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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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dessen
Hand fest. »Das Kuvert wird erst geöffnet, nachdem Sie den Betrag, den Sie uns
freiwillig zahlen wollen, Ihrerseits auf einen Zettel geschrieben haben.«

    »Ein
bisschen umständlich«, meinte Drinkwater. »Dann öffnen wir Ihr komisches
Kuvert, vergleichen die beiden Summen und beginnen zu handeln. Wozu also das
ganze Brieftheater?«
    »Warten
Sie nur ab«, rief Mäxchen. »Das Schönste kommt ja erst.« Er rieb sich vor
Vergnügen die Hände.
    »Wir
werden nicht miteinander handeln«, erklärte der Jokus.
    »Die
Beträge auf Ihrem und auf unserem Zettel sind endgültig.
    Wenn
Ihre Summe höher ist als unsere, ist der Vertrag perfekt.«
    »Und
wenn ich weniger geboten habe, als in Ihrem verrückten Kuvert verlangt wird?«
    »Dann«,
sagte Rosa lächelnd, »ist das Geschäft leider geplatzt.«
    Mister
Drinkwater machte, was er sehr selten tat, ein verblüfftes Gesicht. Er schwieg.
Und Direktor Brausewetter zog einen schwarzen und einen weißen Handschuh über.
Nun konnte kommen, was wollte.
    Nach
einer Weile zündete sich Mister Drinkwater eine seiner schwarzen Zigarren an,
blickte den Rauchwölkchen nach, starrte bekümmert auf das geheimnisvolle Kuvert
und sagte: »Die Methode ist neu. Sie sind sehr raffiniert.«
    »Beides
stimmt nicht«, erwiderte der Jokus. »Wir verstehen nichts von Geschäften. Und
die Methode ist fast hundertfünfzig Jahre alt.«
    »Sie
stammt vom alten Goethe«, rief Mäxchen. »Vom größten deutschen Dichter.«
    »Kenne
ich«, bemerkte Drinkwater. »Und derselbe Goethe hat den Trick mit dem Kuvert
erfunden? Damals gab es doch noch gar keine Filmproduzenten!«
    Rosa
lachte. »Aber Buchverleger gab es schon, und die waren auch nicht von
schlechten Eltern.«
    »Geschäftsleute
sind auf der Welt, um Geschäfte zu machen«, sagte Drinkwater. »Wo sollen wir
hinkommen, wenn uns die Dichter und Zauberer versiegelte Kuverts auf den Tisch
legen?«
    »Geschehen
ist geschehen«, bemerkte der Jokus. »Ein Verleger, ich glaube, er hieß Göschen,
wollte Goethes nächstes Buch herausbringen und erkundigte sich, was das
Manuskript koste.
    Daraufhin
schickte der Dichter einen guten Bekannten zu dem Verleger und ließ ihm das
bewusste Kuvert vorlegen. Wenn der Verleger weniger böte, als im Brief verlangt
werde, sei das Geschäft…«
    »…geplatzt«,
rief Mäxchen vergnügt.
    »Und
wie ging die Sache aus?«, fragte Drinkwater.
    »Der
Verleger dachte ziemlich lange nach.«
    »Das
kann ich gut verstehen«, meinte der Amerikaner. Er trocknete sich mit dem
Taschentuch die Stirn. Ihm war heiß geworden. »Und dann?«
    »Dann
nannte er einen hohen Betrag. Es war der höchste, den er bieten konnte. Nun
öffneten sie das Kuvert und verglichen die beiden Summen. Das Angebot des
Verlegers lag höher als Goethes Forderung. Und damit war der Handel
abgeschlossen.«
    »Ihr
großer Goethe war ein großer Halsabschneider«, erklärte Drinkwater grimmig.
»Schade, dass Sie nicht nur seine Bücher gelesen haben, sondern auch noch seine
Geschäftsbücher.«
    »Wir
wollen Sie nicht zwingen«, sagte der Jokus ruhig. »Sie können unseren Vorschlag
ablehnen.«
    »Nein,
das kann ich eben nicht. Ich will und ich werde den Film vom kleinen Mann
drehen. Deshalb muss ich die Weltrechte kaufen.«
    »Nun
gut«, sagte der Jokus. »Dann erwarten wir Ihr Angebot. Wenn der Betrag unsere
Summe im Kuvert übertrifft, ist alles in Ordnung. Denken Sie in Ruhe darüber
nach. Es eilt nicht.«
    »Ich
brauche keine Bedenkzeit«, knurrte Drinkwater. »Ich weiß, was ich Ihnen
äußerstens zahlen kann, ohne mich zu ruinieren.« Er stand auf, ging rasch zu
dem Schreibtisch an der Wand, schrieb kurz entschlossen etwas auf einen Zettel,
kam zurück, schob Jokus den Zettel hin, sagte: »Da!« und sank in seinen Stuhl.

    Der
Jokus las die Summe und schwieg. Rosa schaute auf den Zettel und machte »Oh!«.
Direktor Brausewetter blickte dem Jokus über die Schulter und murmelte:
»Donnerwetter noch mal!«
    Und
Mäxchen, der an den Zettelrand gelaufen war, um die Summe lesen zu können,
sprang von der Tischkante zum Jokus hinüber, kletterte wie ein Wiesel an ihm
hoch, gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und landete, nach eleganter
Schussfahrt, in der altgewohnten, gemütlichen Brusttasche.
    »Wir
gratulieren Ihnen«, erklärte Professor Jokus von Pokus feierlich. »Sie haben
gewonnen.«
    Mister
Drinkwater seufzte erleichtert auf.
    »Wir
werden uns bei den Filmaufnahmen große Mühe geben«, rief Mäxchen. »Und wenn der
Film fertig ist,

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