Der kleine Nadomir
betreten.«
»Du weißt also nicht, was uns in diesem Tunnel und dem Tal erwartet?« »Richtig. Ich habe keine Ahnung. Lass uns zurückgehen.«
Als sie zurückkamen, waren bereits die Zelte aufgestellt, und ein halbes Dutzend Feuer brannten.
»Ist es nicht gefährlich, die Feuer brennen zu lassen?« fragte Sadagar. »Die Wilden werden uns entdecken.«
»Sie haben uns bereits bemerkt. Wir müssen vorsichtig sein. Diese Nacht werden wir Wachen aufstellen.«
»Befürchtest du einen Überfall?«
»Ich kann ihn nicht ausschließen.«
Sadagar gesellte sich zu Duprel, Nottr und Olinga, die um eines der Feuer saßen. Er ließ sich auf ein Fell nieder, und Olinga reichte ihm einen Becher dampfenden Tee, den er dankbar annahm. Bedächtig trank er.
»Hast du irgendwann einmal den Großen Alb gesehen, Olinga?« erkundigte er sich.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, Chwum sah ihn einmal. Er hatte große Angst vor ihm.«
»Hat dir Chwum erzählt, wie der Alb aussieht?«
»Er ist ein Riese. Mehr wollte mir Chwum nicht sagen.«
»Stört es dich nicht, dass wir den Großen Alb zum Kampf stellen wollen?«
»Nein, denn jetzt gehöre ich zum Stamm der Heusen, und wir betrachten den Großen Alb als unseren Feind.«
So einfach ist das, sinnierte Sadagar und griff nach einem Stück Dörrfleisch. Ihre religiösen Empfindungen waren anscheinend nicht sehr stark ausgeprägt. Olinga trauerte auch nicht mehr um Chwum. Es war, als habe sie ihren früheren Stamm bereits vergessen.
Der Kleine Nadomir bestimmte einige Männer für die Wache, dann zog er sich in eines der Zelte zurück.
Sadagar unterhielt sich noch kurze Zeit mit Duprel, der sich noch immer nicht klargeworden war, ob er zurück nach Ugalien gehen sollte. Zwar sehnte er sich nach seiner Arbeit in der Schmiede, doch auf der anderen Seite hatte er auch Geschmack am einfachen Leben der Wilden gefunden.
Schließlich ging auch Sadagar schlafen.
Lautes Geschrei ließ ihn aufschrecken. Er sprang hoch und lief aus dem Zelt. Es war noch dunkel. Während der Nacht hatte es geschneit, und noch immer fielen dichte Flocken.
Das Gekläff der Hunde wurde durchdringender. Vereinzelt waren Schreie zu hören. »Ein Wollmammut!« pflanzte sich der Schrei fort. Nun war auch das wütende Trompeten des riesigen Tieres zu vernehmen.
Sadagar hatte schon ein paarmal mit Mammuts zu tun gehabt. Eigentlich waren es friedliche Tiere, Pflanzenfresser, die mit ihren langen Stoßzähnen die Schneekruste aufbrachen und so an die darunter liegende Nahrung gelangen konnten. Aber wenn sie gereizt wurden, gingen sie auch auf Menschen los. Der Rüssel, die Stoßzähne und die gewaltige Kraft des wuchtigen Körpers konnten überaus gefährlich werden.
Blitzschnell entzündete er ein Feuer. Einige der Jäger ergriffen die flackernden Holzstücke und liefen in die Richtung, aus der das Geschrei kam. Sadagar schloss sich ihnen an.
Allmählich wurde es hell.
Und dann erblickte er das Wollmammut. In seinen zottigen Pelz hatten sich ein paar Hunde verbissen. Einige Jäger stießen mit den Speeren auf das Untier ein, das den Kopf senkte, sich herumdrehte und mit den Stoßzähnen seine Peiniger erwischen wollte. Der lange Rüssel bewegte sich ständig, erfasste einen Hund und schleuderte ihn durch die Luft. Mehrere Jäger sprangen mit den brennenden Ästen auf das doppelt mannshohe Tier zu und versuchten, es vom Lager fortzutreiben. Aber unbeirrt stapfte es weiter, obzwar es aus unzähligen Wunden blutete.
»Das Mammut soll uns nur ablenken!« schrie jemand. »Die Alb-Krieger greifen.« Gurgelnd brach der Schrei ab.
Kleine, dunkle Gestalten liefen auf sie zu, die mit Lanzen und Steinäxten bewaffnet waren. Ein Speer raste heran und bohrte sich dem neben Sadagar stehenden Jäger in die Brust. Die Angreifer stießen durchdringende Kampfschreie aus. Jetzt war es bereits hell genug, dass man die Feinde besser sehen konnte.
Sadagar riss ein Wurfmesser aus dem Gürtel. Dann schleuderte er es, und er traf gut, denn einer der Angreifer riss die Arme hoch und stürzte tödlich getroffen zu Boden.
Das Wollmammut trompetete wütend und tobte im Lager herum. Es zertrampelte einige der Schlitten und zerfetzte die Zelte. Doch seine Bewegungen wurden immer schwächer. Endlich brach es zusammen und zerdrückte zwei weitere Schlitten.
Sadagar hatte keine Zeit, sich um das sterbende Mammut zu kümmern. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den tollkühn heranstürmenden Alb-Kriegern.
Bei den Wilden gab es keine
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