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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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Hobbs und brachte dem Großvater die Reinschrift
zur Durchsicht – vorsichtshalber wegen der
»O'thographie.«
    Das Schreiben lautete:
     
    »Lieber Mr. Hobbs ich
möchte ihnen alles von meinem Großvater
erzählen er ist der allerbeste Graf den sie je gesehen haben
es ist ein irdum das Grafen tiranen sind er ist gar kein tiran sie und
er würden gewis gute Freunde sein er hat die gicht in seinem
Bain und ist ein sehr leitender aber er ist so gedulldich ich liebe in
jeden tag mer man mus einen Grafen lieb haben der so guth ist gegen
alle leutte ich wolte sie könten mit im sich unterhalten er
weis alles aber base-ball hat er ni gesbilt er hat mir einen Pony
gegeben und einen Korbwahgen und meiner mama einen schönen
wahgen und ich habe drei zimer und sbilsachen sie würden sich
nur wundern das schloß würde ihnen ser gefalen und
der Park ist so schön ein unterihrtisches gehfengnis ist unter
dem schloß mein Großvater ist ser reich aber er ist
nicht stols und hochmütich wie sie gemeint haben das Grafen
seihen ich bin ser gerne bei im die Leute sind so gut und
hövlich sie nemen die Hüte ab for uns und die Frauen
machen ein komblümend ich kann jets reiten aber im anfang hat
es mich ser geschütelt im Trab ich würde sie ser gern
sehen und besuchen und ich möchte das Herzlieb auch im
schloß wonen könte aber ich bin sehr
glücklich wenn ich nicht ser heimwe nach ir habe und ich habe
meinen Großvater ser lieb bitte schreiben sie bald ihrem sie
herslich liebenden alten Freunde
    Cedrik
Errol.
    p. s. in dem unterihrtischen gehfengnis
ist niemand mein Großvater hat nie jemand darin schmagten
lassen.
    p. s. er ist so ein guter Graf er erinnert
mich an sie alle haben in so gern.«
     
    »Hast du denn oft Heimweh nach deiner Mama?«
fragte der Graf, nachdem er die nicht ganz leichte Lektüre
beendet hatte.
    »Ja,« sagte Fauntleroy, »sie fehlt
mir immer.«
    Er legte die Hand auf des Grafen Knie und sah ihm fragend in
die Augen.
    »Du hast nie Heimweh nach ihr?« sagte er
nachdenklich.
    »Ich kenne sie ja nicht,« versetzte Mylord
ziemlich bärbeißig,
    »Das weiß ich und das wundert mich immer.
Sie hat mir gesagt, ich soll keine Fragen darüber an dich
richten, und ich will das auch nicht, aber daran denken muß
ich doch sehr oft und mich darüber besinnen. Aber ich frage
dich gewiß nicht. Wenn ich sehr Heimweh nach ihr habe, dann
geh' ich in mein Zimmer und sehe hinaus und da kann ich jeden Abend
durch eine Lücke in den Bäumen ihr Licht sehen, 's
ist weit weg, aber sie stellt es ans Fenster, sobald es dunkel ist, und
ich seh' es schimmern und weiß, was es mir sagt.«
    »Was sagt es denn?«
    »Es sagt: ›Gute Nacht! Schlaf wohl in
Gottes Hut!‹ Das hat sie jeden Abend zu mir gesagt und
morgens hat sie immer gesagt: ›Gott sei mit dir, mein
Kind.‹ Und siehst du, so bin ich ja immer ganz in
Sicherheit,«
    »Gewiß! Zweifle nicht daran!«
bemerkte der Graf trocken, aber er sah den Knaben so lange und
unverwandt an, daß dieser gar gern gewußt hatte, was
der Großvater dachte.
    Die Sache war die, daß der Großvater in
letzter Zeit an vieles dachte, was ihm früher nie in den Sinn
gekommen war, und all diese Gedanken hatten in der einen oder andern
Weise Bezug auf seinen Enkel. Der Stolz war der stärkst
ausgeprägte Zug seines Wesens, und diesen befriedigte der
Junge in jeder Hinsicht, und dieser Stolz war es, durch den der Graf
zuerst wieder Interesse am Leben gewann. Er hatte es tragen
müssen, nicht nur, daß seine Söhne ihm
Kummer und Schande gemacht, sondern auch, daß die Welt dies
erfahren und gewußt hatte. Nun war es ein
nachträglicher Triumph, dieser Welt einen Erben zeigen zu
können, an dem auch das schärfste Auge keinen Tadel
oder Fehl entdecken konnte. Er machte nun gern Zukunftspläne,
und zuweilen überkam ihn ein bittrer Schmerz darüber,
daß seine Vergangenheit nicht so war, wie das arglose
Kindergemüt sie voraussetzte, und ihm bangte oft innerlich vor
der Möglichkeit, daß ein Zufall dem Kinde verraten
könnte, daß man seinen Großvater mehr als
ein Menschenalter lang den wilden Dorincourt genannt hatte, und
daß dann die braunen Augen sich mit einem Ausdruck des
Schreckens auf ihn heften könnten. Er hatte so viel zu denken,
daß er häufig die Gicht vergaß, und nach
einiger Zeit fand der Arzt seinen Patienten in einem so erfreulichen
Gesundheitszustande, wie er ihn nie mehr für ihn zu hoffen
gewagt hatte

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