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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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Lord ein
gutes Wort für mich eingelegt habe, und da hatt' ich mich gern
bedankt, wenn's gestattet ist, Mylord.«
    Vielleicht war er etwas erstaunt, daß ein so kleiner
Bursche in seiner Unschuld so Großes für ihn bewirkt
hatte, und daß er nun vor ihm stand, gerade wie eins seiner
weniger vom Glück begünstigten Kinder auch
hätte dastehen können, sichtlich ohne eine Ahnung von
der Bedeutung seiner kleinen Person.
    »Ich bin Eurer Herrlichkeit vielen Dank
schuldig,« begann er, »vielen Dank.«
    »O nein,« sagte Fauntleroy, »ich
habe ja nur den Brief geschrieben, gethan hat der Großvater
alles, Sie wissen ja, wie gut er gegen alle Menschen ist. Ist Mrs.
Higgins jetzt wieder gesund?«
    Higgins sah einigermaßen verblüfft aus. Von
seinem Gutsherrn als von einem Wohlthäter der Menschheit
sprechen zu hören, war ihm allzu neu.
    »Ich – ja – wohl, Euer
Herrlichkeit,« stotterte er, »der Frau geht's schon
besser, seit sie sich nicht mehr so absorgt; 's hat ihr schier das Herz
abgedrückt.«
    »Das freut mich, daß es besser
geht,« sagte Fauntleroy. »Meinem Großvater
hat's so leid gethan, daß Ihre Kinder das Scharlachfieber
gehabt haben. Er hat ja selber auch Kinder gehabt; ich bin seines
Sohnes kleiner Junge.«
    Higgins war einigermaßen in Gefahr, vom Schlage
gerührt zu werden, und hielt es für alle Falle
für geraten, den Grafen nicht anzusehen, dessen
väterliche Zärtlichkeit sich, wie jedermann
mußte, damit begnügt hatte, seine Söhne ein-
oder zweimal im Jahre zu sehen, und der, sobald eins von der Familie
erkrankte, sofort nach London abgereist war, um »dem Volk von
Aerzten und Krankenpflegerinnen« aus dem Wege zu gehen. So
eisern Mylords Nerven auch waren, ganz leicht war es nicht für
ihn, mitanhören zu müssen, wie sein warmer Anteil an
dem Scharlachfieber der Higginsschen Kinder gerühmt wurde.
    »Ihr seht, Higgins,« fiel er mit seinem
grimmigen Lachen plötzlich ein, »wie
gründlich ihr Leute euch in mir getäuscht habt. Steig
rasch ein, Fauntleroy.«

Achtes Kapitel
Reiten lernen
    Das grimmige Lächeln wurde in der nächsten
Zeit fast ein stehender Zug auf des Grafen Gesicht, und je mehr er sich
daran gewöhnte, desto weniger grimmig wurde es, und sah
schließlich einem richtigen Lächeln zum Verwechseln
ähnlich. Der alte Herr war der Gicht, Einsamkeit und seiner
siebzig Jahre etwas überdrüssig gewesen; nach einem
langen Leben voll rauschender Vergnügungen und Zerstreuungen
war die Existenz in einem noch so bequemen Fauteuil, mit dem einen
Beine auf dem Gichtstuhle und als einzige Abwechslung
Zornesausbrüche gegen die Dienerschaft etwas
eintönig. Der Graf wußte sehr genau, daß
seine Untergebenen ihn verabscheuten und daß auch die seltenen
Besucher nicht gerade aus reiner Neigung sich einfanden –
einzelne ausgenommen, die an seinen scharfen, keinen Menschen
verschonenden Sarkasmen Geschmack fanden. Lesen konnte er auch nicht
immer, und so waren ihm allmählich die langen Nächte
und die Tage zuwider geworden und seine Reizbarkeit und üble
Laune hatten sich mehr und mehr gesteigert. Da war Fauntleroy
erschienen, und zum Glück für den Knaben hatte schon
seine äußere Erscheinung den
großväterlichen Stolz befriedigt, der in seiner
Schönheit und seinem furchtlosen Auftreten das Blut der
Dorincourts zu erkennen glaubte. Dann hatte er sein kindliches
Geplauder begonnen, das den Grafen erst überrascht und dann
belustigt hatte, und das er bald angenehm und unterhaltend fand. Dem
armen Higgins durch diese kindliche Hand helfen zu lassen, war nichts
als eine Laune gewesen. Mylord nahm nicht den geringsten Anteil an
Higgins' Schicksalen, aber daß nun die ganze Gegend von seinem
Enkel sprach, und daß dieser dadurch jetzt schon eine gewisse
Popularität erwarb, befriedigte ihn, wie ihn die Neugierde und
das Interesse der Leute am Sonntag befriedigt hatte. Mylord von
Dorincourt war ein hochfahrender alter Herr, stolz auf seinen Namen und
Rang und deshalb stolz, der Welt zu guter Letzt noch einen Erben
vorweisen zu können, der würdig war, dereinst beides
zu tragen.
    Der Morgen, an dem der Pony vorgeführt wurde, war
für den Grafen so erfreulich gewesen, daß er beinahe
seine Gicht vergessen hätte. Er saß am offnen Fenster
der Bibliothek und sah zu, wie der Reitknecht das hübsche Tier
am Zügel herführte und wie Fauntleroy seine ersten
Reitstudien machte. Ob der Junge sich fürchten werde, darauf
war

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