Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Nadomir

Der kleine Nadomir

Titel: Der kleine Nadomir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
getragen werden konnten.
    Als die Jäger damit fertig waren, ließen sie sich einfach zu Boden fallen und schliefen sofort ein.
    Das Feuer brannte langsam herunter. Sadagar hüllte sich enger in seinen Umhang. Ihm war kalt. »Beim Kleinen Nadomir«, flüsterte er verbittert, »es war alles andere als eine gute Idee, sich in das Karsh-Gebiet zu wagen.« Irgendwann schlief er ein.
    *
    Es war noch dunkel, als sie aufbrachen. Sadagar war müde, und alle Knochen taten ihm weh. Seine düstere Stimmung Passte genau zum Wetter. Es war kalt, neblig, und es regnete leicht. In die Regentropfen mischten sich immer mehr Schneeflocken, je höher sie die Geröllhalde hinaufstiegen.
    Nottr stapfte neben ihm und trug wie er einen der Sättel. Vor ihnen waren vier Jäger zu sehen, die die mit Fleisch gefüllten Felle schleppten. Hinter ihnen gingen die anderen.
    Sadagar hatte mit Tordo eine Unterhaltung beginnen wollen, doch der junge Wilde hatte auf keine seiner drängenden Fragen geantwortet. Aber Nokko hatte kurz mit ihm gesprochen. Seine Wunde war schon fast verheilt.
    Die Sicht wurde immer schlechter. Sadagar konnte nicht weiter als fünfzig Schritt sehen. Die Geröllhalde stieg steil an. Nun verstand er auch, weshalb die Wilden die Pferde getötet hatten. Hier herauf hätten ihnen die Tiere kaum folgen können.
    Ich weiß überhaupt nichts über diese Wilden, sinnierte er. Sie sahen Nottr zwar ähnlich, waren aber viel primitiver. Über die Sitten und Gebräuche der wilden Bergvölker war kaum etwas bekannt. Er wusste nicht, wie sie lebten und welche Götter sie verehrten.
    Die Steine waren feucht und glitschig. Sadagar hatte immer größere Mühe, Nottr zu folgen. »Schlaf nicht, Weißkopf!« hörte er Tordos polternde Stimme und bekam einen aufmunternden Stoß in den Rücken, der ihn taumeln ließ. Keuchend vor Anstrengung, beschleunigte er seine Schritte. Ich bin ein alter Mann, dachte er, viel zu alt für solch eine Schufterei.
    Endlich lag die Geröllhalde hinter ihnen. Nun ging es einen schmalen Saumpfad entlang, der sich sanft höher schlängelte. Die Sicht wurde noch schlechter. Der Regen war zu Schnee geworden, und ein eisiger Wind schlug ihnen entgegen.
    Eine kurze Rast wäre nicht übel, dachte Sadagar voller Hoffnung. Doch dazu kam es nicht. Die Jäger schritten trotz des immer stärker werdenden Schneefalls unverdrossen weiter.
    Er dachte wieder an Flucht. Sadagar verkrallte sich förmlich in diesen Gedanken, obzwar er genau wusste, dass jeder Fluchtversuch völlig sinnlos war. Allein auf sich gestellt, hätte er in dieser unwirtlichen Gegend nicht einmal zwei Tage überlebt. Einmal blieb er ermattet stehen und atmete tief ein. Am liebsten hätte er sich niedergesetzt.
    »Weiter, Weißkopf, weiter!«
    Verbittert blickte er seinen Peiniger an. Tordos Gesicht war nass, und er hatte sich den Bärenkopf über den Schädel gezogen. Seine Fellkleidung war schneebedeckt, und das alles war für den Wilden ganz normal.
    Knurrend vor Ärger, stapfte Sadagar den Pfad entlang. Nottr war vor ihm nur als schemenhafte Figur zu erkennen.
    Kurze Zeit danach ging es einen Berghang hoch. Zu beiden Seiten des Weges standen verschneite Tannen und Fichten. Der Schneefall wurde immer dichter. Mit der rechten Hand hielt Sadagar den Sattel gepackt, der über seinen Schultern lag; und mit der linken wischte er sich fluchend den Schnee aus dem Gesicht. Er rutschte aus, stolperte und fiel der Länge nach auf den Boden. Völlig teilnahmslos blieb er liegen.
    Ein kräftiger Arm riss ihn hoch. Der Sattel wurde ihm von Tordo abgenommen. »Geh, Alter!«
    Sadagar nickte schwach und schritt los. Ohne den schweren Sattel kam er rascher vorwärts. Innerhalb kurzer Zeit hatte er sich erholt. Der Wind war zum heulenden Sturm geworden, doch der Schneefall wurde schwächer. Nun konnte man auch etwas besser sehen. Sie schritten durch ein tief verschneites Latschenfeld. Die Jäger schienen keine Müdigkeit zu kennen. Ohne Pause stapften sie durch den knöchelhoch liegenden Schnee.
    Nun schritten sie an einer Felswand entlang über eine Ebene dahin. »Bald haben wir das Lager erreicht, Weißkopf«, sagte Tordo aufmunternd, als Sadagar wieder einmal seine Schritte verlangsamte.
    Dem Kampf mit den Caer war er entflohen, grübelte Sadagar, aber dafür war er wie schon so oft in seinem Leben in Gefangenschaft geraten. Bis jetzt hatte er es immer geschafft, sich irgendwie zu befreien, vielleicht würde er auch diesmal Glück haben. Tordos Versprechen traute er

Weitere Kostenlose Bücher