Der Klient
Nähe des Jugendgerichts postiert. Er kannte die Routine besser als die Polizisten selbst, und er rechnete damit, daß sie, um schnell wegzukommen, die Seitentür in der Nähe der Laderampe benutzen würden. Genau das taten sie auch, und sie hatten es fast bis zu ihrem unauffälligen Wagen geschafft, als eine massige Frau in einem Trainingsanzug aus einem geparkten Transporter sprang und ihre Nikon auf sie richtete. Die Polizisten schrien sie an und versuchten, den Jungen hinter sich zu verdecken, aber es war zu spät. Sie rannten mit ihm zu ihrem Wagen und stießen ihn auf den Rücksitz.
Großartig, dachte Mark. Es war noch nicht einmal zwei Uhr nachmittag, und bisher hatte dieser Tag das Abbrennen des Wohnwagens gebracht, seine Verhaftung im Krankenhaus, sein neues Heim im Gefängnis, eine Anhörung vor Richter Roosevelt, und nun auch noch so eine verdammte Fotografin, deren Aufnahmen von ihm bestimmt wieder eine Titelseitenstory illustrieren würden.
Als der Wagen mit quietschenden Reifen anfuhr und davonraste, sackte er auf dem Rücksitz zusammen. Sein Magen tat weh, nicht vor Hunger, sondern vor Angst. Er war wieder allein.
26
F oltrigg beobachtete den Verkehr auf der Poydras Street und wartete auf den Anruf aus Memphis. Er hatte es satt, herumzuwandern und immer wieder auf die Uhr zu sehen. Er hatte versucht, Routineanrufe zu erledigen und Briefe zu diktieren, aber es war hoffnungslos. Seine Phantasie kam nicht los von dem ermutigenden Bild von Mark Sway, der irgendwo in Memphis im Zeugenstand saß und all seine prachtvollen Geheimnisse preisgab. Zwei Stunden waren vergangen, seit die Anhörung hatte beginnen sollen, und bestimmt würde es irgendwann eine Unterbrechung geben, so daß Fink ans Telefon stürzen und ihn anrufen konnte.
Larry Trumann stand bereit und wartete gleichfalls auf den Anruf, um danach sofort mit einer Rotte Leichenjäger in Aktion zu treten. Im Laufe der letzten acht Monate hatten sie ziemlich viel Erfahrung im Graben nach Leichen gesammelt. Sie hatten nur keine gefunden.
Aber heute würde es anders sein. Roy würde den Anruf entgegennehmen und in Trumanns Büro kommen, und dann würden sie losziehen und den verblichenen Boyd Boyette finden. Foltrigg führte ein Selbstgespräch, kein Flüstern oder Murmeln, sondern eine ausgewachsene Rede, mit der er den Medien die sensationelle Neuigkeit verkündete, daß sie, jawohl, in der Tat den Senator gefunden hatten und daß er, jawohl, an sechs Schüssen in den Kopf gestorben war. Die Waffe war eine .22er, und die Geschoßfragmente stammten definitiv und ohne jeden Zweifel aus der Handfeuerwaffe, deren Spur so gewissenhaft bis zu dem Angeklagten, Mr. Barry Muldanno, zurückverfolgt worden war.
Es würde ein wundervoller Moment sein, diese Pressekonferenz. Jemand klopfte leise an, und die Tür ging auf, bevor Roy sich umdrehen konnte. Es war Wally Boxx, die einzige Person, der ein derart formloses Eintreten erlaubt war.
»Schon etwas gehört?« fragte Wally, ging zum Fenster und trat neben seinen Boss.
»Nein. Kein Wort. Ich wollte, Fink würde sich an ein Telefon bequemen. Er hat eindeutige Anweisungen.«
Sie standen schweigend da und beobachteten den Verkehr.
»Was tut sich vor der Anklagejury?«
»Das übliche. Routineverfahren.«
»Wer ist drinnen?«
»Hoover. Er schließt die Drogensache in Gretna ab. Sollte eigentlich heute nachmittag fertig werden.«
»Ist vorgesehen, daß sie morgen arbeiten?«
»Nein. Sie hatten eine harte Woche. Wir haben ihnen gestern versprochen, daß sie morgen frei haben können. Woran denken Sie?«
Foltrigg verlagerte sein Gewicht und kratzte sich am Kinn. Sein Blick wirkte abwesend, und er beobachtete die Wagen unten, sah sie aber nicht. Angestrengtes Denken fiel ihm manchmal überaus schwer. »Überlegen Sie mal. Wenn der Junge aus irgendeinem Grund nicht redet, und wenn Fink mit der Anhörung eine trockene Bohrung niederbringt, was tun wir dann? Ich würde sagen, wir gehen vor die Anklagejury, lassen sowohl für den Jungen als auch für seine Anwältin Vorladungen ausstellen und beordern sie hierher. Der Junge hat bestimmt schon jetzt die Hosen voll, und dabei ist er noch in Memphis. Er wird völlig eingeschüchtert sein, wenn er hierher kommen muß.«
»Weshalb wollen Sie seine Anwältin vorladen?«
»Um sie einzuschüchtern. Pure Schikane. Sie müssen beide aufgerüttelt werden. Wir lassen die Vorladungen heute ausstellen, halten sie morgen bis zum späten Nachmittag zurück, wenn alles übers
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