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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Könige. Wir waren die Typen aus dem besetzten Haus! Da konnten die gar nicht genug von kriegen. Hausbesetzerkünstler, authentisch und
    so!«
    »Ist das für Freddie auch gut gelaufen?«
    »Schwer zu sagen, vielleicht, keine Ahnung. Bei denen da in Amerika weiß man nie. Die sind alle immer so nett.« Er starrte in seinen Kaffee. »Da weiß man nie: Macht man gerade ordentlich Eindruck, oder ist das bloß ‘ne Gummiwand?«
    »Und was hast du da gemacht?«
    »ArschArt natürlich, das ganze Programm, mit Dr. Votz und so. Das war ja der Witz: Alle dachten, Dr. Votz
    wäre die Simulation, dabei ist eigentlich das besetzte Haus die Simulation. Naja, Dr. Votz natürlich auch!«
    »War Bosbach auch dabei?«
    »Nein, der kam erst später dazu. Die Bassisten bleiben immer nicht lange. Die trete ich immer in den Arsch!«
    »Ich geh dann mal. Aber eine Frage noch: Wenn das hier eine Simulation ist und so weiter, warum nimmst du dann trotzdem Miete von Freddie? Das ist doch inkonsequent.«
    »Wieso inkonsequent? Im Gegenteil. Ganz im Gegenteil. Das ist konsequent! Was soll ich denn sonst machen? Arbeiten gehen? Die zahlen hier alle Miete. Aber nicht viel. Ist doch praktisch geschenkt, was die hier zahlen, das reicht doch gerade für die Nebenkosten!«
    »Und wo Freddie ist, das weißt du wirklich nicht?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich kann ihn ja mal am Arsch lecken!«
    »Ich geh dann mal«, sagte Frank, weil er nicht mehr wußte, was er noch fragen sollte.
    »Sag mal«, sagte P. Immel, »wie wolltest du denn die Sachen von Freddie abholen, wenn du kein Auto dabei hast? Wie wolltest du die denn wegbringen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Frank, »ich wollte sie mir erstmal ansehen.«
    »Das ist nur Schrott.«
    »Ja, schon klar. Ich geh dann maL«
    »Ja. Grüß schön.«
    »Wen?«
    »Keine Ahnung.«
    Frank ging, aber als er an der Plane angekommen war, drehte er sich noch einmal um. Ihm war noch eine Frage eingefallen. P. Immel schraubte gerade das Glas mit den Bratheringen wieder auf.
    »Wenn die Dinger von Freddie so schwer zu transportieren sind, wie sind die dann nach New York gekommen?«
    »Sind sie nicht. Ich meine, es gibt dafür Speditionen und so, Spezialisten, aber in diesem Fall sind sie nicht.«
    »Sind sie nicht was?«
    »Nach New York gekommen. Das war anders. Wir sind da alle rüber und haben da live unseren Scheiß gemacht. Freddie hat sich aufSchrottplätzen Sachen besorgt und was zusammengeschweißt, das war ja der Witz bei der Sache, das war ein Werkstattaustausch oder wie die den Scheiß beim Goethe-Institut da genannt haben.«
    »Ach so.«
    »Genau. Das war so ein Riesending, was Freddie da gemacht hat. Der war wie von Sinnen, der hat den ganzen Tag da rumgemacht, auch abends noch. Da waren wir alle schon längst besoffen.«
    »Und was ist aus dem Riesending geworden? Hat er das verkauft?«
    »Nein, darum ging es ja nicht, das war ja eine Ausstellung vom Goethe-Institut.«
    »Und was ist danach damit passiert?«
    »Keine Ahnung. Das mußt du Freddie fragen.«
    »Okay. Ich geh dann mal.«
    »Ja. Aber jetzt mal wirklich!«
    »Was soll das heißen?«
    »Du hast das vorhin schon einmal gesagt, daß du gehen willst.«
    »Na und?«
    »Nur so.«
    »Nichts nur so«, sagte Frank. »Nur so am Arsch. Was soll das heißen?«
    »Was? Was soll was heißen?«
    »Aber jetzt mal wirklich?!«
    »Das war nur so, das sollte gar nichts heißen.«
    »Du meinst, du kannst mir hier blöd kommen, oder
    was?«
    »Was soll das werden, kleiner Bruder? Eine Schlägerei?«
    »Kannst du haben!«
    »Wie jetzt?« P. Immel stand auf, blieb aber stehen, wo er war.
    »Komm doch her, du Arsch!«, rief Frank. »Oder fehlen dir deine Knalltüten von gestern abend?«
    »Hau ab, Kleiner. Sei froh, daß du Freddies Bruder bist.«
    »Komm her und ich hau dir was auf die Schnauze!«
    »Jaja!« P. Immel nahm eine Mineralwasserflasche von der Spüle und setzte sich wieder hin. »Hau ab.«
    »Wichser!« Frank drehte sich um und ging.
    Auf dem Weg nach unten und nach draußen kam ihm niemand entgegen, und das war auch besser so, fand er. Als er das Haus verließ, ging er links herum in den Innenhof und besah sich, so gut das in der Dunkelheit ging, den Schrotthaufen, der dort lag. Es war alles da, was man sich vorstellen konnte, Rohre, Autoteile, Stahlträger, Maschinenteile, Metallstangen, große und kleine Bleche, jede Menge Schrott. Frank hörte es scheppern. Jemand fluchte. Ein Teil des Haufens bewegte sich und fiel in sich zusammen.
    »Scheiße! «
    Es

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