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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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behaglich in die Wagenkissen zurück und
beobachtete alles mit großem Interesse. Der Wagen selbst, die
großen stattlichen Pferde mit ihrem blitzblanken Geschirre,
der würdevolle Kutscher und der stattliche Diener in ihren
eleganten Livreen, alles fesselte seine Aufmerksamkeit.
    Als der Wagen vor dem Parkthore hielt, beugte er sich aus dem
Fenster, um die riesigen steinernen Löwen zu studieren, die
den Eingang schmückten. Aus der hübschen
epheuumrankten Portierswohnung trat eine rundliche, freundliche Frau,
um das Thor zu öffnen. Zwei Kinder folgten ihr auf dem
Fuße und starrten mit weit aufgerissenen, verwunderten Augen
auf den kleinen Jungen im Wagen, indes die Mutter lächelnd
knickste.
    »Kennt sie mich denn?« fragte Lord
Fauntleroy seinen Begleiter. »Ich glaube, sie weiß,
wer ich bin,« und dabei nahm er seine schwarze
Samtmütze ab und grüßte freundlich.
    »Guten Tag!« sagte er mit heller Stimme.
»Wie geht's Ihnen?«
    Die Frau war sichtlich erfreut, sie lachte übers
ganze Gesicht, und ihre blauen Augen blickten ihn warm und herzlich an.
    »Gott segne Eure Herrlichkeit!« sagte sie.
»Gott segne Ihr freundliches Gesicht! Glück und
Frohsinn Euer Herrlichkeit! Willkommen in Dorincourt!«
    Lord Fauntleroy schwenkte seine Mütze und nickte ihr
mehrmals zu, indes der Wagen weiter fuhr.
    »Die Frau gefällt mir,« sagte er.
»Sie sieht aus, als ob sie Freude an Jungens hätte.
Ich werde sie besuchen und mit den Kindern spielen – ob sie
wohl so viele hat, daß man eine ordentliche Compagnie
zusammenbringen könnte?«
    Mr. Havisham hielt es nicht für nötig, ihm
zu sagen, daß er schwerlich Erlaubnis erhalten werde, mit den
Portierskindern Kameradschaft zu schließen – derlei
Weisheit kam immer noch zeitig genug.
    Der Wagen fuhr rasch dahin zwischen den prachtvollen alten
Riesenbäumen, deren Zweige sich bis auf den Boden
ausbreiteten. Cedrik wußte nicht, daß das
Schloß Dorincourt einer der schönsten Landsitze
Englands war und daß der Park und seine alten Bäume
ihresgleichen suchten, aber er empfand die Schönheit, die ihn
umgab. Die untergehende Sonne warf ihre schrägen Strahlen auf
den Rasen, ringsum herrschte tiefe, wundersame Stille. Mehrmals fuhr
der Knabe mit einem kleinen Aufschrei in die Höhe, wenn ein
Kaninchen aus dem Blätterwerk huschte, und als
plötzlich ein Volk Rebhühner vor ihnen aufstieg,
klatschte er glückselig in die Hände.
    »Hier ist's aber schön!« rief er.
»So was habe ich nie gesehen. Es ist schöner als der
Centralpark!«
    Die lange Dauer der Fahrt setzte ihn sehr in Erstaunen.
    »Wie weit ist es denn,« fragte er endlich,
»vom Parkthor bis zum Schlosse?«
    »Drei bis vier Meilen,« erwiderte Mr.
Havisham.
    »Einen langen Weg hat der Großvater bis zu
seinem eignen Thore,« bemerkte der kleine Lord nachdenklich.
    Jeden Augenblick entdeckte er etwas Neues, als er aber das
Hochwild gewahrte, das teils im Grase lag, teils auf das
Geräusch des Wagens hin die hübschen Köpfe
mit den mächtigen Geweihen erhoben hatte, war er ganz
außer sich.
    »Ist denn ein Cirkus dagewesen,« rief er
jubelnd, »oder leben die immer hier? Wem gehören
sie?«
    »Deinem Großvater,« belehrte Mr.
Havisham.
    Bald darauf kam das Schloß in Sicht. Der
schöne, stolze Bau erhob sich grau und ehrwürdig vor
ihnen, die letzten Strahlen der Abendsonne glitzerten auf den
zahlreichen Fenstern. Giebel und Türme und Zinnen hoben sich
klar vom Abendhimmel ab, der ganze Bau war von üppigem Epheu
umrankt und auf den breiten Terrassen, die zum Eingang
hinaufführten, waren reiche, farbenprächtige
Blumenbeete.
    »Das ist das Allerschönste, was ich je
gesehen habe,« rief Ceddie mit leuchtenden Augen.
»Wie ein Königsschloß, so war gerade eins in
meinem Märchenbuche!«
    Er sah, wie die schweren Thürflügel
aufgerissen wurden, und sah die Dienerschaft in zwei Reihen antreten,
was ihn sehr in Erstaunen setzte, da es ihm nicht in den Sinn kam,
daß dies zu Ehren des kleinen Jungen geschah, dem einst all'
diese Pracht und Herrlichkeit zu eigen sein würde –
das Schloß aus dem Märchenbuche, die großen
alten Bäume, der herrliche Park, die Gründe voll
Farnkraut und Glockenblumen, wo die Hasen und Kaninchen umhersprangen
und die großäugigen gefleckten Hirsche und Rehe, die
im tiefen Grase lagerten. Kaum ein paar Wochen war es her, daß
er in Mr. Hobbs' Laden gesessen hatte und seine Beinchen von dem hoben
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