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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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noch ein ganz kleiner Junge war,
bin ich mit Herzlieb ausgegangen, und sie hat mir einen
wunderschönen Ball gekauft, der sehr hoch sprang, und
plötzlich sprang er mitten hinein in die Straße unter
Wagen und Pferde und ich war so erschrocken, daß ich zu weinen
anfing – ich war damals noch sehr klein,« setzte er
entschuldigend hinzu – »und Dick putzte eben einem
Herrn die Schuhe und da rief er ›hallo‹! und rannte
mitten hinein unter die Pferde und holte meinen Ball und wischte ihn an
seinem Rock ab und gab ihn mir und sagte: ›Sei nur ruhig,
Kleiner.‹ Herzlieb fand das sehr schön von ihm und
ich auch, und seitdem sprechen wir immer mit ihm, wenn wir in die Stadt
gehen. Er sagt ›hallo!‹ und ich sage
›hallo!‹ und dann plaudern wir eine Weile und er
erzählt uns, wie sein Geschäft geht, schlecht genug
ist's gegangen in letzter Zeit.«
    »Und was möchtest du denn für
diesen Dick thun?« forschte der Advokat und rieb sein Kinn mit
einem sonderbaren Lächeln.
    »O,« sagte Lord Fauntleroy, sich mit einer
sehr wichtigen Geschäftsmiene in seinem Stuhle
zurechtrückend, »ich würde Jack
ausbezahlen.«
    »Und wer ist denn Jack?« fragte Mr. Havisham.
    »Er ist Dicks Kompagnons und einen schlimmeren kann
man nicht auf dem Halse haben, sagt Dick. Der Bursche verdirbt das
Geschäft, denn er bemogelt, und dann, sagt Dick, komme er
außer Rand und Band. Sie würden gewiß auch
wütend werden, wenn Sie den ganzen Tag Schuhe putzen
würden, so fleißig und so gut als möglich
und immer ehrlich dabei waren und Ihr Partner würde bemogeln
– pfui! Alle Leute mögen Dick leiden, aber kein
Mensch mag Jack leiden, und deshalb bleiben manche Kunden weg. Wenn ich
reich wäre, würde ich Jack ausbezahlen und Dick ein
Meisterzeichen kaufen. Er sagt, mit einem Meisterzeichen kann man's
weit bringen, und dann würde ich ihm auch neue Kleider kaufen
und neue Bürsten und würde ihm unter die Arme
greifen. Er sagt, wenn man einem Menschen nur anfangs unter die Arme
greift, dann geht alles wie geschmiert.«
    Seine kleine Herrlichkeit trug diese Geschichte mit einer
rührenden Unbefangenheit und Zutraulichkeit vor, wiederholte
die Redensarten seines Freundes mit harmlosem Selbstgefühl und
setzte unbedingt bei seinem Zuhörer den wärmsten
Anteil an den Verhältnissen des jungen Schuhputzers voraus.
Und in der That wuchs Mr. Havishams Interesse bei jedem Worte, was
freilich vielleicht weniger Dick oder der alten Apfelfrau als dem
warmherzigen kleinen Lord galt, in dessen Köpfchen unter dem
goldnen Lockenbusch so viel Pläne fürs Wohl seiner
Freunde steckten, der dabei nur einen zu vergessen schien, und zwar
sich selbst.
    »Und was würdest du denn dir kaufen, wenn du
reich wärest?«
    »Ach, eine ganze Masse Sachen!« versetzte
Ceddie frischweg. »Aber erst würde ich der Mary Geld
geben für ihre Bridget, das ist ihre Schwester, die
zwölf Kinder hat und einen Mann, der nichts verdient. Sie
kommt oft zu uns und weint, und Herzlieb gibt ihr dann viele Sachen in
ihren Korb und dann weint sie wieder und sagt: ›Gott
vergelt's Madame; ach, so eine gute Dame.‹ Mr. Hobbs, glaube
ich, der würde sich sehr freuen, wenn ich ihm zum Andenken an
mich eine goldne Uhr geben könnte und eine Kette daran und
eine Meerschaumpfeife. Und dann möchte ich eine Compagnie
haben.«
    »Eine Compagnie?« rief Mr. Havisham.
    »Jawohl, eine ganz richtige Compagnie,«
erklärte Ceddie, der ganz aufgeregt wurde, »Fackeln
und Uniformen und Gewehre und so Sachen möchte ich haben
für all die Jungens und auch für mich –
dann würden wir marschieren und ex'zieren! Das macht' ich
für mich, wenn ich reich wäre!«
    Die Thür ging auf und Mrs. Errol kam wieder herein.
    »Ich bedaure, so lange aufgehalten worden zu
sein,« entschuldigte sie sich gegen Mr. Havisham,
»eine arme Frau, die in großer Not ist, wollte mich
sprechen.«
    »Mein junger Freund hier hat mir indessen viel
erzählt von seinen Bekannten und von dem, was er für
sie thun mochte, wenn er reich wäre.«
    »Bridget gehört auch in seinen
Freundeskreis,« versetzte Mrs. Errol, »sie ist eben
bei mir gewesen, in der Küche. Die armen Leute sind
übel daran; ihr Mann hat ein rheumatisches Fieber.«
    Cedrik kletterte aus seinem Lehnstuhle hervor.
    »Ich glaube, ich muß auch nach ihr
sehen,« sagte er, »und nach ihrem Manne fragen. Er
ist sehr nett, der Mann, wenn er gesund ist, und hat mir einmal ein

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