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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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Felsmassiv erreichten und sofort wussten, dass sie nun am Ziel ihrer Reise waren – denn die Instrumente standen staunend und ehrfurchtsvoll vor einer Wand aus massivem Granit, in deren Mitte sich ein mächtiges eisernes Tor befand. Und links und rechts von diesem Eingang standen als Wächter zwei baumhohe Trommeln, die ihre kräftigen, mit feinstem Flanell bezogenen Schlägel vor ihren Körpern gekreuzt hielten und regungslos auf die Gefährten hinabblickten.
    «Gute Laune haben die Jungs nicht», sagte Moog leise.
    Die Instrumente starrten die Wächter abwartend an. Würden die irgendwann eine Frage stellen? Würden sie irgendetwas tun? Aber in den grimmigen Gesichtern der Wächter war nicht die geringste Regung auszumachen.
    Der Flügel ergriff die Initiative. Er rollte ein Stück vor und sagte mit fester Stimme: «Guten Tag. Wir sind fünf Instrumente und bitten um eine Audienz beim Bergkönig, weil wir ihm etwas Wichtiges zu sagen haben.»
    Die Wächter schwiegen.
    Jetzt rollte Moog vor und fiepte: «Kollegen, sind wir nicht alle Instrumente? Macht doch einfach die Tür auf, und alle sind zufrieden, ja?»
    Die Wächter schwiegen.
    «Gegen die beiden ist Fendi ja ein Talkmaster», bemerkte Strato.
    Schließlich hatte der Flügel eine Idee. Zaghaft stimmte er das liebliche Thema von Joseph Haydns «Sinfonie mit dem Paukenschlag» an. Die Melodie verlangte am Ende eines jeden Bogens die Antwort von Trommeln. Aber als er zu der Stelle kam, bei der sie normalerweise ihren Einsatz hatten, wurde klar, dass seine Bemühungen vergeblich waren. Keiner der beiden Wächter bewegte auch nur den geringsten Muskel.
    Verzweifelt suchte der Flügel nach irgendeiner Art von Ausweg. Diese Wächter mussten doch auf irgendetwas reagieren! Wie sollten sie sonst an ihnen vorbei zum Bergkönig kommen? Moment, da war doch was … genau, es gab da doch dieses berühmte Werk des Komponisten Edvard Grieg, «In der Halle des Bergkönigs». Wie ging noch mal die Melodie des Themas?
    Der Flügel begann, leise zu spielen.
    Sofort reagierten die Wächter. Als hätten sie genau auf dieses Stück gewartet, erwachten sie aus ihrer Starre, brachten ihre Schlägel in Stellung und begannen mit gleichmäßigen Bewegungen die vorgetragene Melodie mit einem schweren, treibenden Rhythmus zu begleiten.
    «Mann, das isses, das gefällt ihnen», rief Strato und fiel mit satten Akkorden in das Stück ein. Auch Fendi begleitete das Spiel nun mit tiefen Basstönen, und Moog nahm die Melodie des Grieg-Stückes auf und steuerte seine bekannten schrägen Töne bei. Die ungewöhnliche Band wurde immer lauter. Das Tempo stieg an. Die Trommeln klangen wie marschierende Soldaten. Tri flog jubelnd im Kreis um seine musizierenden Freunde herum, als das eigenwillige Ensemble plötzlich von einem markerschütternden Donnern unterbrochen wurde. Alle hörten sofort auf zu spielen. Die Trommeln kreuzten eilig wieder ihre Schlägel und nahmen Habachtstellung ein.
    Die Quelle des Donners lag eindeutig hinter dem großen Tor, das sich jetzt knarrend zu öffnen begann. Ein eisiger Luftzug aus den Eingeweiden des Berges streifte die Gefährten, und kurz darauf zeichnete sich im Gegenlicht die Silhouette einer beeindruckenden Erscheinung ab.
    Vor ihnen stand eine gewaltige, fast haushohe Pauke. Ihr massiver Kessel, aus dem die Instrumente eine Art Gesicht anstarrte, ruhte auf drei festen Beinen. Und aus beiden Seiten des Kessels ragten zwei baumdicke, muskelbepackte Arme, die zwei große Schlägel in den Händen hielten. Dies musste der Bergkönig sein!
    Die Erde bebte, als der Herrscher mit zwei schweren Schritten vor das große Hauptportal trat. Hinter ihm konnten unsere Gefährten in das Innere einer großen Halle sehen. Tausende Trommeln, Congas, Becken und andere Schlaginstrumente standen dort wie Soldaten aufgereiht, mit blitzenden Kesseln, funkelnden Stativen und leuchtenden Metalllegierungen.
    Der Flügel und seine Freunde waren überwältigt von der imposanten, furchteinflößenden Statur des Bergkönigs. Der blickte schweigend, aber herausfordernd auf sie herab.
    Intuitiv wusste der Flügel, was nun zu tun war, und begann leise, wieder die Melodie des Grieg-Stückes «In der Halle des Bergkönigs» zu spielen.
    Ein breites Grinsen huschte über das Kessel-Gesicht des Herrschers, und er begann sofort, mit seinen kräftigen Armen trommelnd den Rhythmus der Melodie aufzunehmen.
    Der Flügel spielte sofort lauter. Strato, Fendi und Moog fielen mit ein. Auch die

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