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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chandrahas Choudhury
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Menschen versuchten, sich durch die Lücken zu zwängen, die sich auftaten undwieder schlossen. Die alten Gebäude beiderseits der Straße schienen grummelnd und brummelnd Erinnerungsfetzen zum Besten zu geben, und Frauen schauten aus dem Fenster, während sie sich die Haare kämmten oder Wäsche aufhängten. Arzee hatte das Gefühl, er könne hier nicht mehr entlanglaufen – könne nicht mehr wie früher erhobenen Hauptes durch die Straße gehen, grimmig und stark, und die Leute zwingen, ihm Platz zu machen. Er hatte Probleme, auch nur die paar Zentimeter, die er maß, geltend zu machen – er schrumpfte, duckte sich weg. Am liebsten wäre er in sein Zimmer zurückgerannt, um sich dort in einer Ecke zusammenzurollen, restlos dahinzuschwinden und zu sterben, oder er hätte sich im Schatten eines anderen Menschen verborgen, und sei dieser Mensch Deepak. Arzee schaute auf die Uhr und beeilte sich, denn er war spät dran.
    Er war schon oft am Old Wadia Chawl vorbei-, aber noch nie hineingegangen. Es war ein Komplex aus hässlichen vierstöckigen Gebäuden, deren braune Fassaden gescheckt waren von Wasserflecken, zerlumpter Wäsche, Topfpflanzen, zerfetzten Wimpeln und den Schultern und Köpfen von Leuten, die in den Korridoren standen. Als Arzee näher kam, drehten sich viele dieser Köpfe nach ihm um, doch er schaute eisern weiter geradeaus. Er betrat das Gebäude Nr. 2, trennte zwei sich prügelnde Kinder, die ihm den Weg versperrten, und ging die Treppe hinauf. Offene Türen gewährten ihm Einblick in verschiedene Familienleben, und er kam zu dem Schluss, dass die Wohnungen alle gleich konstruiert waren: zwei aufeinanderfolgende Zimmer, die auf der einen Seite, wie ein Filmstreifen von der Tonspur, von einer winzigen Küche und einem Bad gesäumt waren. Wie würde Deepaks Wohnung aussehen? Arzee war sich sicher, dass sich Deepaksicher war, dass er nicht kommen würde, er war also im Vorteil. Fast hörte er schon Deepaks Spott und sein Kichern, den rhythmischen Singsang seines Gehöhnes, doch es machte ihm nichts aus – unerträglich waren die Stille und die Panik. Er konnte sich gut vorstellen, dass Deepak, wenn er die schreckliche Neuigkeit erfuhr, nicht einmal mit der Wimper zucken würde, und mit genau so einem Menschen wollte Arzee jetzt zusammen sein. Ja, genau so wäre er gern selbst gewesen – unerschütterlich, unangreifbar.
    Deepak wohnte im dritten Stock. Arzee tastete in seiner Hintertasche nach dem Umschlag mit dem Geld, dann strich er sich das Haar glatt, langte nach oben und klingelte.
    Dass er Deepak einmal zu Hause besuchen würde – wer hätte das noch vor zwei Tagen gedacht? Deepaks Frau, Deepaks Kinder – er hatte ja nicht einmal gewusst, dass es diese Menschen gab. Wie als direkte Reaktion auf diesen Gedanken öffnete jetzt eine schlanke, hübsche Frau im orangefarbenen Sari die Tür und lächelte. Deepaks Frau war mindestens ein Meter fünfundsechzig groß – eine stattliche Erscheinnung. Arzee hatte schon seit Monaten nicht mehr richtig mit einer Frau gesprochen. Er war sofort befangen und stolperte über seine eigenen Worte.
    »D- D-Deepak – ist Deepak zu Hause? Ich heiße Arzee. Er hat gesagt, ich soll um sieben hier sein. Sie sind bestimmt – Sie sind bestimmt seine Frau. Hallo!«
    »Deepak ist nicht da. Er musste in einer dringenden Angelegenheit weg.«
    »Aber ich bringe ihm Geld! Wann kommt er denn zurück?«
    »Das weiß ich nicht. Aber er hat gesagt, Sie sollen das Geld mir geben. Haben Sie es dabei?«
    »Ja, es ist … hier in meiner Tasche. Nein, nicht in der, in der anderen. Ich – ich – ich …«
    »Danke.« Deepaks Frau nahm den Umschlag entgegen und zählte geschwind die Scheine. »Stimmt genau.« Sie neigte den Kopf, wie um ihm zu bedeuten, dass die Unterhaltung beendet sei, und schickte sich an, die Tür zuzumachen.
    »Augenblick!« Arzee streckte den Arm aus. »Also, es ist nämlich so, dass ich eigentlich persönlich mit Deepakbhai reden wollte. Es ist sehr wichtig. Kann ich auf ihn warten?«
    »Aber er ist doch nicht zu Hause. Sie könnten ihn anrufen und fragen, wann er Zeit hat.«
    »Ihn anrufen? Gut, dann mach ich das. Wenn Sie vielleicht einen Augenblick warten würden, solange ich mit ihm spreche … Nein, er geht nicht ran. Er ist sicher mit etwas Wichtigem beschäftigt … Da störe ich ihn lieber nicht. Soll ich vielleicht später noch mal vorbeikommen? Meinen Sie, er ist gegen acht wieder da?«
    »Das weiß ich nicht. Aber Sie können gern um acht noch mal

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