Der kleine Nadomir
traf und sich das Messer ins Hirn bohrte. Aber im flackernden Licht war ein genaues Zielen nicht möglich.
Und mit jedem weiteren Fehlwurf würde er die Bestie nur noch wütender machen.
Der Höhlenbär ging nun auf den unbeweglich da sitzenden Nottr los.
Sadagar stieß einen lauten Schrei aus, um den Bären vom Freund abzulenken, und tatsächlich wandte das mächtige Tier ihm den Kopf zu. Wieder warf Sadagar ein Messer, das im Hals des Bären steckenblieb.
Der alte Bursche stürmte nun blindwütig auf Sadagar zu, der zur Seite sprang und dabei fieberhaft überlegte. Mit dem Messer konnte er den Bären nicht töten, er musste eine andere Lösung finden.
Magie! Von Thonensen hatte er einige einfache Zauberformeln gelernt, mit denen man wilde Tiere vertreiben konnte.
»Toka hapa pmka tafadhali!« brüllte der Steinmann, bückte sich und zog einen brennenden Ast aus dem Feuer. »Nisamehe!«
Vom Ast loderten plötzlich fünf Fuß lange Feuerzungen los, die auf den Bären losrasten und ihn in ein gespenstisches rotes Licht hüllten.
Das Tier stieß ein klägliches Winseln aus und richtete sich auf den Hinterpranken auf.
Sadagar ging mit klopfendem Herzen auf ihn zu. »Nisamehe!« brüllte er wieder.
Der Feuerstrom, der den Bären einhüllte, wurde stärker. Sein Pelz fing an einigen Stellen Feuer.
»Nisamehe!«
Der Bär heulte wieder auf, ließ sich auf alle viere sinken und dachte nur mehr an Flucht.
»Nisamehe!« schrie Sadagar nochmals und verfolgte den Bären, der auf den Höhlenausgang zulief. Die Flammen, die vom Ast ausgingen, wurden kürzer und fielen dann in sich zusammen.
»Geschafft«, flüsterte Sadagar zufrieden.
Alles war so gekommen, wie Tordo vermutet hatte. Die beiden Männer hatten sich eine Höhle als Unterkunft für die Nacht gesucht. Und er hatte nicht warten müssen, bis ihn Rauchgeruch ans Ziel leitete. Die Hufspuren der Pferde waren im frisch gefallenen Schnee deutlich zu sehen. Es war schon fast dunkel, als sie die Höhle erreichten.
Tordo hob den Speer, und seine Männer blieben stehen. Er wollte sich zur Höhle schleichen und hineinsehen.
In diesem Augenblick hörte er lautes Wiehern, und der Wallach rannte aus der Höhle. Die zwei Stuten folgten ihm. Die Tiere rannten nicht auf ihn zu, sondern in die andere Richtung, die zum Ende des Tales führte. Die Pferde konnten ihnen also nicht entkommen.
Tordo wunderte sich jedoch über die Flucht der Pferde. Neugierig schlich er näher, kniete nieder und starrte in die Höhle.
Als er das wütende Fauchen des Bären hörte, wusste er genug. Er richtete sich auf und winkte die Männer heran. Dann flüsterte er ihnen Befehle zu. Sie stellten sich mit stoßbereiten Speeren im Halbkreis um die Höhle auf.
Noch einmal blickte Tordo in die Höhle, und seine Augen wurden groß. Der kleinere der Männer, sein weißblondes Haar war zerrauft, musste ein Zauberer sein, denn er ging auf den gefährlichen Bären mit einem Ast los, aus dem Flammenzungen schlugen, die den Bären einhüllten. Als der Bär die Flucht ergriff und auf Tordo zulief, sprang der Jäger zur Seite und schrie den Männern einen Befehl zu.
Heute lachte ihnen das Glück. Die Pferde gehörten ihnen, und dazu gab es noch eine Bärenjagd, die allerdings nicht ungefährlich war, da es in der Zwischenzeit schon fast dunkel geworden war.
Auf Bärenjagd ging der Stamm recht häufig, aber das war meistens im Frühling. Während der Wintermonate erkundeten sie die Höhlen rund um ihr Winterquartier. Dann brauchte man nur einen Stein oder eine Fackel in die Höhle zu werfen und konnte aus den Lauten, die die aus dem Schlaf geschreckten Tiere von sich gaben, genau schließen, was für ein Tier in der Höhle überwinterte. Und meist machten sich dann ein Dutzend Jäger an einem strahlenden Tag auf den Weg, versammelten sich vor der Höhle und warfen brennende Kiefernzweige hinein. Einige von ihnen standen dann oberhalb des Eingangs, und sobald der Bär herausstürmte, fielen ihm ein paar gewaltige Steinbrocken auf den Schädel. Der Rest war dann sehr einfach, da die anderen so lange mit den Speeren auf das Tier einstachen, bis es tot war.
Auch jetzt stürmte der Bär heraus. Seine glühenden Augen waren deutlich zu sehen.
Tordo wartete, bis das Tier im Freien war, dann sprang er tollkühn vorwärts und rammte seine Lanze in den Leib des Bären, der gequält aufheulte.
Da waren auch schon die anderen Jäger heran. Sie stachen zu, rissen die Speere aus dem Leib und sprangen zurück, um
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