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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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aber sein kleines Gegenüber gut im Zuge
und fand es zu seinem eignen Erstaunen ganz unterhaltend, ihm
zuzuhören. Dabei freute er sich im stillen darüber,
wie fest er sich auf den kleinen Kerl gestützt hatte, um
dessen Mut und Ausdauer zu prüfen, und wie vortrefflich dieser
die Probe bestanden.
    »Du hast deine Grafenkrone nicht immer auf?«
fragte Lord Fauntleroy bescheiden.
    »Nein,« erwiderte der Graf mit seinem
merkwürdig grimmigen Lächeln, »sie steht mir
nicht besonders.«
    »Mr. Hobbs hat zuerst gemeint, du werdest sie immer
tragen, dann sagte er aber auch, du werdest sie hier und da ablegen,
wenn du den Hut aufsetzest zum Beispiel.«
    »Ja, ja,« sagte der Graf,
»gelegentlich lege ich sie ab.«
    Einer der Diener mußte sich plötzlich
abwenden, um hinter der vorgehaltenen Hand ein eigentümliches
Husten hervorzustoßen.
    Cedrik hatte seine Mahlzeit zuerst beendet, lehnte sich in
seinem Stuhle zurück und sah sich im Zimmer um.
    »Du mußt sehr stolz sein auf dein
Haus,« bemerkte er, »es ist so schön und der
Park, der ist so herrlich.« Dann hielt er einen Augenblick
inne und sah merkwürdig bedeutungsvoll zum Grafen
hinüber. »Ist das Haus nicht sehr groß
für nur zwei Menschen, die drin leben?«
    »Groß genug jedenfalls,« versetzte
der Graf. »Ist dir's zu groß?«
    Seine kleine Herrlichkeit zögerte einen Augenblick.
    »Ich dachte nur so, daß, wenn zwei Leute
drin wohnten, die nicht gut zusammen passen, dann könnte man
sich recht einsam vorkommen.«
    »Glaubst du, daß wir gut zusammen passen
werden?«
    »O ja, gewiß. Mr. Hobbs und ich, wir sind
sehr gute Freunde gewesen. Er war der beste Freund, den ich hatte,
außer Herzlieb.«
    Der Graf zog die buschigen Augenbrauen ein wenig in die
Höhe.
    »Wer ist das. Herzlieb?«
    »Meine Mama,« sagte Lord Fauntleroy mit
seltsam leisem, ruhigem Tone.
    Die Tafel war aufgehoben und man begab sich wieder in die
Bibliothek. Diesmal führte der Diener den Grafen auf der einen
Seite, die andre Hand aber stützte derselbe wieder auf des
Enkels Schulter, nur nicht so wuchtig wie zuvor. Nachdem der Diener
sich zurückgezogen hatte, lagerte sich Cedrik auf dem Teppiche
vor dem Kamine neben Dougal, streichelte den Hund und blickte
schweigend auf das Feuer.
    Der Graf beobachtete ihn scharf. Es war ein Ausdruck von
Sehnsucht und tiefem Nachsinnen in des Kindes Augen, und ein paarmal
seufzte er leise.
    »Fauntleroy,« begann der alte Herr
schließlich, »woran denkst du?«
    »An Herzlieb,« erwiderte er, »und
– und es wird besser sein, wenn ich ein wenig aufstehe und im
Zimmer herumgehe.«
    Er erhob sich, steckte die Hände in die Taschen und
fing an, auf und ab zu gehen. Seine Augen leuchteten
verdächtig, und er hatte die Lippen aufeinander
gepreßt. Aber er hielt den Kopf hoch und trat sicher und fest
auf. Langsam stand Dougal auch auf, sah eine Weile zu ihm
hinüber, dann schritt er auf das Kind zu und folgte ihm.
Cedrik zog eine Hand aus der Tasche und legte sie dem Hunde auf den
Kopf.
    »Ein guter Hund, der,« sagte er.
»Er ist schon ganz mein Freund und weiß, wie mir's zu
Mute ist.«
    »Wie ist dir's denn zu Mute?'' fragte der Graf.
    Es war ihm unbehaglich, mit anzusehen, wie der kleine Mensch
da zum erstenmal mit seinem Heimweh kämpfte, und doch freute
er sich, daß Cedrik sich so tapfer hielt: der kindliche Mut
gefiel ihm.
    »Komm her,« sagte er.
    Fauntleroy kam sofort.
    »Ich bin noch nie von Hause weg gewesen,«
sagte das Kind, die großen braunen Augen etwas mühsam
aufreißend, »'s ist eine sonderbare Sache, wenn man
auf einmal die ganze Nacht in jemandes Schloß bleiben soll,
statt nach Hause zu gehen. Aber Herzlieb ist ja nicht so sehr weit weg,
daran soll ich denken, hat sie gesagt, und – und ich bin ja
schon sieben – und ich kann auch ihr Bild ansehen, sie hat
mir's gegeben,«
    Er fuhr mit der Hand in die Tasche und zog ein kleines Etui
von dunkelblauen: Samt hervor.
    »Hier ist es. Sieh, wenn man daran drückt,
so springt es auf und drin ist sie!«
    Er lehnte sich dabei so vertrauensvoll an des Grafen Arm, als
ob dies von jeher sein Platz gewesen wäre.
    »Das ist sie,« sagte er und sah
lächelnd zu ihm auf.
    Der Graf zog finster die Augenbrauen zusammen. Er wollte das
Bild nicht sehen und warf trotzdem einen Blick darauf. Es erschreckte
ihn förmlich, ein so junges, hübsches Gesicht vor
sich zu haben, mit den nämlichen braunen Augen, wie das Kind
an seiner

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