm: Dispute mit Helena ließen sich nicht gewinnen, das wusste er, es spielte also keine Rolle, was er antwortete. Sie würde mit ihren eleganten Kommentaren doch immer das letzte Wort behalten, insbesondere wenn sie in dieser Laune war. Am liebsten hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben, sie dann an die Wand gedrückt, um die Verzweiflung und das Begehren in ihren Augen zu lesen, damit sie um das bettelte, was sie eigentlich haben wollte. Er hatte sie nie geschlagen, aber wenn sie allein waren, konnte er es nicht lassen, sie manchmal zu fest anzufassen, sodass es für sie schon nicht mehr angenehm war. Denn er wusste, dass sie nicht widersprechen würde, sie zeigte nie Schwäche. Und da er trotz allem körperlich stärker war als sie, besaß er immer die Oberhand. Egal wie armselig das war.
    Anna

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