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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Blick. »Der kommt in einer halben Stunde.«
    »Das schaffen wir.«
    »Mach, was du willst.« Hely war froh, dass seine Stimme sich abgebrühter anhörte, als er sich fühlte. »Ich nehme die Straße.«
    Schweigen. »Was willst du dann mit der Karre machen?«, fragte sie schließlich.
    Hely überlegte kurz. »Hier lassen, denke ich.«
    »Hier draußen?«
    »Na und?«, sagte Hely. »Ich spiel nicht mehr damit.«
    »Aber jemand könnte sie finden.«
    »Hier kommt niemand her.«
    Sie rannten die Betonrampe hinunter – es machte Spaß, den Wind in den Haaren zu fühlen – und der Schwung trug sie halb über die dunkle Weide, ehe ihnen die Luft ausging und sie langsamer trabten.
    »Es gibt Regen«, sagte Harriet.
    »Na und?« Hely fühlte sich unbesiegbar: der leitende Offizier, der Eroberer des Planeten. »Hey, Harriet«, sagte er und deutete auf ein schickes angestrahltes Schild, das sanft leuchtend in einer Mondlandschaft aus planiertem Lehm stand. Darauf stand:

    »Die Zukunft muss ganz schön beschissen sein, was?«, sagte Hely.
    Sie hasteten am Randstreifen des Highway 5 entlang (Hely stets im Bewusstsein der Gefahr: Konnte sein, dass seine Mom Eiscreme haben wollte und seinen Dad gebeten hatte, zu Jumbo’s zu fahren, bevor sie zumachten) und nutzten die Deckung von Laternenpfählen und Mülltonnen. In die erste dunkle Nebenstraße, die sich bot, bogen sie ein und liefen dann zum Pix Cinema am Town Square.
    »Der Hauptfilm ist halb vorbei«, sagte das Mädchen mit dem glänzenden Gesicht, das die Karten verkaufte, und schaute sie über den Rand ihres Taschenspiegels hinweg an.
    »Das macht nichts.« Hely schob seine zwei Dollar unter der Scheibe durch und trat zurück, mit nervös hin und her schwingenden Armen und zittrigen Beinen. Die zweite Hälfte eines Films über einen sprechenden Volkswagen über sich ergehen zu lassen, das war das Letzte, wozu er jetzt Lust hatte. Gerade, als das Mädchen den Taschenspiegel zuklappte und nach dem Schlüsselbund griff, um herauszukommen und sie einzulassen, ertönte in der Ferne eine Dampfsirene: Der 20:47 nach New Orleans näherte sich dem Bahnhof Alexandria.
    Hely boxte Harriet auf die Schulter. »Wir sollten da mal irgendwann aufspringen und nach New Orleans fahren. Irgendwann abends.«
    Harriet wandte ihm den Rücken zu und schaute mit verschränkten Armen auf die Straße. Donner grollte in der Ferne. Die Markise des Haushaltswarengeschäfts gegenüber flatterte im Wind, und Papierfetzen wirbelten kreiselnd den Gehweg entlang.
    Hely schaute zum Himmel und streckte die flache Hand aus. Gerade, als das Mädchen klickend den Schlüssel im Schloss der Glastür drehte, klatschte ihm ein Regentropfen auf die Stirn.

    »Gum, kannst du den TransAm fahren?«, fragte Danny. Er war high, himmelhoch high, und seine Großmutter sah aus wie ein stachliger alter Kaktus in ihrem rot geblümten Hauskleid. Blumig, dachte er und starrte sie von seinem Stuhl aus an, eine rote Papierblume.
    Und Gum stand in der Tat steif wie ein Kaktus da und vegetierte einen Moment lang vor sich hin, ehe sie nach Luft schnappte und mit ihrer stachligen Stimme antwortete: »Fahren ist kein Problem. Ist bloß sehr tief über dem Boden für mich. Diese Arthuritis.«
    »Na, ich kann nicht...« Danny musste abbrechen und noch
einmal nachdenken und wieder anfangen. »Ich kann dich zum Geschworenendienst fahren, wenn du willst, aber das ändert nichts daran, dass der Wagen tief über dem Boden liegt.« Alles hatte die falsche Höhe für seine Großmutter. Wenn der Pick-up fuhr, meckerte sie, dass ihr die Kabine zu hoch sei.
    »Oh«, sagte Gum friedlich, »ich hab nichts dagegen, wenn du mich fährst, Junge. Kannst ruhig mal was anfangen mit deiner teuren Truckerausbildung.«
    Die leichte, kleine braune Klaue ihrer Hand lag auf Dannys Arm, und langsam, langsam humpelte sie hinaus zum Wagen. Sie überquerten den gestampften Lehmplatz, wo Farish in seinem Liegestuhl saß und ein Telefon auseinander nahm, und Danny dachte plötzlich (in einem eindringlichen Flash, wie ihm so etwas manchmal einfiel), dass alle seine Brüder genau wie er selbst tief in die Natur der Dinge hineinblicken konnten. Curtis sah das Gute in den Menschen; Eugene sah Gottes Gegenwart in der Welt, sah, wie jedes Ding seine eigene Aufgabe und seinen eigenen, wohl geordneten Platz in der Welt hatte. Und er, Danny, sah den Leuten ins Herz, sah, was sie dazu brachte, zu tun, was sie taten, und manchmal – die Drogen ließen es ihn glauben –

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