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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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du bist! Geh rein und wasch dich.«
    »Bist du entlassen?«
    »Nein, ich bin nicht entlassen. Ich hab mich entschieden«, sagte Ida. »Ich hab beschlossen, runter nach Hattiesburg zu meiner Tochter zu ziehen.«
    Spatzen zwitscherten über ihnen. Ida schlug mit lautem Klatschen einen nassen Kissenbezug aus und hängte ihn an die Leine. »Das hab ich beschlossen«, sagte sie. »Es ist Zeit.«
    Harriet hatte einen trockenen Mund. »Wie weit ist Hattiesburg?
« , fragte sie, obwohl sie wusste, dass es an der Golfküste lag, Hunderte von Meilen weit weg.
    »Ganz da unten. Da unten, wo sie diese alten, langnadeligen Kiefern haben! Du brauchst mich nicht mehr«, sagte Ida so beiläufig, als wolle sie sagen, Harriet brauche keinen Nachtisch oder keine Coca-Cola mehr. »Als ich geheiratet hab, war ich bloß’n paar Jährchen älter als du. Und kriegte’n Baby.«
    Harriet war schockiert und gekränkt. Sie konnte Babys nicht ausstehen – und das wusste Ida genau.
    »Yes, Ma’am .« Abwesend hängte Ida ein Hemd an die Leine. »Alles ändert sich. Ich war erst fünfzehn, als ich Charley T. geheiratet hab. Bald bist du auch verheiratet.«
    Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren. »Geht Charley T. mit?«
    »’türlich geht er mit.«
    »Freiwillig?«
    »Ich nehm’s an.«
    »Und was macht ihr da unten?«
    »Wer – ich oder Charley?«
    »Du.«
    »Weiß nicht. Bei irgendwem arbeiten, schätz ich. Auf andere Kinder aufpassen oder auf Babys.«
    Was für eine Vorstellung, dass Ida – Ida! – sie wegen irgendeines sabbernden Babys im Stich ließ!
    »Wann fährst du?«, fragte sie Ida kalt.
    »Nächste Woche.«
    Es gab nichts weiter zu sagen. Idas Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass sie an einer längeren Unterredung nicht interessiert war. Harriet blieb noch einen Augenblick stehen und sah ihr zu – wie sie sich über den Korb beugte, ein Wäschestück aufhängte, sich wieder über den Korb beugte –, und dann ging sie weg, durch den Garten, im leeren, unwirklichen Sonnenschein. Als sie ins Haus kam, trippelte ihre Mutter zögerlich in ihrem Feen-Nachthemd in die Küche und wollte ihr einen Kuss geben, aber Harriet wand sich los und stapfte zur Hintertür hinaus.
    »Harriet! Was ist denn, Schatz?«, rief ihre Mutter ihr kläglich
durch die Tür nach. »Ich glaube, du bist wütend auf mich... Harriet?«
    Ida schaute Harriet abschätzend an, als sie vorbeistürmte. Sie nahm die Wäscheklammern aus dem Mund. »Gib deiner Mama Antwort«, sagte sie in einem Ton, der Harriet für gewöhnlich erstarren ließ.
    »Ich brauche nicht mehr auf dich zu hören«, sagte Harriet und ging weiter.

    »Wenn deine Mutter Ida gehen lassen will«, sagte Edie, »dann kann ich mich da nicht einmischen.«
    Harriet bemühte sich erfolglos, Edies Blick auf sich zu ziehen. »Warum nicht?«, fragte sie schließlich, und als Edie sich wieder ihrem Block und Bleistift zuwandte: »Edie, warum nicht?«
    »Weil ich es nicht kann.« Edie versuchte zu entscheiden, was sie für die Reise nach Charleston einpacken sollte. Ihre marineblauen Pumps waren am bequemsten, aber sie passten nicht annähernd so gut zu ihren pastellfarbenen Sommerkostümen wie die zweifarbigen. Sie ärgerte sich auch ein bisschen darüber, dass Charlotte sie nicht zu Rate gezogen hatte, wenn es um eine so wichtige Entscheidung ging, wie es die Frage war, ob man die Haushälterin behalten oder entlassen sollte.
    »Aber warum kannst du dich nicht einmischen?«, insistierte Harriet.
    Edie legte den Bleistift aus der Hand. »Harriet, es steht mir nicht zu.«
    »Es steht dir nicht zu ?«
    »Man hat mich nicht um Rat gefragt. Zerbrich dir nicht den Kopf, Kind«, fuhr sie munterer fort und stand auf, um sich noch eine Tasse Kaffee einzuschütten. Dann legte sie Harriet abwesend die Hand auf die Schulter. »Alles wird sich zum Besten wenden! Du wirst schon sehen!«
    Zufrieden darüber, dass sie die Sache so schnell geklärt hatte, setzte sich Edie mit ihrem Kaffee wieder hin und sagte nach kurzem und – wie ihr schien – friedlichem Schweigen:
»Ich wünschte, ich hätte ein paar von diesen netten kleinen Wash-and-Wear-Kostümen für diese Fahrt. Die, die ich habe, sind alle ziemlich abgetragen, und Leinen eignet sich nicht für die Reise. Ich könnte natürlich einen Kleidersack hinten ins Auto hängen...« Sie schaute nicht Harriet an, sondern irgendwo über ihren Kopf hinweg, und versank wieder in ihren Gedanken, ohne Harriets rotes Gesicht oder ihr feindseliges,

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