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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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– vielleicht, daß es dem alten Egoisten
auch körperlich wohl that, nicht mehr allein an sich zu
denken, es war wenigstens eine bisher nicht an ihm versuchte Kur!
    Eines schönen Morgens waren die Leute
höchlichst erstaunt, Lord Fauntleroy, in ganz andrer
Begleitung, als der seines Grooms ausreiten zu sehen. Der neue
Begleiter ritt einen schweren, mächtigen Schimmel und war kein
andrer, als der Graf in Person. Fauntleroy hatte diesen großen
Gedanken angeregt, indem er eines Morgens beim Aufsteigen bemerkte:
»Ich wollte nur, du kämest auch mit. Das Reiten macht
mir gar nicht so viel Freude, weil ich dann immer denke, wie ganz
allein du in dem großen Schlosse bist,« und dabei sah
er den Großvater erwartungsvoll an.
    Ein paar Minuten darauf herrschte unerhörte Aufregung
im Stalle; es war der Befehl eingetroffen, daß Selim
für Seine Herrlichkeit gesattelt werden solle. Von da an ward
Selim fast täglich gesattelt, und die Leute gewöhnten
sich ganz daran, den großen alten Herrn mit den
weißen Haaren und dem scharf geschnittenen, noch immer
schönen Gesichte auf dem wuchtigen, breit gebauten Schimmel zu
sehen, und daneben den hübschen braunen Pony mit Lord
Fauntleroy. Während dieser gemeinsamen Ritte wußte
Cedrik immer viel zu plaudern in seiner heiteren, harmlosen Weise, und
der Großvater wurde allmählich über
»Herzlieb« und ihr Leben aufs genaueste unterrichtet
und schien seinem kleinen Freunde nicht ungern zuzuhören.
Zuweilen hieß er ihn dann galoppieren und sah ihm mit wahrer
Herzensfreude nach, wenn der Bursche stramm und flott dahinsauste, und
wenn er dann zum Großvater zurückkehrte, seine
Mütze schwenkend und ihm ein lustiges
»Hallo« entgegen schmetternd, fühlten beide,
daß sie sehr gute Freunde geworden waren.
    Der Graf erfuhr auch bald, daß die Mutter seines
Erben kein müßiges Leben führte; er erfuhr,
daß sie den Armen und Kranken wohl bekannt war und
daß der leichte Brougham unfehlbar vor jedem Hause hielt, wo
Sorge oder Krankheit eingekehrt war.
    »Denke dir,« berichtete Ceddie, »wo
sie nur sich zeigt, sagen die Leute: ›Gott segne
Sie‹, und die Kinder laufen herbei, um ihr die Hand zu geben.
Den größeren gibt sie auch Nähstunde bei
sich und sie sagt, sie komme sich nun so reich vor, daß sie
den Armen helfen müsse.«
    Es war dem Grafen keine unangenehme Entdeckung gewesen,
daß seines Enkels Mutter hübsch und in ihrer ganzen
Erscheinung eine vollkommene Dame war; auch daß sie bei den
Leuten beliebt war, behagte ihm. Und doch kam es oft wie Eifersucht
über ihn, wenn der Junge von seiner Mutter sprach, und er
hätte die erste Stelle in dem jungen Herzen einnehmen
mögen.
    An diesem Morgen zeigte der Graf von einer kleinen
Anhöhe aus mit seiner Peitsche auf das unermeßlich
weite, blühende Land vor ihnen.
    »Weißt du eigentlich, daß das alles
mir gehört?« fragte er Cedrik.
    »Wahrhaftig? Das alles dir – dir ganz
allein?« rief der Junge aus.
    »Und weißt du auch, daß es eines
Tages dein Eigentum sein wird?«
    »Meins?« sagte Fauntleroy, mehr erschrocken,
als erfreut. »Wann?«
    »Nach meinem Tode.«
    »Dann will ich's nicht. Du sollst nie sterben,
Großvater!«
    »Nett von dir,« bemerkte der Graf trocken.
»Trotzdem wird es eines Tages so kommen und du bist dann Graf
Dorincourt.«
    Der kleine Lord schwieg einen Augenblick und sah in die weite,
grüne Ebene hinaus, in der das Dorf zerstreut lag, dann
seufzte er tief auf.
    »Woran denkst du?« fragte der Graf.
    »Ich denke, daß ich doch noch ein recht
kleiner Junge bin, und dann auch an das, was Herzlieb mir gesagt
hat.«
    »Was hat sie dir denn gesagt?«
    »Sie sagt, es sei gar nicht leicht, reich zu sein,
und daß, wenn man so viel besitze, es einem leicht geschehen
könne, zu vergessen, daß andre weniger haben, und
daß man daran immer denken müsse, wenn man reich sei.
Ich hab' ihr erzählt, wie gut du seiest, und da hat sie
gesagt, das sei um so mehr ein Glück, als ein Graf so
große Macht in Händen habe, und wenn er nur an sich
denken würde, könnte das für viele ein
Unglück sein. Und nun hab' ich eben all die vielen
Häuser angesehen und hab' mich besonnen, wie ich's wohl machen
werde, um immer zu wissen, was die Leute brauchen, wenn ich Graf bin.
Wie hast denn du das gemacht?«
    Da Seine Herrlichkeit an seinen Pächtern nur insoweit
Anteil nahm, daß er sie fortjagte, wenn sie nicht zahlen
konnten, war die Frage etwas

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