Der Klient
Wochenende geschlossen ist, und dann stellen wir sie dem Jungen und seiner Anwältin zu. Die Vorladungen werden ihr Erscheinen vor unserer Anklagejury um zehn Uhr am Montagmorgen fordern. Sie haben keine Chance, zum Gericht zu rennen und die Vorladungen für nichtig erklären zu lassen, weil es Wochenende ist und sämtliche Richter die Stadt verlassen haben. Sie werden sich nicht trauen, am Montagmorgen nicht hier aufzukreuzen. In unserem Revier, Wally. Ein Stück den Gang hinunter, hier, in unserem Gebäude.«
»Was ist, wenn der Junge nichts weiß?«
Roy schüttelte frustriert den Kopf. Dieses Gespräch hatten sie in den vergangenen achtundvierzig Stunden ein dutzendmal geführt. »Ich dachte, das stünde fest.«
»Vielleicht. Und vielleicht redet der Junge gerade jetzt.«
»Anzunehmen.«
Eine Sekretärin meldete sich über die Gegensprechanlage und meldete, Mr. Fink warte auf Leitung eins. Foltrigg ging zu seinem Schreibtisch und nahm den Hörer ab. »Ja?«
»Die Anhörung ist vorbei, Roy«, berichtete Fink. Er hörte sich erleichtert und erschöpft an.
Foltrigg drückte auf den Knopf für die Lautsprecheranlage und ließ sich in seinen Sessel sinken. Wally postierte seinen Hintern auf die Schreibtischecke. »Wally ist bei mir, Tom. Erzählen Sie, was passiert ist.«
»Nicht viel. Der Junge ist wieder im Gefängnis. Er wollte nicht reden, deshalb erkannte der Richter auf Mißachtung.«
»Wie meinen Sie das, er wollte nicht reden?«
»Er wollte nicht reden. Der Richter selbst führte sowohl das direkte als auch das Kreuzverhör, und der Junge gab zu, daß er in dem Wagen war und mit Clifford gesprochen hat. Aber als der Richter ihm Fragen über Boyette und Muldanno stellte, hat er sich auf den Fünften Verfassungszusatz berufen.«
»Den Fünften Verfassungszusatz?«
»So ist es. Er wollte nicht mit der Sprache heraus. Sagte, im Gefängnis wäre es gar nicht so schlecht, und er wüßte nicht, wo er sonst hinsollte.«
»Aber er weiß Bescheid, stimmt’s, Tom? Der kleine Gauner weiß Bescheid.«
»Oh, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Clifford hat ihm alles erzählt.«
Foltrigg klatschte in die Hände. »Ich wußte es! Ich wußte es! Ich wußte es! Das habe ich euch seit drei Tagen klarzumachen versucht.« Er sprang auf und rieb sich die Hände. »Ich wußte es!«
Fink fuhr fort. »Der Richter hat für morgen zwölf Uhr eine weitere Anhörung angesetzt. Er will den Jungen nochmal vorführen lassen, für den Fall, daß er es sich anders überlegt hat. Ich bin nicht sonderlich optimistisch.«
»Ich möchte, daß Sie bei der Anhörung anwesend sind, Tom.«
»Ja, und der Richter will auch Sie dabeihaben, Roy. Ich habe ihm erklärt, daß Sie morgen eine Anhörung wegen des Vertagungsantrags haben, und er hat darauf bestanden, daß Sie ihm per Fax eine Kopie der richterlichen Anordnung zukommen lassen.«
»Ist der Mann ein Spinner?«
»Nein, er ist kein Spinner. Er hat gesagt, er wollte diese Anhörungen in der nächsten Woche ziemlich oft abhalten, und er erwartet, daß wir als Antragsteller beide anwesend sind.«
»Dann ist er ein Spinner.«
Wally verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Diese Bezirksrichter konnten wirklich ausgemachte Idioten sein.
»Nach der Anhörung hat der Richter mit uns darüber gesprochen, den Jungen und seine Familie in das Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Er glaubt, er könnte den Jungen zum Reden bringen, wenn wir seine Sicherheit garantieren.«
»Das kann Wochen dauern.«
»Der Ansicht bin ich auch, aber K. O. hat dem Richter gesagt, das könnte in ein paar Tagen über die Bühne gehen. Offengestanden, Roy, ich glaube nicht, daß der Junge reden wird, bevor wir ihm ein paar Garantien geben können. Er ist ein zäher kleiner Bursche.«
»Was ist mit seiner Anwältin?«
»Sie gab sich ganz cool, sagte nicht viel, aber sie und der Richter sind ziemlich dicke miteinander. Ich hatte den Eindruck, daß der Junge eine Menge gute Ratschläge bekommt. Sie ist ganz und gar nicht dumm.«
Wally mußte einfach etwas sagen. »Tom, ich bin’s, Wally. Was, meinen Sie, wird übers Wochenende passieren?«
»Wer weiß? Wie ich schon sagte, ich glaube nicht, daß der Junge es sich über Nacht anders überlegen wird, und ich glaube auch nicht, daß der Richter vorhat, ihn freizulassen. Der Richter weiß Bescheid über Gronke und Muldannos Killer, und ich hatte den Eindruck, daß er den Jungen zu seinem eigenen Schutz hinter Schloß und Riegel haben will. Morgen ist
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