Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
einem SWAT -Team die Tür des Täters eintreten und den kranken Wichser einbuchten, bevor er zu Mittag gegessen hätte.
    Vielleicht nächstes Mal, wenn alle Gehirne ihr 2.0-Upgrade bekommen hatten. Grrr.
    »Dr. Cavanaugh, auch wenn das hier nur eine Kopie ist, können wir sie uns trotzdem in der, ähm, Maschine ansehen?«, fragte sie, ohne genau zu wissen, ob sie die Antwort hören wollte.
    »Wir nennen sie jetzt das Tor zur Vergangenheit«, erwiderte die Wissenschaftlerin.
    Tor zur Vergangenheit. Alles klar.
    Tor zur Hölle wäre passender gewesen.
    »Also gut. Funktioniert das Tor zur Vergangenheit mit den Bildern, die wir hier haben?«
    Dr. Cavanaugh zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, was dagegenspricht. Natürlich kriegen Sie nicht das authentische Erlebnis.«
    Ehrlich gesagt war Ronnie unsicher, ob sie das authentische Erlebnis überhaupt
wollte
.
    »Das Tor kann nicht den gesamten Tatort rekonstruieren«, fuhr Cavanaugh fort. »In den Ecken wird es schwarze Stellen geben, vielleicht sogar auf einer ganzen Wand. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Teilnehmer sich im ganzen Raum umgesehen hätte.«
    »Nein, er hat sich größtenteils auf das Opfer konzentriert.«
    Und genau das würde sie ebenfalls tun müssen, wenn sie einen Abstecher in seine Vergangenheit machte.
    »Tja, dann versucht das Tor wahrscheinlich, die andere Seite des Raumes zu kreieren, indem es die vorhandenen Daten spiegelt oder vielleicht über den Grundriss einen Näherungswert errechnet, da es nicht genügend Information hat. Vielleicht wird die Darstellung auch verzerrt. Aber für Ihre Ermittlungen wird es wahrscheinlich trotzdem hilfreich sein.«
    Ja, das hatte Ronnie so halb befürchtet.
    Nach der Erfindung des OEP -Chips hatten die hochintelligenten Wissenschaftler daran geforscht, die aufgenommenen Bilder so realistisch wie möglich wiedererlebbar zu machen. Sie hatten eine Art interaktives Wiedergabeprogramm entwickelt, das es einem ermöglichte, in die Bilderserie hineinzusteigen, die der Chip aufgenommen hatte. Alle Daten des OEP -Geräts wurden umgehend ausgewertet, um ein vollständiges Bild von der gesamten Umgebung des Probanden zu erzeugen, sodass seine visuellen Erinnerungen später gewissermaßen neu durchlebt werden konnten. Eine harmlos aussehende weiße Matte auf dem Boden mit Sensoren und Projektoren wurde plötzlich zu einer ganzen Welt, wenn man darauftrat. Bilder wuchsen in einem 360°-Panorama in die Höhe und umrahmten den Betrachter, und jedes Detail war so realitätsnah, als könne man die Hand ausstrecken und eine Wand berühren oder sich bücken und an einer Blume riechen.
    Oder spüren, wie das Messer in einen hineinfuhr.
    Mit einem Kopfschütteln versuchte sie diese Gedanken abzuwehren. Was natürlich nicht klappte.
    Auf die Erfindung eines Geräts, mit dem man eine interaktive Mordszene durch die Augen des Opfers erleben konnte, hätte die Welt wahrscheinlich verzichten können. Irgendwann würde diese Technologie vermutlich dafür verwendet werden, Videospiele noch grausamer und berauschender zu gestalten, als sie ohnehin schon waren. Blut würde so realistisch sprudeln, dass am Apparat für den Heimanwender wahrscheinlich eine Spritzpistole angebracht wäre, um ihn im richtigen Augenblick zu besprühen. Dr. Tate hatte ihr sogar einmal von seiner Vision erzählt, dass die Menschen eines Tages mithilfe dieses Geräts in den »Urlaub« reisen könnten.
Kein Geld für einen Trip nach London? Stellen Sie sich auf die Matte und nehmen Sie an einer Führung durch den Buckingham-Palast teil. Drücken Sie auf diesen Knopf, und schon spazieren Sie an der Themse entlang.
    In Ronnies Ohren klang das unheimlich. Wieder eine Möglichkeit, diese von wachsender Paranoia geplagte und mit sich selbst beschäftigte Gesellschaft vom Rest der Welt abzukapseln.
    Aber als Detective löste sie nun einmal gern ihre Fälle. Daher machte sie sich alles zunutze, was sie in die Finger bekam. Die Maschine mit dem viel zu euphemistischen Namen würde vielleicht eines Tages Stubenhockern als kranke Ausrede dienen, sich der Außenwelt zu verschließen, aber sie konnte – und hatte das in der Vergangenheit bereits getan – bei Ermittlungen helfen.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, das Ding hochzufahren«, sagte sie zu den Wissenschaftlern, »sollten wir es wohl versuchen. Vielleicht entdecken wir etwas, das uns bisher entgangen ist.«
    Ein plötzliches Trillern von Jeremys Handy zeigte an, dass er eine Nachricht bekommen

Weitere Kostenlose Bücher