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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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einen nicht zu unterschätzenden
Beitrag geliefert hätte. Mr. Hobbs las so viel
darüber, daß er zuletzt vollständig verwirrt
und nahezu geistesgestört wurde. Die eine Zeitung schilderte
seinen jungen Freund als ein hübsches Baby im Tragkleidchen,
die andere als einen hoffnungsvollen Schüler der
Universität Oxford, welcher dort die größten
Auszeichnungen davontrug und namentlich ganz hervorragende Gedichte in
griechischer Sprache verfaßte. Ein Blatt berichtete,
daß er mit einer jungen Dame von auffallender
Schönheit, der Tochter eines Herzogs, verlobt sei, ein andres,
daß er sich vor kurzem verheiratet habe, und das einzige, was
nirgends erzählt wurde, war, daß er ein kleiner Junge
zwischen sieben und acht Jahren mit strammen, flinken Beinen und
lockigem Haar war! Die eine Auffassung ging dahin, daß er
überhaupt kein Verwandter, sondern ein kleiner Usurpator sei,
der in New York Zeitungen verkauft und auf der Straße
geschlafen habe, bis es seiner Mutter gelungen sei, den Anwalt des
Grafen vollständig zu täuschen und für sich
zu gewinnen. Dann kamen die Beschreibungen des neuerdings aufgetauchten
Lord Fauntleroy und seiner Mutter. Einmal war sie eine Zigeunerin, das
andre Mal eine Schauspielerin, das dritte Mal eine schöne
Spanierin. Nur in dem einen stimmten alle Nachrichten überein,
daß der Graf ihr Todfeind sei und alles daran setzen werde,
die Ansprüche ihres Knaben nicht anerkennen zu
müssen, und da sich in den Papieren, die sie vorweisen konnte,
einige Ungenauigkeiten fänden, sei ein Prozeß mit
Sicherheit zu erwarten, der an sensationeller Spannung alles bisher
Dagewesene weit hinter sich lassen werde. Mr. Hobbs pflegte ganze
Stöße Zeitungen durchzustudieren, bis ihm der Kopf
brannte, und abends wurde dann alles mit Dick durchgesprochen.
Allmählich ging dabei den beiden über die Bedeutung
der Stellung eines Grafen Dorincourt ein Licht auf, und je genauer sie
erfuhren, welch glänzendes Vermögen und welch
herrliche Güter ein solcher besaß, desto
höher steigerte sich ihre Aufregung.
    »Man sollte eben etwas thun,« wiederholte
Mr. Hobbs täglich. »So einen Besitz darf man doch
nicht aus den Händen lassen – Graf hin, Graf
her.« –
    Leider konnten die beiden Freunde und Verbündeten
nichts thun, als Briefe schreiben, in welchen sie Cedrik ihrer
Teilnahme und Freundschaft versicherten, was denn auch jeder
für seinen Teil redlich that, und Mr. Hobbs versicherte ihm
noch überdies, daß, wenn es mit dem Grafen nichts
sei, ihm jederzeit ein Anteil an dem Spezereigeschäft zu Gebot
stehe und er ihn dereinst mit Vergnügen zu seinem Kompagnon
nehmen werde.
    »Dann hat er wenigstens bei uns sein gutes
Auskommen,« sagte er zu Dick, nachdem sie sich gegenseitig
ihre Briefe zu lesen gegeben hatten.
    »So ist's,« bestätigte Dick
sichtlich getröstet.
    Am nächsten Morgen erlebte einer von Dicks Kunden
eine große Ueberraschung. Es war ein junger Jurist, der eben
als Anwalt zu praktizieren begann, so arm wie junge Juristen hier und
da zu sein pflegen, aber ein begabter, energischer Mensch mit klarem
Verstand und liebenswürdigem Humor. Er hatte sich ein ziemlich
armseliges Bureau in der Nähe von Dicks Stand gemietet und war
dessen allmorgendlicher Kunde, der immer ein freundliches Wort oder
einen Scherz hatte, wenn auch der Zustand seiner Fußbekleidung
für das Auge des Fachmannes nicht allezeit befriedigend war.
    An diesem Morgen hielt der junge Gesetzeskundige, als er
seinen Fuß auf das kleine Bänkchen setzte, eine
illustrierte Zeitung in der Hand, ein auf der Höhe der Zeit
stehendes Blatt, das ungesäumt seinen Lesern in
großem Formate zum Anblicke der das Tagesgespräch
bildenden Personen und Dinge verhalf. Er überflog rasch die
Seiten, und als der zweite Stiefel in erwünschtem
Glänze prangte, reichte er dem jungen Schwarzkünstler
das Blatt.
    »Da hast du was zu lesen, Dick,« sagte er,
»kannst dir's zu Gemüt führen, wenn du bei
Delmonico dein üppiges Mahl einnimmst. So sieht ein englisches
Schloß aus und so eines englischen Grafen Schwiegertochter.
Schöne junge Frau – eine Unmasse Haar –
scheint aber da drüben viel Staub aufgewirbelt zu haben. Es
ist sehr an der Zeit, daß du, vorwärts strebender
Jüngling, dich mit einem hohen Adel und verehrten Publikum
näher bekannt machst, hier kannst du mit dem erlauchtigsten
Grafen Dorincourt und der ehrenwerten Lady Fauntleroy den Anfang,

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