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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Öffentlichkeit, und ihm ein paar Fragen stellen. Das ist alles, worauf wir aus sind.«
    Harry warf das Dossier auf einen Stapel Papiere, nahm die Brille ab und kaute auf einem Bügel.
    Ord lehnte sich vor und sprach eindringlich. »Hören Sie, Richter, wenn wir den Jungen in Gewahrsam nehmen und dann eine beschleunigte Anhörung stattfindet, dürfte die Sache erledigt sein. Wenn er unter Eid aussagt, daß er über Boyd Boyette nichts weiß, dann wird die Eingabe zurückgezogen, der Junge geht nach Hause, und die Sache ist vorbei. Reine Routine. Kein Beweis, keine Feststellung einer strafbaren Handlung, kein Schaden. Aber wenn er über das Versteck der Leiche etwas weiß, dann haben wir das Recht, es zu erfahren, und wir sind überzeugt, daß der Junge es im Verlauf der Anhörung sagen wird.«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, ihn zum Reden zu zwingen, Euer Ehren«, setzte Fink hinzu. »Wir können diese Eingabe bei Ihrem Gericht machen und eine Anhörung bekommen, oder wir können dem Jungen eine Vorladung zustellen, die ihn zwingt, in New Orleans vor der Anklagejury zu erscheinen. Wenn er hier bleibt, so wäre das unserer Ansicht nach der schnellste und beste Weg, besonders für den Jungen.«
    »Ich will nicht, daß dieser Junge vor eine Anklagejury zitiert wird«, erklärte Harry entschieden. »Ist das klar?«
    Alle nickten schnell, und alle wußten sehr gut, daß die Anklagejury eines Bundesgerichts Mark jederzeit vorladen konnte, ohne Rücksicht auf die Gefühle eines Richters. Das war typisch für Harry. Warf sofort seine schützende Decke über jedes Kind im Bereich seiner Jurisdiktion.
    »Ich würde das viel lieber vor meinem eigenen Gericht verhandeln«, sagte er, fast zu sich selbst.
    »Wir sind einverstanden, Euer Ehren«, sagte Fink. Sie waren alle einverstanden.
    Harry griff nach seinem Terminkalender. Wie gewöhnlich war er für diesen Tag mit mehr Elend angefüllt, als er bewältigen konnte. »Diese Anschuldigungen wegen Behinderung der Justiz stehen meiner Meinung nach auf ziemlich wackligen Beinen. Aber ich kann Sie nicht daran hindern, Ihre Eingabe zu machen. Ich schlage vor, daß wir diese Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen. Wenn der Junge tatsächlich nichts weiß, und ich vermute, daß das der Fall ist, dann will ich es erledigt haben. Schnell.«
    Das war allen recht.
    »Machen wir es gleich heute in der Mittagspause. Wo ist der Junge jetzt?«
    »Im Krankenhaus«, sagte Ord. »Sein Bruder wird auf noch nicht absehbare Zeit dort bleiben. Die Mutter muß ständig bei ihm sein. Mark kann kommen und gehen. Die letzte Nacht hat er bei seiner Anwältin verbracht.«
    »Das ist typisch für Reggie«, sagte Harry anerkennend. »Aber ich sehe keine Veranlassung, ihn in Gewahrsam zu nehmen.«
    Gewahrsam war sehr wichtig für Fink und Foltrigg. Sie wollten, daß der Junge einkassiert, in einem Polizeiwagen abtransportiert und in eine Zelle gesteckt wurde, damit er so eingeschüchtert war, daß er redete.
    »Euer Ehren, wenn Sie gestatten«, sagte K. O. schließlich. »Wir sind der Ansicht, daß Gewahrsam unerläßlich ist.«
    »Ach, wirklich? Ich höre.«
    McThune reichte Richter Roosevelt ein Hochglanzfoto. Lewis lieferte die Fakten. »Der Mann auf dem Foto ist Paul Gronke. Er ist ein Gangster aus New Orleans und ein enger Vertrauter von Barry Muldanno. Er ist seit Dienstagabend in Memphis. Dieses Foto wurde aufgenommen, als er den Flughafen von New Orleans betrat. Eine Stunde später war er in Memphis, und als er hier den Flughafen verließ, haben wir ihn leider aus den Augen verloren.«
    McThune präsentierte zwei kleinere Fotos. »Der Mann mit der dunklen Brille ist Mack Bono, ein überführter Mörder mit engen Verbindungen zur Mafia von New Orleans. Der Kerl in dem Anzug ist Gary Pirini, ein weiterer Mafia-Gangster, der für die Familie Sulari arbeitet. Bono und Pirini sind gestern abend in Memphis eingetroffen. Sie sind nicht gekommen, um gegrillte Rippchen zu essen.« Er hielt des dramatischen Effektes wegen kurz inne. »Der Junge schwebt in großer Gefahr, Euer Ehren. Das Heim der Familie ist ein Wohnwagen in Nord-Memphis, in einer Siedlung, die Tucker Wheel Estates heißt.«
    »Die ist mir bestens bekannt«, sagte Harry und rieb sich die Augen.
    »Vor ungefähr vier Stunden ist der Wohnwagen völlig abgebrannt. Der Brand sieht verdächtig aus. Wir halten es für Einschüchterung. Der Junge ist seit Montag nach Belieben herumgestromert. Es gibt keinen Vater, und die Mutter kann den

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