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Der kleine Nadomir

Der kleine Nadomir

Titel: Der kleine Nadomir Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Kopf und blickte Tordo gleichgültig an. Plötzlich lächelte er.
    »Steh auf, Nottr!«
    Der Barbar erhob sich langsam.
    »Gib mir dein Schwert, Nottr!«
    Gehorsam löste Nottr sein Schwert vom Gürtel und reichte es dem Wilden.
    »Gib mir deine Waffen, Adagar!« Sadagar zögerte einen Augenblick, dann öffnete er den Gürtel und hielt ihn Tordo hin.
    »Du bist ein Schamane, Weißkopf?« fragte Tordo.
    »Ein mächtiger Zauberer«, behauptete Sadagar kühn.
    »Kannst du auch Verletzungen heilen?«
    »Das gehört zu meinen Künsten.«
    Tordo schrie seinen Männern etwas zu, das Sadagar nicht verstehen konnte. Einer der Wilden verließ die Höhle, die anderen durchsuchten die Satteltaschen und heulten begeistert auf, als sie die Nahrungsmittel fanden.
    Sadagars Miene verdüsterte sich, als Tordo ihre Vorräte an seine Männer verteilte, die sich gierig darüber stürzten, als hätten sie schon tagelang nichts zwischen die Zähne bekommen. Auch Tordo schob sich ein paar Fleischbrocken in den Mund. Einer der Männer nahm den Rest an sich und verschwand aus der Höhle.
    Ein junger Jäger trat ein. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein Oberkörper war nackt. Um seinen Hals hing eine Kette aus Raubtierzähnen. Der rechte Unterarm war blutverschmiert.
    »Der Bär hat Nokko gebissen«, sagte Tordo. »Sieh die Verletzung an und heile sie!«
    Nokko blickte Sadagar misstrauisch entgegen und streckte ihm nur zögernd den verletzten Arm hin.
    Sadagar brummte und wiegte bedenklich den Kopf hin und her, als er die Wunden betrachtete. Er griff nach dem Arm und strich über den Ellbogen und den Unterarm, dann packte er zu und beobachtete das Gesicht Nokkos. Kein Muskel zuckte in Nokkos Miene.
    Da habe ich Glück , dachte Sadagar, der Arm ist nicht gebrochen. Nichts weiter als eine eher harmlose Fleischwunde.
    »In zwei Tagen ist die Wunde verheilt«, versprach Sadagar. »Ich werde sie nun versorgen.«
    Er holte einen Lederbeutel hervor, den er vom alten Kräuterweiblein erhalten hatte. Darin befanden sich einige recht wirksame Heilsalben und schmerzstillende Kräuter. Vorsichtig reinigte er die Wunde, streute ein paar der zerstoßenen Kräuter darüber und bestrich die Wunde dünn mit der intensiv riechenden Salbe.
    Der junge Jäger blickte seinen Arm verwundert an. »Die Schmerzen sind verschwunden«, sagte er verblüfft.
    »Du scheinst wirklich ein Schamane zu sein«, stellte Tordo fest und sah sich Nokkos Arm an. »Ich lasse dich und deinen Freund am Leben. Unser Schamane ist krank. Du wirst ihn heilen. Gelingt dir das nicht, wirst du sterben.«
    Das sind ja heitere Aussichten , dachte Sadagar.
    »Setzt euch nieder!« befahl Tordo und zeigte auf eine der Wände.
    Seufzend ergriff Sadagar Nottrs rechte Hand und zog ihn zur Wand hin. Dann setzten sie sich nieder.
    Nokko betastete noch immer seinen Arm. Er konnte offensichtlich nicht verstehen, dass er keine Schmerzen mehr hatte.
    Einer der Jäger schürte das Feuer. Die Flammen schossen hoch. Ein paar Männer zerrten den Bären in die Höhle.
    Niemand kümmerte sich um Sadagar und Nottr. Ein Fluchtversuch war sinnlos, das war Sadagar völlig klar. Im Augenblick blieb ihm keine andere Wahl, als sich mit seinem Schicksal abzufinden. Vielleicht wäre ihm allein die Flucht gelungen, aber keinesfalls wollte er Nottr zurücklassen.
    Die Jäger waren überaus geschickt. Mit ihren Feuersteinmessern häuteten sie den Bären blitzartig ab, breiteten das Fell aus und begannen das Fleisch von den Knochen zu lösen. Sie spießten ein paar Fleischstücke auf, die sie über dem Feuer brieten. Das restliche Fleisch warfen sie auf die Bärenhaut.
    Sadagars Augen weiteten sich, als drei Jäger den toten Wallach in die Höhle zogen. Sie schlugen ihm den Kopf ab, schnitten die Zunge heraus, die sie roh verschlangen. Dann zerlegten sie auch das Pferd. Als sie damit fertig waren, stürzten sie sich gierig auf die halb gebratenen Fleischstücke und schlangen sie heißhungrig hinunter.
    Tordo warf Sadagar ein Stück Fleisch zu, der es sofort an Nottr weitergab. Der Barbar hob die Schultern und wandte sich ab.
    Sadagar war nicht sonderlich überrascht, als die Jäger auch die zwei Stuten in die Höhle brachten, sie abhäuteten und zerlegten.
    Nottr lehnte an der Wand und schlief.
    Sadagar sah den Wilden zu, wie sie die Fleischstücke für den Transport vorbereiteten. Die Felle wurden an dünnen Baumstämmen befestigt und so zusammengeschnürt, dass sie große Taschen bildeten, die von zwei Männern

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