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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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ich freue mich sehr, dich zu sehen.«
    Der Graf schüttelte ihm die Hand und es zuckte
wunderlich über sein Gesicht; fürs erste war er so
überrascht, daß er kaum wußte, was er sagen
solle. Er blickte unverwandt auf das hübsche kleine Bild, das
da in Fleisch und Blut vor ihm stand.
    »Du freust dich wirklich, mich zu sehen?«
    »Gewiß,« versicherte Lord
Fauntleroy, »sehr.«
    Ein Stuhl stand neben dem des Grafen und Cedrik setzte sich.
Das hochlehnige, breite Möbel war für ein andres
Format von Sitzenden berechnet und die Beinchen des Kleinen reichten
bei weitem nicht auf den Boden, allein es schien ihm doch ganz
behaglich darauf zu sein und er blickte das ehrwürdige
Familienhaupt bescheiden aber unverwandt an.
    »Ich habe mir immer Gedanken gemacht, wie du wohl
aussehen würdest,« begann er wieder. »Auf
dem Schiffe, wenn ich so in meinem Bette lag, habe ich immer gedacht,
ob du wohl meinem Papa ähnlich siehst.«
    »Nun, und findest du das?« fragte der Graf.
    »Ach, du weißt ja, ich war noch sehr klein,
als er gestorben ist, und da kann's wohl sein, daß ich mich
nicht genau erinnere, aber ich meine, du siehst ganz anders
aus.«
    »Enttäuscht also – hm?«
    »O, ganz und gar nicht!« versicherte der
kleine Kritiker höflich. »Natürlich
hätte ich mich ja gefreut, wenn du wie mein Papa
wärest, aber jedes Kind ist doch ganz zufrieden damit, wie
sein Großvater aussieht, auch wenn es ihn sich anders gedacht
hat. – Du weißt ja, Verwandte bewundert man
immer.«
    Der Graf lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sah
einigermaßen verblüfft drein. Er hatte im Bewundern
seiner Verwandten leider wenig Erfahrung; er hatte seine
Mußestunden meist dazu verwendet, sich mit ihnen zu zanken,
sie aus dem Hause zu jagen und allerhand schmeichelhafte Benennungen
für sie zu erfinden, weshalb er auch bei allen
gründlich verhaßt war.
    »Jedes Kind hat seinen Großvater
lieb,« fuhr Lord Fauntleroy fort, »besonders einen,
der so gut ist, wie du es gegen mich gewesen bist.«
    Wieder flog ein seltsamer, rascher Blick aus den tiefliegenden
Augen zu ihm hinüber.
    »Ach so,« sagte er, »ich bin also
gut gegen dich gewesen, meinst du?«
    »Freilich,« erwiderte Cedrik
fröhlich, »und ich bin dir auch so dankbar wegen
Bridget und der Apfelfrau und Dick.«
    »Bridget?« wiederholte der Graf,
»Dick, die Apfelfrau?«
    »Ja natürlich,« erläuterte
Cedrik, »alle die, für welche du mir das viele Geld
gegeben hast – das Geld, das Mr. Havisham mir zu meinem
Vergnügen von dir gebracht hat.«
    »Ach so! Davon ist die Rede! Das Geld, das du
ausgeben durftest. Nun, was hast du dir dafür gekauft? Ich
möchte gern etwas darüber erfahren.«
    Er zog die dichten Augenbrauen in die Höhe und
faßte den Knaben scharf ins Auge; er war wirklich neugierig,
in welcher Weise derselbe seine kleinen Launen befriedigt haben mochte.
    »O,« begann Lord Fauntleroy, »am
Ende hast du gar nichts von Dick und Bridget und der Apfelfrau
gewußt. Ich habe gar nicht daran gedacht, wie weit weg du
wohnst. Die sind nämlich besondre Freunde von mir und,
mußt du wissen, Michael hat das Fieber gehabt.«
    »Wer ist denn Michael?« siel ihm der Graf
ins Wort.
    »Michael? Ach, das ist Bridgets Mann und die waren in
großer Not. Wenn ein Mann krank ist und nicht arbeiten kann
und zwölf Kinder hat, kannst du dir ja denken, wie das
ist.«
    Nun folgte die ausführliche Schilderung aller Leiden
der armen Bridget und ihres Jubels, als er ihr das Geld »von
dir, Großvater!« hatte geben dürfen, und
»deshalb bin ich dir so dankbar,« schloß er
seinen Bericht.
    »So so!« bemerkte der Graf mit seiner tiefen
Stimme, »das war also eins von den Dingen, die du zu deinem
Vergnügen thatest. Nun, und was hast du sonst mit deinem
Reichtum angefangen?«
    Dougal hatte sich, nachdem Cedrik Platz genommen, neben dessen
Stuhl gesetzt und hatte ihm mehrmals, wenn er so lebhaft sprach,
ernsthaft ins Gesicht geblickt, als ob ihm diese Unterredung
höchst interessant wäre. Dougal war ein
würdevoller, feierlicher Hund, viel zu ernst und zu
groß, um das Leben leicht zu nehmen. Der alte Graf, der ihn
genau kannte, hatte ihn insgeheim aufmerksam beobachtet. Es war sonst
nicht des Tieres Art, rasch Bekanntschaften zu schließen, und
sein Herr war überrascht, wie ruhig er sich unter dem Druck
der Kinderhand verhielt, nun aber sah sich Dougal den kleinen Lord noch
einmal prüfend und würdevoll an, um

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